Trendthema
03.01.2021

Sprunginnovationen: chancenreich und förderungswürdig

Sprunginnovationen: chancenreich und förderungswürdig

Deutschland und Europa können im weltweiten Wettbewerb nur mithalten, wenn sie neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln. In kleinen Schritten – oder eben radikal und bahnbrechend in Form von sogenannten Sprunginnovationen. Aber was zeichnet radikale Innovatoren aus, und wie kommen Sprunginnovationen zustande? Eine Studie der IHK-Organisation gibt Antworten.

In diesen Tagen kommt wohl kaum eine Nachricht ohne Corona-Bezug aus. So kann man die Impfung zum Schutz vor dem Covid-19-Virus durchaus als Beispiel für eine Sprunginnovation nennen. Denn radikale oder bahnbrechende Innovationen nutzen eine erstmalige Technik für einen neuen Absatzmarkt. Dabei ist bei einer Sprunginnovation nicht der Innovator, sondern der Markt die treibende Kraft.

Externe Schocks wie die Corona-Krise können Auslöser sein

Die IHK-Organisation hat in einer Befragung von 70 hochinnovativ agierenden Unternehmerinnen und Unternehmern weitere Eigenschaften disruptiver Innovationen evaluiert. Eine erste Erkenntnis: Nur, wenn die Nachfrage des Marktes nach einem Produkt sprunghaft ansteigt und bestehende Anbieter verdrängt werden, entsteht Disruption.

Und: Radikale Neuerungen, die zu einer sprunghaft steigenden Nachfrage mit marktverändernder Wirkung führen, gibt es hierzulande deutlich häufiger als angenommen. Ausgelöst werden können sie auch durch externe Schocks wie eben die Corona-Krise.

Viele Sprunginnovationen vollziehen sich im Verborgenen

Die Disruption findet bei den befragten Unternehmen in hochspezialisierten B2B-Beziehungen und kaum in Massenmärkten statt. Weil sich dabei die Gewohnheiten der Produzenten ändern, nicht aber die der Bevölkerung, sind viele Sprunginnovationen „made in Germany“ in der Öffentlichkeit weniger präsent.

Die im Auftrag des DIHK erstellte Studie zeigt auch, dass sich radikale Innovatoren deutlich von Unternehmen unterscheiden, die Neuerungen schrittweise umsetzen. Meist handelt es sich um forschende Unternehmer mit einem hohen akademischen Bildungsgrad, mit Laboren oder Werkstätten. Sie sind eng vernetzt mit der Wissenschaft und beliefern Pioniermärkte sowie frühe Anwender.

Auch wenn die Aufnahmebereitschaft der Märkte für grundsätzlich neue Produkte nicht sehr groß ist, leisten forschende Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zur Innovationskraft der Gesellschaft und spielen auch volkswirtschaftlich eine unverzichtbare Rolle. Die Studie legt nahe, dass dieser kreative Kern der deutschen Wirtschaft die notwendige Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten sollte. Die neue Agentur für Sprunginnovationen (SPRIND) und die IHK-Organisation können hierzu entscheidende Beiträge leisten.

IHK-Organisation kann innovative Unternehmen unterstützen

Folgende erste Handlungsempfehlungen lassen sich der Studie entnehmen: Politik und forschende Betriebe sollten sich zum einen verstärkt austauschen, um Potenziale früher zu erkennen. Des Weiteren wird SPRIND empfohlen, sich eng mit „radikalen Innovatoren“ auszutauschen, um Synergien zu nutzen und Informationen über potenziell disruptive Märkte einzuholen.

Und schließlich kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass eine zielgenaue und zeitlich begrenzte Förderung innovativ agierender Unternehmen sinnvoll sei – gerade, wenn es sich um risikobehaftete disruptive Innovationen handle. Schließlich wisse man meist nicht gleich zu Beginn, welche Neuheit disruptive Qualität habe und welches finanzielle Risiko dadurch für die Unternehmen entstehe.

Die finalen Ergebnisse der Studie „Wie disruptiv sind forschende Unternehmer? Zur Innovationskraft des deutschen Mittelstandes“ mit weiteren Handlungsempfehlungen an Forschungseinrichtungen und Hochschulen, an Investoren, an Unternehmen sowie an die IHK-Organisation selbst finden Sie  auf der DIHK-Website.

(Quelle: DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.)

 

Schlagworte

ForschungInnovationenMittelstand

Verwandte Artikel

21.11.2024

XL-Leichtbauroboter für flexible Automatisierung im Mittelstand

RobCo stellt den ersten modularen Roboter im XL-Format vor und bedient damit die Anforderungen von Unternehmen, die eine höhere Nutzlast und Reichweite benötigen.

Automation Automatisierungslösungen Fachkräftemangel KMU Mittelstand Robotik
Mehr erfahren
Bertram Kawlath, Präsident des VDMA.
09.11.2024

„Reformen für Wachstum jetzt – keine Zeit für Schlammschlachten!“

Mit dem Ende der Ampel-Koalition droht eine weitere schwere Belastung für den industriellen Mittelstand. Der Maschinenbau erwartet, dass eine neue Regierung für Stabilitä...

Maschinenbau Mittelstand Wirtschaft
Mehr erfahren
07.11.2024

Ampel-Aus: DMB fordert schnelle Neuwahlen

Das Ampel-Aus kommt in einer Phase, in der die deutsche Wirtschaft dringend stabile Rahmenbedingungen benötigt. Der DMB fordert daher schnelle Neuwahlen, um diese instabi...

Koalition Mittelstand Regierung Wirtschaftsstandort Deutschland
Mehr erfahren
14.10.2024

Digital-Förderprogramme vor dem Aus

Zum Jahresende wird das Förderprogramm „go-digital“ eingestellt und Mittel für weitere Digital-Hilfen sind erschöpft. Der DMB und der Bundesverband Die KMU-Berater kritis...

Digitalisierung Förderprogramme KMU Mittelstand
Mehr erfahren
Am 1. Oktober 2024 tritt Professor Jan S. Hesthaven sein Amt als Präsident des KIT an.
29.09.2024

Jan S. Hesthaven ab 1. Oktober neuer Präsident des KIT

Am 1. Oktober 2024 tritt Professor Jan S. Hesthaven sein Amt als Präsident des KIT an. Im Fokus des Dänen steht die klarere Positionierung des Instituts in der Wissensch...

Forschung Wissenschaft
Mehr erfahren