„Allzeithoch“: Weltweit eine halbe Million neu installierte Roboter
Die Zahl der weltweit neu installierten Industrie-Roboter stieg im Jahr 2021 auf ein Allzeithoch von 517.385 Einheiten. Das Wachstum erreichte damit ein Plus von 31 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Ergebnis übertrifft den Installationsrekord aus dem Jahr 2018 um 22 %, der vor der Pandemie aufgestellt wurde. Die Gesamtzahl der in den Fabriken weltweit installierten Industrie-Roboter erreicht mit rund 3,5 Millionen Einheiten ebenfalls einen neuen Höchststand. Das berichtet die International Federation of Robotics mit der Veröffentlichung des „World Robotics 2022“ Jahrbuchs.
„Der Einsatz von Robotik und Automation nimmt mit rasanter Geschwindigkeit zu“, sagt Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics. „Innerhalb von sechs Jahren haben sich die jährlichen Roboterinstallationen mehr als verdoppelt. Wie unsere jüngsten Statistiken zeigen, stieg diese Zahl 2021 in allen wichtigen Abnehmerbranchen stark an, obwohl die Produktion durch Unterbrechungen von Lieferketten sowie weitere lokale oder regionale Faktoren eingeschränkt wurde.“
Asien, Europa, Nord- und Südamerika – Überblick
Asien ist nach wie vor der weltweit größte Markt für Industrie-Roboter. 74 % aller neu installierten Einheiten kamen in Asien zum Einsatz (2020: 70 %).
China ist das Land mit der größten Nachfrage: Die Zahl der installierten Einheiten stieg auf 268.195 – ein deutliches Plus von 51 %. Jeder zweite Roboter, der 2021 weltweit installiert wurde, kam hier zum Einsatz. Der operative Bestand überschritt die Marke von 1 Million Einheiten (+ 27 %). Diese hohe Wachstumsrate zeigt, wie schnell die Robotisierung in China voranschreitet.
Japan ist nach China weiterhin der zweitgrößte Markt für Industrie-Roboter. Die Installationen stiegen 2021 um 22 % auf 47.182 Einheiten. Der operative Bestand des Landes lag bei 393.326 Einheiten (+ 5 %). Nach zwei Jahren mit rückläufigen Roboterinstallationen in allen wichtigen Branchen begannen die Zahlen 2021 wieder zu steigen. Japan ist bei der Herstellung von Robotern weltweit führend: Die Exporte von Industrie-Robotern erreichten mit 186.102 Stück einen neuen Höchststand.
Die Republik Korea ist der viertgrößte Robotermarkt weltweit und folgt den USA hinter Japan und China. Die Roboter-Installationen stiegen um 2 % auf 31.083 Einheiten im Jahr 2021. Zuvor waren die Installationszahlen vier Jahre lang rückläufig gewesen. Der operative Bestand lag bei 366.227 Einheiten (+ 7 %).
Europa
Die Roboter-Installationen in Europa stiegen im Jahr 2021 um 24 % auf 84.302 Einheiten. Diese Zahl markiert einen neuen Höchststand. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie blieb konstant, während die Nachfrage aus der „General Industry“ um 51 % zunahm. Deutschland, das zu den fünf größten Robotermärkten weltweit gehört, hat einen Anteil von 28 % an den gesamteuropäischen Installationen. Es folgen Italien mit 17 % und Frankreich mit 7 %.
Deutschland ist Europameister bei den Industrie-Robotern
Die Zahl der installierten Industrie-Roboter in Deutschland ist 2021 gegenüber dem Vorjahr um 6 % auf 23.777 Einheiten gestiegen. Mit insgesamt 245.908 Einheiten rangiert die deutsche Industrie im europäischen Vergleich auf Platz Eins: Gut jeder dritte Industrie-Roboter des gesamten europäischen Bestands (36 %) ist zwischen Flensburg und München im Einsatz. „Die Roboterhersteller verzeichnen 2021 das zweitbeste Verkaufsergebnis aller Zeiten in Deutschland – nur übertroffen vom Ergebnis aus dem Jahr 2018“, so Marina Bill.
Die Automobilindustrie ist traditionell der größte Abnehmer und kommt 2021 auf einen Marktanteil von 38 % der installierten Einheiten. Mit 9.061 Einheiten lag der Absatz um 6 % niedriger als das Vorjahresergebnis und ungefähr auf dem Niveau von 2017. Die metallverarbeitende Industrie installierte im selben Zeitraum 3.376 Einheiten und erreichte damit ein Plus von 33 %. An dritter Stelle folgen die chemische und kunststoffverarbeitende Industrie mit einem Plus von 39 % auf 1.975 installierte Einheiten.
Low-Cost-Roboter mit Nachfrageschub
Günstigere Low-Cost-Roboter verzeichnen einen Nachfrageschub. Anders als die traditionellen Industrie-Roboter können diese Modelle auf die extrem hohen Anforderungen an Präzision, Traglasten oder Langlebigkeit im 24-Stunden-Dauerbetrieb verzichten. Solche Roboter lassen sich für weniger anspruchsvolle Arbeiten einsetzen. Einfach zu bedienende Programmierschnittstellen bieten dem Kunden die Möglichkeit, die Geräte selbst zu installieren und einzurichten. Für den deutschen Mittelstand sind solche Roboterlösungen eine kostengünstige Option, neue Anwendungsfelder zu automatisieren.
Ausblick
Die Roboternachfrage auf dem deutschen Markt wird im Jahr 2022 noch von Nachholeffekten profitieren. Die optimistische Stimmung in der Wirtschaft trübt sich allerdings rund um die geopolitischen Krisen ein und erschwert eine Prognose stärker als üblich: Vorübergehende Engpässe bei Erdgas und Strom werden Investitionen bremsen. Insgesamt ist eine Seitwärtsbewegung der Roboterinstallationszahlen zu erwarten. Sollte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten oder durch andere Einflüsse belastet werden, sind rückläufige Installationszahlen wahrscheinlich. Werden dagegen politische und Lieferkettenprobleme gelöst, kann mit einem starken Wachstum der Roboterinstallationen gerechnet werden.
Italien ist nach Deutschland der zweitgrößte Robotermarkt in Europa. Hauptwachstumstreiber zwischen 2016 und 2021 war die „General Industry“ mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8 %. Der operative Roboterbestand lag bei 89.330 Einheiten (+ 14 %). Die Ergebnisse für 2021 wurden durch Nachholeffekte und vorgezogene Investitionen aufgrund einer Senkung der Steuergutschriften im Jahr 2022 beeinflusst. Dies führte 2021 zu einem Anstieg der Roboterinstallationen um 65 % auf ein neues Rekordniveau von 14.083 Einheiten.
Der Robotermarkt in Frankreich lag 2021 bei den jährlichen Installationen und beim operativen Bestand an dritter Stelle in Europa, nach Italien und Deutschland. Die Installationen stiegen um 11 % auf 5.945 Einheiten. Der operative Bestand wurde für Frankreich mit 49.312 Einheiten berechnet. Das entspricht einem Anstieg von 10 % gegenüber dem Vorjahr.
Im Vereinigten Königreich gingen die Installationen 2021 um 7 % auf 2.054 Industrie-Roboter zurück. Der operative Bestand wurde mit 24.445 Einheiten (+ 6 %) berechnet. Zum Vergleich: Das entspricht weniger als einem Zehntel des Bestands in Deutschland. Die Automobilindustrie in Großbritannien reduzierte die Installationen um 42 % auf 507 Einheiten im Jahr 2021.
Nord- und Südamerika
In Nord- und Südamerika wurden 50.712 Industrie-Roboter im Jahr 2021 installiert – das ist ein Plus von 31 % im Vergleich zum Vorjahr. Nach dem Einbruch während der Pandemie 2020 ist dieses Ergebnis eine bemerkenswerte Erholung. Damit überschritten die Roboterinstallationen in Nord- und Südamerika zum zweiten Mal die Marke von 50.000 Einheiten – das Jahr 2018 markiert mit 55.212 Einheiten den bisherigen Höchststand.
In den Vereinigten Staaten stieg die Zahl der installierten Einheiten um 14 % auf 34.987. Dies übertraf das vor der Pandemie erreichte Niveau von 33.378 Einheiten im Jahr 2019 - lag aber immer noch deutlich unter dem Spitzenwert von 40.373 Einheiten aus dem Jahr 2018. Die Automobilindustrie ist mit 9.782 installierten Einheiten zwar nach wie vor die mit Abstand größte Nachfrage-Branche – jedoch ist das Niveau seit fünf Jahren (2016 – 2021) kontinuierlich rückläufig. Im Jahr 2021 sank die Zahl um 7 % im Vergleich zum Vorjahr. In der metallverarbeitenden Industrie stiegen die Installationen um 66 % auf 3.814 Einheiten. Damit rangiert diese Branche 2021 auf dem zweiten Platz. Die chemische und kunststoffverarbeitende Industrie installierte insgesamt 3.466 Roboter (+ 30 %). Die Nahrungsmittelindustrie kommt auf einen Zuwachs von 25 % und erreicht mit 3.402 Einheiten im Jahr 2021 einen neuen Höchststand. Hygienelösungen führten während der Covid-19-Pandemie zu einer steigenden Robotik-Nachfrage.
Ausblick
Steigende Kosten für Energie und Vorprodukte sowie der Mangel an elektronischen Bauteilen stellen sämtliche Branchen der Weltwirtschaft vor Herausforderungen. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher gut gefüllt und die Nachfrage nach Industrie-Robotern so hoch wie nie zuvor. Insgesamt prognostiziert der Branchenverband IFR, dass die weltweiten Roboterinstallationen im Jahr 2022 um 10 % auf knapp 570.000 Einheiten steigen werden. Zudem wird erwartet, dass der Boom als Folge der Pandemie aus dem Jahr 2021 im laufenden Jahr 2022 allmählich endet. Für 2022 bis 2025 werden durchschnittliche jährliche Wachstumsraten im mittleren bis oberen einstelligen Bereich prognostiziert.
(Quelle: Presseinformationen der IFR – International Federation of Robotics)