Sei ganz du selbst! – Authentisch führen und handeln
Das Echte steht und stand schon immer hoch im Kurs. Unverstellt und menschlich sollen sie wirken, ganzheitlich denkende und einfühlende Personen sollen sie sein und eigenverantwortlich agieren, wie es die jeweilige Situation erfordert. Mit anderen Worten: erfolgreiche und gesunde Organisationen brauchen authentische Führungspersönlichkeiten. Auch für Moderatoren und Coaches ist Authentizität wichtig. Aber angesichts der Vielfalt von Persönlichkeiten offenbart sich authentisches Verhalten je nach Charakter unterschiedlich.
Um beurteilen zu können, ob sich jemand im Einklang mit seinem wahren Ich befindet, muss er oder sie dieses erst einmal kennen. Das Problem dabei ist: Die meisten Menschen kennen ihr eigenes, wahres Ich nicht. Dabei gehört es zum Tagesgeschäft für jeden von uns, das herauszufinden.
Nur wer weiß, wer er ist, kann authentisch handeln
Eines vorab: Es gibt keinen perfekten und keinen komplett selbstbewussten Menschen. Unsere Persönlichkeit entwickelt sich jeden Tag weiter und die täglichen Erlebnisse verändern unsere Wahrnehmung bzw. unser authentisches Verhalten. Um herauszufinden, wer man wirklich ist, hilft die ehrliche Beantwortung folgender Fragen:
- Warum lebe ich genau so, wie ich lebe?
- Nach welchen Kriterien habe ich bisher meine Entscheidungen getroffen?
- Welche Stärken besitze ich für ein authentisches Leben?
- Welche Schwächen habe ich?
Die Schnelllebigkeit unserer Zeit, befeuert durch ein hohes Tempo bei der digitalen Transformation, erfordert eine hohe Elastizität und Agilität im Verhaltensbereich. Die Basis hierfür bildet unsere Selbstwahrnehmung. Nur wer sich selbst und sein Alleinstellungsmerkmal kennt, kann sich dem Wandel der Zeit anpassen und ist nachhaltig erfolgreich. Authentisch zu sein bedeutet, in den unterschiedlichsten Situationen natürlich und entspannt zu sein. Menschen spüren sofort, wenn ihr Gegenüber ein "falsches" Verhalten an den Tag legt oder selbst nicht an das glaubt, was er sagt. Der Eindruck der Unaufrichtigkeit, der durch dieses nicht-authentische Verhalten vermittelt wird, löst beim Gegenüber schnell Unbehagen aus.
Glaubwürdig agieren und echt wirken
Authentisch zu sein ist keine Freifahrkarte für ein Verhalten, in dessen Mittelpunkt die Einstellung steht: “ich bin, was ich bin - seht zu, wie ihr damit klarkommt”. Authentisch zu sein bedeutet, mit sich selbst im Reinen zu sein und Vertrauen in das zu haben, was man tut und sagt. Authentische Menschen loben sich nicht selbst und versuchen nicht, etwas darzustellen, was sie nicht sind. Der "Markenkern" authentischer Menschen ist die Aufrichtigkeit in allem, was sie tun.
Neben Führungspersönlichkeiten gilt die Bedeutung des altgriechischen "authentikos" (echt, original) in besonderem Maße auch für Moderatoren. Treten sie authentisch auf - das heißt, agieren sie glaubwürdig und wirken echt -reagieren andere positiv auf sie. Authentizität wird auch in einem Atemzug mit Ehrlichkeit, Integrität und Loyalität genannt. Authentische Menschen sagen, was sie denken und tun, was sie sagen ("walk the talk"). Sie bleiben sich und ihren Werten treu, auch wenn dies für ihre Karriere nachteilig sein könnte. Sie sind sich ihrer Rolle bewusst und wissen, was sie von anderen erwarten können. Sie können Schwächen und Fehler zugeben. Schauspieler dagegen gehören ins Theater.
Kriterien für authentische Menschen
Nur wer sein wahres Ich kennt, kann seine Aufmerksamkeit auch auf andere Menschen richten. Aber was braucht es, um ein authentischer Mensch zu sein?
Bewusstsein
Authentische Menschen sind sich nicht nur ihrer Stärken und Schwächen bewusst, sondern auch ihrer Gefühle und Motive. Sie wissen genau, warum sie in bestimmten Situationen nach einem bestimmten Muster handeln. Sie sind in der Lage, durch Selbstreflexion ihr Handeln bewusst zu erleben und zu beeinflussen. Dadurch erst entsteht authentisches Verhalten.
Ehrlichkeit
Oftmals reden wir uns unser Verhalten schöner, als es wirklich ist. Dabei muss, wer authentisch sein will, der Realität ins Auge blicken und sich auch mit unangenehmen Tatsachen arrangieren. Dazu gehört es, eigene, negative Verhaltensweisen als Teil unseres authentischen Verhaltens - die uns vielleicht stören, die wir aber trotzdem nicht ändern können - zu akzeptieren.
Konsequenz
Wer authentisch sein will, muss auch seinen Wertvorstellungen entsprechend handeln. Das gilt für diejenigen Prioritäten, die man sich selbst gesetzt hat, aber auch für den Fall, dass man sich dadurch Nachteile einhandelt. Denn diese Konsequenz zeugt von Charakterstärke als wesentlicher Faktor für Authentizität.
Aufrichtigkeit
Zur Authentizität gehört die Fähigkeit, Größe zu zeigen und zu seinen negativen Seiten zu stehen. Eigene Fehler zuzugeben und sich aufrichtig dafür zu entschuldigen, löst bei fast allen Menschen Respekt und eine wohlwollende Haltung aus. Ehrlichkeit wird in den allermeisten Fällen als authentisches Verhalten honoriert.
Von den Vorteilen, authentisch zu sein
Auf der Suche nach der eigenen Authentizität stellen sich viele die Frage, warum Menschen überhaupt authentisch sein möchten. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand. Authentische Menschen
- besitzen ein stärkeres Selbstwertgefühl, weil sie ihre eigenen Stärken kennen und sich mental auch darauf verlassen können,
- treffen leichter Entscheidungen, weil sie dem eigenen Urteilsvermögen vertrauen,
- sind im Alltag entspannter und leben viel befreiter, weil sie nicht alle Anforderungen anderer Personen an sie erfüllen müssen,
- leben erfolgreicher, denn die eigenen Entscheidungen fühlen sich richtig an, weil sie für ein authentisches Leben bewusst getroffen werden.
Besonders Unternehmensgründer profitieren von den Vorteilen der Authentizität, wenn gerade zu Beginn viele Entscheidungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit anstehen und Kunden bzw. Investoren überzeugt werden müssen.
Hemmschuh Ängste
Ängste halten viele Menschen davon ab, authentisch zu sein. Dabei macht es wenig Sinn, sich selbst einreden zu wollen: "Ich bin jetzt einfach ab sofort nicht mehr ängstlich und dadurch selbstbewusster." Es geht vielmehr darum, die eigenen Ängste zu kennen und zu kontrollieren. Angst zu haben, ist keine Schande. Ganz im Gegenteil, seine Angst zu kommunizieren und zuzugeben macht einen Menschen authentischer bzw. stärkt das authentische Verhalten.
Schwäche in Stärke verwandeln
Seine Nervosität in einer wichtigen Präsentation, zum Beispiel bei der Suche nach einem Investor, zuzugeben, ist der erste und ein entscheidender Schritt, den Adressaten für sich zu gewinnen. Denn zuzugeben, dass man aufgeregt ist, ist menschlich, ehrlich und damit authentisch. Dies gelingt zum Beispiel mit den Worten "Um ehrlich zu sein, bin ich gerade richtig aufgeregt, aber ich habe mich gut vorbereitet und bin sicher, dass Ihnen mein Produkt gefallen wird." Somit stellt man sich zwar seiner Angst, lässt sie aber nicht die Kontrolle übernehmen und genau das wirkt authentisch.
Konsequente Entscheidungen
Ansichten können sich im Laufe der Zeit immer wieder verändern, und die Persönlichkeit entwickelt sich weiter. Das Festhalten an den grundsätzlichen Werten muss aber eine Konstante im Leben bleiben, um sich die eigene Authentizität zu bewahren. Das heißt auch, dass man zu den einmal gesetzten Prioritäten und den getroffenen Entscheidungen steht. Das setzt wiederum voraus, dass man sich selbst reflektiert, um die richtigen Werte für ein authentisches Leben herauszufinden. Authentisch zu sein, heißt auch, konsequent in den Aussagen und im Verhalten zu sein. Einem Freund, der einen verletzt hat, schon zum dritten Mal eine letzte Chance zu gegeben, zeugt von wenig Konsequenz in den eigenen Aussagen.
Respekt gegenüber den Mitmenschen
Wer Authentizität ausstrahlen möchte, sollte nicht nur sich selbst und seinen eigenen Charakter akzeptieren, sondern - was noch viel wichtiger ist - die Stärken und Schwächen seiner Mitmenschen annehmen. Andere, divergierende Meinungen, verlangen nicht nur eine angemessene Wertschätzung, sondern können auch eine Bereicherung für ein authentisches Leben sein. Authentisch wirkt, wer sich seinen Mitmenschen nicht überlegen fühlt und die Vielfältigkeit der Persönlichkeiten zu schätzen weiß.
Reflexion des eigenen Auftritts
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – das gilt auch für authentisches Verhalten. Deshalb ist es wichtig, das eigene Verhalten und die Reaktionen der Gesprächspartner darauf zu reflektieren. Wer täglich, nicht nur ein paar Tage oder Wochen lang, seine Verhaltensweisen überprüft, gewinnt an Sicherheit und strahlt immer mehr Authentizität aus. Jeder Tag bietet eine Chance, sich selbst und das eigene Verhalten zu hinterfragen, um täglich auf dem Weg zur angestrebten Authentizität einen Schritt weiterzukommen.
Fazit für ein authentisches Leben
Es gibt keine Geheimformel, um authentisch zu sein, auch authentische Menschen besitzen sie nicht. Doch wer diesen Erfolgsfaktor nutzen und von den Vorteilen profitieren möchte, für den lohnt es sich, die eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen. Das heißt nicht, dass man sich täglich unter Druck setzen soll, um sich selbst zu erkennen. Sehr hilfreich dagegen sind Gespräche mit Freunden oder Verwandten, die oftmals als nahestehende Personen viel besser einschätzen können, wie authentisch man ist und wo vielleicht noch Defizite bestehen. Letztendlich geht es darum, dass man sich selbst treu bleibt und sich nicht verstellt, nur um einem vermeintlichen Ideal nachzujagen. Natürlich reflektierte Authentizität und natürlich gewachsenes authentisches Verhalten sind eine gute Basis für ein langfristig erfolgreiches und glücklicheres Leben.
(Quelle: Presseinformation von SELECTEAM; Autor: Reinhard F. Leiter)
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