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24.12.2024

Fachkräftemangel trifft auf Strukturprobleme

Fachkräftemangel trifft auf Strukturprobleme: „Doppelte Wachstumsbremse“

Aktuell gerät die deutsche Wirtschaft von mehreren Seiten unter Druck. Zum einen sinkt die Personalnachfrage in Folge wirtschaftlicher Schwäche – es droht eine steigende Arbeitslosigkeit. Zum anderen bleibt der Fachkräftemangel hoch und viele Betriebe haben Schwierigkeiten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Es entsteht zunehmend ein klassisches Mismatch-Problem: Betriebe, die einstellen möchten, suchen andere Qualifikationen als die verfügbaren. Das ist ein Ergebnis des Fachkräftereports 2024/2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), der auf Angaben von rund 23.000 Unternehmen aller Größen und aus allen Branchen beruht. 43 Prozent der Betriebe geben an, offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen zu können.

„Fachkräftemangel trifft auf Strukturprobleme – das ist für viele Betriebe eine enorme Herausforderung und für unsere Wirtschaft eine doppelte Wachstumsbremse“, sagt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Besonders deutlich wird das in der Industrie. Dort verringert sich der Anteil der Unternehmen, die Stellen nicht besetzen können, deutlich und liegt mit 43 Prozent um elf Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. „Hohe Energiekosten, wirtschaftspolitische Unsicherheiten, die sich auf Investitionsentscheidungen auswirken, sowie ein intensiver internationaler Wettbewerb stellen die Betriebe vor große Herausforderungen”, so Achim Dercks. “Das dämpft die Personalnachfrage und verringert gleichzeitig Arbeitskräfteengpässe.“

Insgesamt mangelt es aber weiter branchenübergreifend an Arbeits- und Fachkräften. In der Bauwirtschaft wird weiterhin vielerorts händeringend nach Personal gesucht. Dort gab über die Hälfte der Unternehmen an (53 Prozent), Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu haben, im Tiefbau sind es noch einmal deutlich mehr (61 Prozent). Auch bei den Dienstleistern können mehr als vier von zehn Unternehmen (43 Prozent) Stellen nicht besetzen. Und in der Industrie spüren insbesondere der Maschinenbau (49 Prozent), Hersteller elektrischer Ausrüstungen (49 Prozent) sowie Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (41 Prozent) den Personalengpass. Besonders alarmierend: Die Personalengpässe betreffen häufig Branchen, die für Zukunftsaufgaben wie Energiewende, Digitalisierung sowie Infrastrukturausbau eine große Rolle spielen, und können hier nötige Fortschritte gefährden.

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In den Betrieben mit Stellenbesetzungsproblemen fehlen vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte. Besonders gefragt, aber oft nicht zu finden, ist Personal mit einer dualen Berufsausbildung. „Beschäftigte mit dualer Ausbildung sind branchenübergreifend und sowohl in kleinen als auch großen Unternehmen gesucht“, so Dercks. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung einerseits und einer hohen Studierneigung der jungen Menschen andererseits fällt es Betrieben zunehmend schwer, sowohl Ausbildungsstellen als auch Fachkraftstellen zu besetzen. Zudem werden Kandidatinnen und Kandidaten gesucht, die über einen Weiterbildungsabschluss wie Fachwirt oder Meister verfügen. Unter diesen Engpässen leiden oftmals Betriebe aus dem Maschinenbau, der Chemie- und Pharmaindustrie sowie Automobilhersteller und ihre Zulieferer. Gleiches gilt für das Fehlen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen gerade im MINT-Bereich. „Hier müssen wir besser werden, um international ganz vorne mitspielen zu können“, so Dercks. „Arbeits- und Fachkräftesicherung sind zentrale Aufgaben der Unternehmen. Sie brauchen dafür aber die passenden Rahmenbedingungen: Hier ist Luft nach oben – mehr als 90 Prozent der Unternehmen wünschen sich Verbesserungen und Erleichterungen.”

DIHK-Vorschläge zur Fachkräftemobilisierung

Bürokratie abschaffen – 61 Prozent der Betriebe wünschen sich Entlastungen: Berichts-, Nachweis- und Dokumentationspflichten stellen für die Betriebe und ihre Beschäftigten erhebliche Belastungen dar. Eine DIHK-Studie hatte gezeigt, dass allein im Gastgewerbe durchschnittlich 14 zusätzliche Stunden pro Woche anfallen, um 100 bis 125 komplexe Vorschriften etwa zur Kassenrichtlinie oder zur Datenschutzgrundverordnung zu erfüllen. Das alles muss auf den Prüfstand. Zudem sollten Melde- und Berichtspflichten automatisiert werden sowie Informationen, die ohnehin in Behörden vorliegen, nicht zusätzlich erhoben werden müssen.

Berufliche Bildung fördern – für 44 Prozent ist Stärkung der Beruflichen Bildung nötig: Alle Schulformen, auch Gymnasien, sollten über die Perspektiven einer dualen Ausbildung und einer anschließenden Höheren Berufsbildung informieren. Zusätzlich zu betrieblichen Praktika und zur persönlichen Beratung können digitale Formate unterstützen. Berufsschulen benötigen Investitionen insbesondere in die Ausstattung der Schulgebäude, moderne Lehrmittel sowie ausreichend und gut aus- und weitergebildete Lehrkräfte. Die Digitalisierung der Berufsschulen sollte Schritt halten mit Veränderungen in der Wirtschaft.

Arbeitszeit flexibilisieren – 41 Prozent wünschen sich weniger Vorgaben: Die Höchstarbeitszeit sollte sich nicht mehr auf den Tag, sondern auf die Woche beziehen. Dies würde die Flexibilität in den Betrieben stärken, da sich die Arbeitszeit variabler und bedarfsgerechter verteilen ließe. Eine Vertrauensarbeitszeit, die den Namen auch verdient, muss für Unternehmen und Beschäftigte als flexibles Modell möglich bleiben.

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Arbeitsanreize stärken – das sagen 35 Prozent der Unternehmen: Erwerbsfähige Arbeitslose und Bürgergeldempfänger sollen motiviert werden, eine dauerhafte, existenzsichernde Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zu erreichen, damit Personalengpässe in den Betrieben verringert werden können. Wenn Menschen Arbeit aufnehmen oder diese ausweiten, muss ihnen zudem spürbar mehr Geld bleiben, als wenn sie dies nicht tun. Zudem sollte hierzu das Prinzip von Leistung und Gegenleistung gestärkt werden.

Fachkräfteeinwanderung weiterentwickeln – 34 Prozent plädieren für Erleichterungen: Mit neuen gesetzlichen Regelungen sollte die Arbeits- und Fachkräftegewinnung aus dem Ausland erleichtert werden. Die neuen Regelungen müssen nun gut in der Praxis umgesetzt und der gesamte Prozess schneller und transparenter gestaltet werden. Zudem brauchen Betriebe feste und erreichbare Ansprechpersonen.

Ältere Beschäftigte im Arbeitsmarkt halten – 27 Prozent wollen Förderung Älterer: Zwar ist in den vergangenen Jahren die Erwerbsbeteiligung Älterer deutlich gestiegen – die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen liegt mit 65 Prozent um 15 Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren. Dennoch bestehen weiterhin erhebliche Potenziale. Um diese zu heben, gilt es Fehlanreize abzubauen - etwa die abschlagsfreie Rente mit 45 Versicherungsjahren. Seit ihrer Einführung 2014 sind so pro Jahr rund 200.000 Arbeitskräfte frühzeitig in Rente gegangen.

Kinderbetreuung ausbauen und Vereinbarkeit steigern – bei 26 Prozent der Unternehmen auf der Agenda: Um die Fachkräftesicherung in den Betrieben zu unterstützen, sollten Betreuungsangebote mit Blick auf Kinder, wie auch auf pflegebedürftige Angehörige ausgebaut werden. Auf diese Weise gelingt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser. Von diesem Angebot würden nach wie vor am häufigsten Frauen profitieren, da sie aufgrund von Familien- und Pflegearbeit sehr viel häufiger nicht oder nur in Teilzeit beschäftigt sind als Männer.

(Quelle: Deutsche Industrie- und Handelskammer)

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ArbeitsmarktBauwirtschaftDatenverarbeitungsgeräteElektrische AusrüstungenFachkräftemangelFachkräftemobilisierungMaschinenbauTiefbauWirtschaftsstandort Deutschland

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