
Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2025 steht unter dem Motto „Join the Future“ und zeigt sich bereits jetzt als Dreh- und
Angelpunkt der Füge-, Trenn- und Beschichtungstechnik-Branche. Im Interview geben Dr.-Ing. Roland Boecking, Hauptgeschäftsführer des DVS, und Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, exklusive Einblicke: Was erwartet die Besucher auf der Weltleitmesse? Wie werden Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftesicherung adressiert? Und wie sichern innovative Formate wie der Future Hub und der DVS CONGRESS die Relevanz der Messe für die Zukunft?
Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2025 steht unter dem Motto „Join the Future“. Was kann die Branche erwarten?
Kuhrt: Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2025 wird erneut unter Beweis stellen, dass sie die Weltleitmesse ist. Mit einem beeindruckenden Buchungsstand von über 90 Prozent zu so einem frühen Zeitpunkt ist sie jetzt schon der Dreh- und Angelpunkt für die gesamte Branche. Die Besucher können sich auf intensives Networking, Wissensaustausch und tiefe Einblicke in die Megatrends der Industrie freuen. Das sind z. B. Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Fachkräftesicherung.
Ein wesentlicher Rahmenprogrammpunkt ist der DVS CONGRESS. Findet sich das Motto auch dort wieder?
Dr. Boecking: Um dem hohen Anspruch „Join the Future“ gerecht zu werden, bedienen wir uns zunächst einiger Zahlen und Fakten. Der DVS treibt die technologische Weiterentwicklung von 250 verschiedenen Verfahren des Fügens, Trennens und Beschichtens unter anderem mit 3000 ehrenamtlich arbeitenden Fachleuten in 200 Arbeitsgruppen aus der Industrie, dem Handwerk, den Universitäten und Fraunhofer-Gesellschaften sowie eigenen Forschungseinrichtungen voran. Durch die DVS Forschungsvereinigung fördert der DVS seit 50 Jahren die fügetechnische Forschung an etwa 85 Hochschulen und schweißtechnischen Instituten. Etwa 100 Forschungsvorhaben wurden zeitgleich in der Forschungsvereinigung mit einem Volumen von insgesamt 12,5 Millionen Euro im Jahr 2024 administriert. Die Ergebnisse finden sich in DVS-Merkblättern und -Richtlinien, aber auch in der nationalen, europäischen und internationalen Normungsarbeit wieder. Nehmen wir als Beispiel den Aufbau von Gründungsstrukturen für Windkraft in der Nordsee. Hier treffen die Technologien der Schweiß- und Trenntechnik und des Thermischen Spritzens zum Korrosionsschutz im Verbund aufeinander. Daher erheben wir den Anspruch bei globalen Themen, wie Energie, Klimaschutz, Mobilität und Digitalisierung, ein entscheidender Motor unserer Industrie zu sein und somit die Zukunft zu gestalten und zu fügen. Auf dem DVS CONGRESS werden etwa 50 Fachvorträge genau diese Themen intensiv beleuchten und mit neuen Erkenntnissen aus der Forschung untermauern.
Mit über 90 Prozent bereits gebuchter Ausstellungsfläche zeigt die Messe eine hohe Attraktivität. Wie stellen Sie die Sichtbarkeit, auch kleinerer Unternehmen und Start-ups, ausreichend sicher?
Kuhrt: Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN versteht sich auch als Sprungbrett für Innovationsträger und Newcomer. Mit dem Förderprogramm „Young Innovators“ des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützen wir gezielt Start-ups, ihre Ideen einem internationalen Fachpublikum vorzustellen. Unsere Messe ist ein Ort, an dem Tradition und Innovation harmonisch verschmelzen und auch die kleinen Akteure Großes bewegen können.

Wie erreicht der DVS junge Zielgruppen? Welche Bildungs- und Qualifizierungsprogramme bieten Sie an?
Dr. Boecking: Der DVS stellt über die rund 290 zugelassenen DVS-Bildungseinrichtungen verschiedenste Lehrgänge zu 250 verschiedenen Füge-, Trenn- und Beschichtungsverfahren zur Verfügung. Hier ist für jeden etwas dabei – von der klassischen Schweißtechnik über die additive Fertigung, das Fügen von Kunststoffen, die Klebtechnik, die Löttechnik bis zum Korrosionsschutz. In der Schweißtechnik bestehen sehr gute Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten für Personen mit und ohne Berufsausbildung. Hier kann man sich mit den international anerkannten DVS-Bildungsprogrammen vom Schweißer über den Schweißpraktiker zum Schweißfachmann bis zum Schweißtechniker qualifizieren. Akademiker können sich zum Internationalen Schweißfachingenieur weiterbilden. Hinzu kommen die guten Verdienstmöglichkeiten je nach nationalen oder internationalen Einsatzbereichen.
Welche Angebote gibt es 2025, damit die Messe ein echtes Erlebnis wird?
Kuhrt: Der neue Future Hub wird zum Herzstück für Inspiration und Interaktion mit Panel-Diskussionen, Vorträgen und Präsentationen zu den brennendsten Themen der Branche. Hier sind etablierte Fachmedien genauso zu finden wie angesagte Influencer. Unser Ziel ist es, dass jeder Besucher die Messe nicht nur als Event, sondern als unvergessliches Erlebnis wahrnimmt.
Die Branche befindet sich in einem Transformationsprozess, und der Bedarf nach Informationen, z. B. für die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, ist groß. Welche Rolle spielt da die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN aus Ihrer Sicht?
Dr. Boecking: Die digitale Vernetzung von Fertigungs- und Produktionsabläufen, von der Entwicklung über die Produktion bis zum Aftersales, ist auch in der Schweißtechnik ein entscheidendes Kriterium im globalen Wettbewerb geworden. Alle Hersteller haben heute Vernetzungslösungen für ihre Produkte im Angebotsportfolio. Wettbewerbsentscheidend ist dabei auch, dass Vernetzungslösungen standardisiert werden und sicher sind. Derzeit sind vielfach bei den Herstellern noch individuelle Insellösungen zu beobachten. Um der Branche hier eine Unterstützung und ein Angebot an die Hand zu geben, kooperiert der DVS mit der IndustryFusion Foundation (IFF). Die IFF hat sich zum Ziel gesetzt, eine herstellerübergreifende Open-Source-Vernetzungslösung für die Branche anzubieten. Um der Öffentlichkeit erfolgreiche Umsetzungen in den Unternehmen vorzustellen, loben IFF, Messe Essen und DVS zur diesjährigen Fachmesse erstmals den IF Digital Award aus. Zusätzlich erlangt auch das Thema KI für die Schweißtechnik eine immer größere Bedeutung. Die Möglichkeiten haben sich in atemberaubend kurzer Zeit weiterentwickelt. Gestern waren es KI-geschriebene Texte, heute sind es KI-optimierte Schweißprozesse zur Energieeinsparung, Emissionsreduzierung, Erhöhung von Schweißgeschwindigkeiten, für 0-Fehler-Prozesse und zur Qualitätsüberwachung.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN für ein weltweites Publikum attraktiv zu gestalten und den internationalen Austausch zu fördern?
Kuhrt: Unser weltweites Vertriebsnetzwerk sorgt dafür, dass die Messe in allen wichtigen Zielmärkten präsent ist. Zudem kooperieren wir eng mit internationalen Verbänden und Multiplikatoren. Mit einer breit angelegten internationalen Werbekampagne unterstreichen wir unsere Position als DER Treffpunkt für die Fachwelt.
Wie nutzt der DVS seine internationalen Kontakte im Hinblick auf Ihre Kooperation mit der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN?
Dr. Boecking: Der DVS besetzt in internationalen Topgremien, wie dem IIW oder der EWF wichtige Entscheidungspositionen. Aktuell stellt Deutschland beim International Institute of Welding (IIW) in Genua mit Prof. Dr.-Ing. Böllinghaus den Präsidenten. Natürlich werben wir zudem durch unsere Präsenz auf internationalen Tagungen und Konferenzen für die Weltleitmesse. Ein Teil unserer Mitarbeiter kooperiert intensiv im internationalen Business mit den entsprechenden Schweißverbänden der Länder. Wir werden im 1. Quartal 2025 z. B. die Bulgarian Welding Society in Düsseldorf begrüßen dürfen. Die Vertreter des Landes statten dem DVS einen Gegenbesuch ab, nachdem ich im November vor Ort war. Mit der „International Welding Competition“ forcieren wir für die handwerklich begabten Youngsters einen einzigartigen Wettbewerb, an dem junge Nachwuchsschweißer aus 14 Ländern an verschiedenen Schweißverfahren gegeneinander antreten. Diese Challenge ist die logische Weiterführung unseres erfolgreichen deutschen „Jugend schweißt“-Wettbewerbs. Jedes Jahr können außerdem Young Professionals bei der jährlichen IIW Annual Assembly & International Conference ein internationales Publikum von ihrem Wissen überzeugen. Der DVS sponsert die Reise von rund 30 jungen Akademikern in die ganze Welt. Sie lernen Gleichgesinnte kennen und knüpfen zu namhaften Experten der Branche Kontakte. Bei den geförderten Wissenschaftlern sind viele ausländische Doktoranden dabei, die an deutschen Hochschulen forschen. Übrigens haben zahlreiche ausländische Entscheidungsträger ihren internationalen Schweißfachingenieur in Deutschland beim DVS gemacht.
Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN findet 2025 einmalig bereits nach zwei Jahren erneut statt, dann geht es im gewohnten Vier-Jahres-Turnus weiter. Was ist Ihr Ausblick auf 2029?
Kuhrt: Die Entscheidung, die Messe 2025 einmalig nach zwei Jahren zu veranstalten, um dann zum bewährten Vier-Jahres-Rhythmus zurückzukehren, war notwendig – auch wenn dieser Schritt für den ein oder anderen einen Kraftakt bedeutet. Der bewährte Vier-Jahres-Turnus bietet den Marktteilnehmern Stabilität und Planungssicherheit. Auch 2029 wird die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN ein unvergleichliches Erlebnis, das die Fachwelt zusammenführt und Standards definiert.
Dr. Boecking: Die Fügetechnik entwickelt sich unglaublich rasant weiter. Deshalb ist es großartig, sich nach dem erzwungenen Stillstand der letzten Jahre bereits nach zwei Jahren erneut zu treffen. Im Jahr 2029 werden wir zum Beispiel, aufgrund von künstlicher Intelligenz, Innovationen zu sehen bekommen, die wir derzeit nur grob skizzieren können. Die Branche hat Zeit, sich wieder eingehender und fundierter mit zukünftigen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Dieser Zeitraum ist perfekt, um die Forschung in verschiedensten Bereichen zu forcieren und mit der anschließenden Umsetzung den Markt der Fügetechnik zu bereichern.
Warum sollte sich ein Aussteller gegen experimentelle Formate und für die Teilnahme an der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN als Branchentreffpunkt entscheiden?
Kuhrt: Die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN ist die Weltleitmesse. Sie ist zum einen Spiegel der gesamten Industrie und Türöffner für die Märkte von morgen. Nirgendwo anders erhält das Fachpublikum einen so umfänglichen Einblick in die neuesten Trends und Entwicklungen innerhalb dieser Schlüsseltechnologien. Aussteller erreichen an einem Ort Kunden aus allen Erdteilen. Zur letzten Messe kamen die Besucher aus über 120 Nationen nach Essen – und das mit konkreten Investitionsplänen im Gepäck. Die hohe Qualität der Besucher spricht für sich: Sie macht die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN zu einem seriösen und unverzichtbaren Treffpunkt für neue Kontakte und erfolgreiche Geschäftsabschlüsse. Kurzum: Diese Messe ist eine erstklassige Plattform für Business und Networking. Alles, was wir bisher aus der Branche hinsichtlich der Bemühungen für ein alternatives Format gehört und gesehen haben, wirkt wenig seriös und wenig vielversprechend.
Dr. Boecking: Die Weltleitmesse ist seit Jahren die Leistungsschau der Branche. Hier treffen sich nationale wie internationale Big Player, führen neueste Entwicklungen vor, informieren sich über nachhaltige Lösungen und ordern bereits vor Ort. Ob vernetzte Schweiß- oder Schneidanlagen, nachhaltige Schweißgase, virtuelle Trainingssysteme, hochwertige Schutzausstattung oder effiziente und ressourcenschonende Software – gefragt sind die Innovationen aus zahlreichen Bereichen. Wir sind uns sicher, dass die internationalen und nationalen Aussteller der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN aufgrund der Leistungs- und Innovationsstärke, aber auch aufgrund der mehr als 70-jährigen Tradition, der Messe treu bleiben werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
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