Chipmangel bremst Bildverarbeitungsindustrie
Verlängerte Lieferzeiten sind die Folge, jedoch bringt ein sehr hoher Bestand an Auftragseingängen eine gute Perspektive für 2022. Für das Jahr 2021 wird ein Wachstum von 7 Prozent für die europäische Bildverarbeitungsindustrie prognostiziert.
„Die monatliche VDMA Auftragseingangs- und Umsatzstatistik zeigt: die Auftragsbücher der Bildverarbeitungsindustrie sind bestens gefüllt. Die Nachfrage nach Bildverarbeitungskomponenten und -systemen ist sehr hoch. Leider kommen die Unternehmen aufgrund des Chipmangels mit der Produktion nicht nach und müssen deshalb einige Abstriche in ihren aktuellen Produktionsplänen machen“, sagt Mark Williamson, Vorsitzender des Vorstands der VDMA Fachabteilung Machine Vision, anlässlich der Eröffnung der Fachmesse VISION 2021. „Von daher bleibt VDMA Machine Vision bei der Prognose von 7 Prozent Umsatzwachstum der europäischen Bildverarbeitungsindustrie im laufenden Jahr. Für 2022 rechnen wir nach aktueller Umfrage mit erneutem Wachstum in Höhe von 7 Prozent.“
Machine Vision – eine Wachstumsindustrie
2020 sank der Umsatz der europäischen Bildverarbeitungsindustrie coronabedingt um 4 Prozent zum Vorjahr. Hierfür war insbesondere die schwächelnde Nachfrage in Europa sowie in der Automotive-, Pharma-, Metall-, Kunststoff- und Gummi-Industrie verantwortlich, dennoch war das im Vergleich mit anderen Bereichen des Maschinenbaus ein sehr gutes Ergebnis war. Die Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre sind unverändert gut. Seit Jahren schon ist der Trend nach „sehenden Maschinen“ ungebrochen. Die Bildverarbeitung hat sich als Schlüsselkomponente im weltweiten Automatisierungswettlauf etabliert.
Nicht-industrielle Branchen auf dem Vormarsch
Darüber hinaus erobert sich die Bildverarbeitung stetig neue Absatzmärkte und Anwendungsfelder. 2020 betrug der Anteil des Umsatzes der europäischen Bildverarbeitungsindustrie in Branchen wie Medizintechnik, Sicherheit, Landwirtschaft, Intelligente Verkehrssysteme sowie Einzelhandel bereits 35 Prozent, der Umsatz wuchs dort um 9 Prozent. Embedded Vision in Kombination mit Deep Learning wird neue Wachstumsimpulse setzen.
Wachstumstreiber Elektronikindustrie
Im Jahr 2020 stieg der Umsatz der europäischen Bildverarbeitungsindustrie mit der Elektronikindustrie (ohne Halbleiter) um 20 Prozent und der Umsatz mit der Halbleiterindustrie wuchs um 10 Prozent. Der Umsatz mit der Automobilindustrie – sonst stärkster Kunde der Bildverarbeitungsindustrie – ging um 13 Prozent zurück. Der Anteil am Gesamtumsatz machte somit nur noch 16 Prozent aus. Der Umsatz mit der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie stagnierte.
Wachstumstreiber Asien
Europa bleibt ein wichtiger Absatzmarkt für die Unternehmen: 52 Prozent des Umsatzes der europäischen Bildverarbeitungsindustrie wurde 2020 in Europa erzielt, 6 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Die Exporte nach Asien stiegen um 3 Prozent. Der Umsatz in Chinawuchs um 10 Prozent. Die Ausfuhren nach Amerika stiegen um 5 Prozent.
Rekordumsatz von Kameras
Der Umsatz der Bildverarbeitungskomponenten sank im Coronajahr 2020 um insgesamt 2 Prozent. Davon ausgenommen waren Industriekameras. Die wichtigste Bildverarbeitungskomponente, mit einem Anteil von 27 Prozent am Gesamtumsatz der europäischen Bildverarbeitungsindustrie, verzeichnete ein Umsatzplus von 4 Prozent. Der Umsatz von Bildverarbeitungssystemen sank dagegen um 3 Prozent.
Chipmangel belastet die Branche
Viele Unternehmen kämpfen mit zunehmenden Material- und Lieferengpässen. In der VDMA-Blitzumfrage Anfang September nannten 81 Prozent der Maschinenbaufirmen aus allen Fachzweigen merkliche oder gravierende Beeinträchtigungen in ihren Lieferketten. Drastisch zugenommen haben insbesondere Knappheiten von elektrotechnischen und Elektronikkomponenten. Weitere Umfragen in der Mitgliedschaft der Fachabteilung Machine Vision zeigen: die Bildverarbeitungsindustrie ist davon nicht ausgenommen. Kamerahersteller wie Systemintegratoren – es gibt so gut wie kein Unternehmen, das nicht unter dem Chipmangel leidet. Die Situation hat sich in den letzten drei Monaten eher verschlechtert. Eine Verbesserung in den nächsten drei Monaten wird nicht erwartet. Die Unternehmen der Machine Vision-Branche müssen in Folge Abstriche bei ihren Produktionsplänen machen. Die Auslieferung der eigenen Produkte verzögert sich. Auch von der Nachfrageseite her sind Beeinträchtigungen zu spüren, da die Kunden und deren Kunden wiederum vom Materialmangel betroffen sind und die gesamte Wertschöpfungskette ins Stocken gerät. Trotz vielschichtigem Materialmangel, auch in den Kundenbranchen, zeigt sich: die Nachfrage nach Bildverarbeitung ist davon nicht betroffen. Nicht nur in und um die Fabriken weltweit, auch in neuen Bereichen und Anwendungen bleibt Machine Vision gefragt.
(Quelle: Presseinformation der VDMA Machine Vision)
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