3. Fluorpolymer-Seminar für anerkannte Kunststoff-Schweißerprüfer bei der SIMONA AG in Kirn
Vom 21. bis 23. September 2022 wurde auf Initiative der DVS-Arbeitsgruppe W 4.6 „Schulung und Prüfung“ sowie dem Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) nun schon zum dritten Mal das Seminar zum „Schweißen und Prüfen von Fluorkunststoffen“ veranstaltet. Eingeladen dazu waren die anerkannten Kunststoff-Schweißerprüfer.
Die Veranstaltung fand wie beim ersten Mal wieder bei der Firma SIMONA AG in Kirn an der Nahe statt, unter der Leitung von Werner Mieschke, dem Leiter der DVS-Arbeitsgruppe AG W 4.1b „Warmgasschweißen“. Teilgenommen haben 20 Prüfer und Sachverständige von verschiedenen Niederlassungen der TÜVs, von Handwerkskammern, Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalten sowie von diversen von DVS-PersZert zugelassenen Prüfstellen. Die hohe Teilnehmerzahl hätte fast den Rahmen der Möglichkeiten gesprengt, konnte jedoch dank der hervorragenden Organisation und Unterstützung durch den Gastgeber, der Firma SIMONA, reibungslos durchgeführt werden.
Was macht die Werkstoffgruppe der Fluorpolymere, zu der neben dem schon länger bekannten PVDF auch die „jüngeren“ Werkstofftypen ECTFE, FEP, PFA und auch das modifizierte PTFE-M gehören, so interessant für den Rohrleitungs- und Apparatebau? Es sind vor allem ihre fast schon universelle Widerstandsfähigkeit gegenüber Chemikalien und Lösemitteln sowie ihre im Vergleich zu den Standardkunststoffen deutlich höhere Temperaturbeständigkeit. Weitere vorteilhafte Eigenschaften sind unter anderem ihre höchste Reinheit und ebenso ihre glatte und antiadhäsive Oberfläche.
Allerdings ist insbesondere bei den sogenannten perfluorierten Werkstoffen PFA und FEP eine geringe Eigenfestigkeit „nachteilig“, sodass diese Werkstoffe überwiegend im Verbund mit Trägermaterialien aus Metall- oder GFK als Oberflächenschutz eingesetzt werden. Hinzu kommen die schwierige, auf die jeweilige Applikationsform abgestimmte Verarbeitung. Die Bauteilmontage mittels handwerklicher Kunststoffschweißverfahren stellt äußerst hohe Anforderungen an das Schweißpersonal.
Neben dem Warmgasschweißen ist insbesondere das Warmgasziehschweißen bei beiden Applikationsformen das meistangewendete Verfahren. Stellt dieses Schweißverfahren als ein rein handwerkliches Verfahren sowieso schon hohe Anforderungen an die Schweißer, werden diese wegen der dreimal längeren Schweißzeit und der Pflicht zum Tragen von Atemschutz-masken nochmals um ein Vielfaches höher belastet. Außerdem erfordern schon die naturgemäß hohen Betriebs- und Sicherheitsanforderungen an die Bauteile auch ein Höchstmaß an Sicherheit des Oberflächenschutzes und an dessen Schweißnähte.
Die DVS Arbeitsgruppe W4.1b hat mit den Beiblättern 3 zu den Richtlinien DVS 2207-3 und -4 deshalb stark praxisbezogene Richtlinien für das Warmgasschweißen der Fluorkunststoffe erstellt, welche dann letztlich auch für die Schulung und Qualifizierung des Schweißpersonals herangezogen werden können. Im Hinblick auf die Schweißerprüfung wurde dann analog hierzu das Beiblatt 3 zur Richtlinie 2212-1 ebenfalls neu erstellt. Naheliegend ist dann natürlich, dass auch die Ausbilder und Schweißerprüfer über umfassendes Prozess- und Werkstoffverständnis sowie die erforderlichen Fertigkeiten verfügen müssen, um die das Schweißpersonal adäquat zu weiterzubilden. Dies zu vermitteln, war Sinn und Zweck des Seminars bei der Firma SIMONA und wurde nach Ansicht aller Teilnehmer durch die theoretischen Unterweisungen und die praktischen Übungen hervorragend erreicht.
(Quelle: Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV))
Schlagworte
ApparatebauFachkräftequalifizierungKunststoffeQualitätssicherungRohrleitungsbauSchweißtechnikWarmgasschweißenWarmgasziehschweißen