Absaugbrenner in der Schweißtechnik
Wie ist der Trend zum Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Schweißfachkraft?
Hat Ihnen Ihre TÜV-Prüfstelle schon einmal trotz schlechter Abgaswerte die Plakette verabreicht? Oder haben Sie in den letzten 15 Jahren in einem Restaurant in Deutschland jemanden eine Zigarette anzünden gesehen? Warum sollten Schweißerinnen und Schweißer dann weiterhin ohne Rauchgas-Absaugbrenner arbeiten, wenn doch bekannt ist, wie gesundheitsschädlich Schweißrauch ist?
Der TÜV verlangt, dass der Motor Ihres Fahrzeugs in einer Werkstatt korrekt eingestellt wird, dann erst bekommen Sie eine neue Plakette. Beim Restaurantbesuch wird draußen geraucht und die anderen Gäste können ungestört weiteressen. Regeln haben ihren Grund. Das gilt auch für das Schweißen.
In Deutschland gibt die Berufsgenossenschaft klare Richtlinien zum Umgang mit Schweißrauch vor. Auch in anderen Ländern werden die Vorschriften strenger.
Beispiele dazu: In Großbritannien hat die Health and Safety Executive (HSE) seit Februar 2019 strengere Anforderungen an die Einhaltung von Staubgrenzwerten eingeführt. Beispielsweise wurde das Schweißen von Baustahl als krebserregend eingestuft, was spezielle Schutzmaßnahmen erfordert. Der Grenzwert für A-Staub in Großbritannien liegt bei 4 mg/m³, was für Partikel unter 5 μm gilt, die bis in die Bronchiolen der Lunge gelangen können. Diese Werte unterliegen strenger Kontrolle.
In Australien wurden die Grenzwerte für Feinstaub seit Januar 2024 verschärft. Die Work Health and Safety Ministers haben die Werte auf 1 mg/m³ für einen 8-Stunden-Tag und eine 5-Tage-Woche gesenkt. Dies liegt unter dem in Deutschland seit 2014 gültigen Grenzwert von 1,25 mg/m³ für A-Staub. Produzierende Unternehmen müssen sich dort auf verstärkte Kontrollen einstellen.
In den letzten Jahren hat sich viel getan, um Schweißfachkräfte vor den gesundheitsschädlichen Rauchgasen zu schützen. Weitere Länder werden strengere Regeln zum Umgang mit Schweißrauch einführen. Was spricht also weiterhin dagegen, dass Absaugbrenner zum neuen Standard werden?
Absaugbrenner werden immer noch abgelehnt
Absaugbrenner sind unhandlich, schwer und lassen keine gute Sicht auf den Prozess zu. Dies sind die am meisten verbreiteten Einwände gegen den Einsatz von Schweißrauch-Absaugbrennern. Wer möchte sich schon mit einem großen, schweren Handbrenner durch seine Schicht kämpfen und mit Überlastungsschmerzen in den Feierabend gehen? Bei älteren Modellen trifft dies sicher zu.
Moderne Schweißrauch-Absaugbrenner sind kaum noch mit ihren Vorgängern vergleichbar. Die heutigen Modelle fühlen sich beim Arbeiten fast wie Standard-Schweißbrenner an. Die Materialien und das Design der Absaugbrenner und Schlauchpakete wurden optimiert. Speziell entwickelte Drehmechanismen sorgen für ein ausbalanciertes Gewicht und eine verbesserte Ergonomie. Weniger Ermüdung beim Schweißen ist die positive Folge daraus. Das schlankere Frontend bietet eine bessere Zugänglichkeit und Sicht auf den Prozess.
Daran erkennen Sie einen guten Rauchgas-Absaugbrenner
Die folgenden Eigenschaften kennzeichnen einen guten Schweißrauch-Absaugbrenner:
- Leicht und ergonomisch
- Gute Zugänglichkeit und Sicht auf den Prozess
- Effiziente Rauchgasaufnahme ohne Beeinträchtigung der Schutzgasabdeckung
Ergonomie und Handling:
Ein WIG- oder MIG/MAG-Absaugbrenner der xFUME®-Serie von ABICOR BINZEL liegen in der Hand wie normale Schweißbrenner. Der optimierte Handgriff und das Kugelgelenk am Schlauchpaket geben diesen Absaugbrennern eine größere Bewegungsfreiheit, wodurch sie sich leicht führen lassen.
Sicht auf den Prozess:
Absaugdüsendesign
Beim Design einer Absaugdüse muss auf die Entfernung der Absaugdüse zum Prozess genauso geachtet werden, wie auf die Größe Düsenöffnungen.
Befindet sich die Absaugdüse nah am Prozess, kann sie mehr Rauchgase aufnehmen. Ist sie allerdings zu nah, besteht jedoch die Gefahr von Gasturbulenzen und Schutzgas kann ungewollt mit aufgesaugt werden. Ist die Absaugdüse andererseits weit weg vom Prozess, nimmt sie möglicherweise nicht genug Rauchgase auf. Der richtige Abstand der Absaugdüse zum Prozess und genügend große Düsenöffnungen sind also Voraussetzung für ein ideales Absaugdüsendesign. Strömungssimulationen helfen den Entwicklern bei der optimalen Gestaltung.
Renommierte Hersteller bieten verschiedene kombinierbare Verschleißteile an, um die Absaugbrenner an unterschiedliche Anwendungen anzupassen.
Effiziente Rauchgasaufnahme:
Der Absaugschlauch muss dieselben Voraussetzungen erfüllen wie die Griffschale. Sein Durchmesser muss groß genug sein, um genügend Rauchgase durchleiten zu können ohne, dass der Unterdruck den zulässigen Höchstwert überschreitet. Die Strömungssimulation ist für die Entwicklung von Schlauchpaketen eine wertvolle Technik. Sie visualisiert den Weg der aufgenommenen Rauchgase und macht Störkonturen durch Verwirbelungen sichtbar. Ein effizientes Absaug-Schlauchpaket führt die Rauchgase möglichst laminar und ohne Verwirbelungen zum Absauggerät.
Wie stark sollte der Volumenstrom bei einem Absaugbrenner sein? Am besten so stark wie möglich, wobei der Prozess nicht beeinträchtigt werden darf. Die Schutzgasabdeckung muss also in jedem Moment gewährleistet sein. Die DIN-Norm DIN EN ISO 21904 bietet genaue Informationen zu den Absaugleistungswerten. Nach dieser Norm zertifizierte Absaugbrenner erfüllen garantiert die dort angegebenen Mindestanforderungen. Sie erkennen diese an der Kennzeichnung im hinteren Bereich des Schlauchpakets.
Absaugbrenner und Absauggerät – ein untrennbares Team
Heutzutage gibt es viele Anbieter und Modelle von Rauchgas-Absaugbrennern. Man sollte jedoch nicht einfach einen Absaugbrenner an ein beliebiges Absauggerät anschließen und davon ausgehen, dass diese Kombination mit der Absaugleistung schon passen wird. Absaugbrenner und Absauggeräte müssen unbedingt aufeinander abgestimmt sein. Sind sie es nicht, besteht entweder die Gefahr von ungenügender Schutzgasabdeckung und als Folge Porenbildung. Oder es werden nicht genug Rauchgase aufgenommen und der Arbeitsschutz ist nicht gewährleistet. Eine Messung der tatsächlichen Absaugleistungswerte Ihrer Systeme wird daher unbedingt empfohlen.
Rauchgasabsaugung: Welche Absaugbrenner sind gut?
Wer einen Absaugbrenner möchte, der gut und ausbalanciert in der Hand liegt,
immer eine optimale Schutzgasabdeckung gewährleistet und eine freie Sicht auf den Prozess gewährt, sollte die xFUME®-Reihe von ABICOR BINZEL testen. Diese Absaugbrenner gibt es in unterschiedlichen Ausführungen:
Der xFUME® PRO ist ideal für leistungsstarkes MIG/MAG-Schweißen. Sind besonders hohe Temperaturen und lange Schweißzeiten an der Tagesordnung, empfiehlt sich die xFUME® PRO HD-Serie. Der xFUME® COMPACT ist für leichte Arbeiten, Nacharbeiten sowie Reparaturen optimal. Für WIG-Schweißen empfiehlt sich der xFUME® TIG.
Selbstverständlich bieten auch andere Hersteller ergonomische Absaugbrenner an. Jeder eingesetzte Absaugbrenner unterstützt die Gesundheit der Schweißfachkräfte. Wichtig ist, dass Rauchgas-Absaugbrenner akzeptiert und neue Entwicklungen erprobt werden. Erfahrungen aus früheren Zeiten werden damit schnell vergessen sein.
Viele Schweißerinnen und Schweißer sind sich der Gefahren von Schweißrauch, der zum Teil über viele Jahre ohne Schutzmaßnahmen eingeatmet wurde, leider immer noch nicht vollständig bewusst. Wir merken aber, dass langsam ein Umdenken stattfindet – sowohl bei Schweißfachkräften wie auch bei den Verantwortlichen in Unternehmen.
Institutionen und ihre Ziele
Absaugtechnik wird mehr und mehr Einzug in produzierende Unternehmen nehmen. Dies betrifft sowohl das Handschweißen als auch das automatisierte Schweißen. Verbände wie das IIW (International Institute of Welding) arbeiten eng mit Industrie, Forschung und Ausbildung zusammen. Sie definieren Normen (z. B. ISO), entwickeln Best Practices und fördern den Wissensaustausch. Das IIW unterstützt auch die Ausbildung, Weiterbildung, Qualifikation sowie Zertifizierung von Personal und Unternehmen.1
Innerhalb des IIW gibt es unterschiedliche Arbeitsgruppen. Eine dieser Arbeitsgruppen beschäftigt sich ausführlich mit „Gesundheit, Sicherheit und Umwelt“ und ist aus weltweit führenden Experten der Sicherheits- und Schutzforschung zusammengesetzt. Die EWF (European Welding Federation) und die EWA (European Welding Association) sind weitere international aufgestellte Institutionen, die innerhalb Europas mit dem IIW zusammenarbeiten.
Diese Institutionen verfolgen unter anderem folgende Ziele:
- EU-weite Harmonisierung der Schutzmaßnahmen beim Schweißen
- Festlegung klarer und messbarer Arbeitsplatzgrenzwerte für alle Substanzen, die für den menschlichen Körper sehr gefährlich sind
- Internationale Angemessenheit der EU-Grenzwerte
- Europaweites Informationssystem für das Ausbilden und Schulen von Schweißfachkräften, Unternehmen und das einheitliche Anwenden von Richtlinien
- Finanzielle Förderprogramme für KMUs für die Einführung von persönlicher Schutzausrüstung und Absaugsystemen
Großes Potenzial: Absaugbrenner
Rauchgas-Absaugbrenner haben das Potenzial, in der Zukunft zum Standard zu werden. Zurückblickend sind die Entwicklungen der letzten Jahre tatsächlich sehr beeindruckend. Und auch in Zukunft wird sich die Technik weiter verbessern. Institutionen wie das IIW werden ihre Ziele weiterverfolgen und ausbauen, immer zum Wohl der Schweißerinnen und Schweißer, die täglich großartige Arbeit leisten.
1 Quelle: DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V., IIW Statement Schweißrauch, Februar 2023
(Quelle: Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG)
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