Fachbeitrag
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01.11.2019

Atemschutzsysteme für Schweißerarbeitsplätze auswählen und fachgerecht warten

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Schweissen und Schneiden

Autor: Christian A. Ripken, Personal Safety Division – Anwendungstechnik, 3M Deutschland GmbH, Neuss


Atemschutzsysteme für Schweißerarbeitsplätze auswählen und fachgerecht warten

Arbeitsschutz und Effektivität gehen beim Schweißen Hand in Hand: Schweißerschutzmaske und Atemschutz schützen nicht nur vor möglichen gesundheitlichen Risiken, sondern sind gleichzeitig ein unverzichtbares Werkzeug, mit dem der Schweißer seine Arbeit konzentrierter, ausdauernder, sicherer und unterm Strich auch produktiver ausführen kann. Umso wichtiger ist es, die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und dabei insbesondere den Atemschutz individuell passend für den jeweiligen Arbeitsplatz auszuwählen sowie für eine fachgerechte Wartung und Pflege zu sorgen.

Das Einatmen von Schweißrauch stellt ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Schon in geringen Mengen kann dies sowohl zu Kopf- und Halsschmerzen als auch zu Langzeitschäden, zum Beispiel Krebs, führen. Sowohl Chrom(VI)-Verbindungen als auch Nickeloxide gelten als krebserzeugend. Mangan wiederum kommt häufig in Stahl und Schweißzusätzen vor, wo es Härte und Haltbarkeit des Werkstoffs fördert. Wenn es erhitzt wird und mit Sauerstoff in der Luft reagiert, bildet es gefährliche Oxiddämpfe.

Die Zusammensetzung der Dämpfe unterscheidet sich dabei abhängig vom Schweißverfahren, etwa beim Metall-Inertgas(MIG)-/Metall-Aktivgas(MAG)-Schweißen oder beim Wolfram-Inertgas(WIG)-Schweißen. Zusätzliche Belastungen in der Umgebungsluft können zudem bei der Bearbeitung beschichteter Bauteile auftreten. Für diese Tätigkeiten bietet etwa die 3M Deutschland GmbH, Neuss, eine geeignete und umfassende Bandbreite an PSA: Beim Schweißen und Schleifen empfehlen sich grundsätzlich Partikelfilter. Sollten beschichtete Bauteile verarbeitet werden oder Flussmittel zum Einsatz kommen, die unter Umständen gasförmige Schadstoffe freisetzen, kann ein zusätzlicher Gasfilter notwendig werden.

Die geeignete Atemschutzlösung finden

Schon bei der Auswahl der Atemschutzlösung ist ein hohes Maß an Sorgfalt und Fachwissen erforderlich. Da das Wirkspektrum vieler Schadstoffe vielfältig ist, muss das spezifische Gesundheitsrisiko für jeden einzelnen Arbeitsplatz sehr genau ermittelt werden. Dabei haben Arbeitsschutzverantwortliche im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung unter anderem folgende Fragen zu klären:

  • Welche Schadstoffe in Form von Partikeln und/oder Gasen und Dämpfen be-lasten die Luft?
  • Wie hoch ist die Konzentration der Schadstoffe?
  • Genügt der Schutz der Atemwege, oder ist weitere PSA, zum Beispiel ein Blend-schutz vor dem Lichtbogen, ein Augen-, Gesichts- und Kopfschutz erforderlich?
  • Muss der Mitarbeiter mit der Atemschutzausrüstung anstrengende körperliche Arbeiten durchführen?
  • Wie lang ist die Tragedauer?
Mit den richtigen Filtern versehen, schützen etwa „Adflo“-Gebläse-Atemschutzsysteme vor Partikeln und, bei Bedarf, auch vor einer Kombination aus Gasen, Dämpfen und Partikeln. - © 3M
Mit den richtigen Filtern versehen, schützen etwa „Adflo“-Gebläse-Atemschutzsysteme vor Partikeln und, bei Bedarf, auch vor einer Kombination aus Gasen, Dämpfen und Partikeln. © 3M
Filterwechsel nicht vergessen

Zusätzlich zur vorgeschriebenen Dokumentation der Wartung der Systeme ist es empfehlenswert, auch den regelmäßigen Filterwechsel zu dokumentieren. Partikelfilter etwa setzen sich mit der Zeit mechanisch mechanisch zu. Bei Gebläsesystemen steigt mit dem sich zusetzenden Filter der Widerstand an, der Motor dreht daher höher – bei ihnen beugt ein regelmäßiger Filtertausch somit gleichzeitig technischen Problemen vor. Überdies sind die Gebläsesys-teme mit einer aufwendigen Elektronik ausgestattet. Der Luftstrom zum Kopfteil, die Batterie sowie die Filtersättigung von Partikelfiltern werden permanent überwacht. Bei einer Störung, zum Beispiel einer zu geringen Batterieleistung oder einem zu geringen Luftstrom im Kopfteil, wird automatisch ein Alarm ausgelöst.

Die erreichbaren Standzeiten von Filtern hängen vom jeweiligen Anwendungs-bereich und zahlreichen weiteren Faktoren ab und sind damit sehr individuell. Schadstoffart und -konzentration zählen ebenso zu den Einflussgrößen wie Filterdurchflussraten, Nutzungszeiten pro Tag sowie Luftfeuchtigkeit und -temperatur. Daraus können sich Standzeiten pro Filter von wenigen Minuten bis zu wenigen Wochen ergeben. Wichtig zu wissen: Der Zustand der Filter dient nicht nur dem optimalen Schutz der Mitarbeiter, sondern ist – bei Gebläsesystemen – auch wesentlich für den zuverläs-sigen Betrieb des Atemschutzgeräts.

Ein wesentlicher Aspekt eines hochwertigen Atemschutzes ist sein Tragekomfort, denn er entscheidet über die Akzeptanz beim Anwender. Wenn Atemschutzmasken das Atmen erschweren, das Gewicht der Ausrüstung drückt, sich Wärme und Feuchtigkeit darunter stauen, die Beweglichkeit oder das Sichtfeld eingeschränkt ist, dann fehlt oft die Bereitschaft der Mitarbeiter, den Atemschutz konsequent zu tragen. Ein komfortables, ergonomisch gut gestaltetes Gebläse-Atemschutzsystem hingegen kann die Arbeitssituation für Schweißer spürbar verbessern. Bei der Auswahl sollten Arbeitsschützer neben den möglichen Gefahren auch die Arbeitsbedingungen wie Hitze, Hygiene oder starke körperliche Anstrengung berücksichtigen. Ein optimaler Schutz verbindet sich somit stets mit hohem Komfort. Das wiederum steigert die Produktivität, weil die Mitarbeiter sauberer, sicherer, schneller und effizienter arbeiten.

(erschienen in: SCHWEISSEN UND SCHNEIDEN, Ausgabe 10/2019)