Deutsche Wirtschaft in China: Lokalisierungsdruck steigt
China bleibt für deutsche Unternehmen ein wichtiger Markt, dort aktive Betriebe leiden jedoch zunehmend unter der Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber. Das hat eine aktuelle Umfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) China ergeben. An der Erhebung, die in Kooperation mit der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft durchgeführt wurde, hatten sich 596 der insgesamt 2.300 Mitgliedsunternehmen der AHK China beteiligt.
Optimismus deutscher Unternehmen schwindet
Die Ergebnisse bestätigen: China bleibt für die deutschen Unternehmen ein relevanter und absehbar nicht zu ersetzender Markt. Der frühere Optimismus weicht jedoch vermehrt einer nüchternen Einstellung. Die Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber vor dem Hintergrund einer politischen Fokussierung der chinesischen Wirtschaft auf sich selbst ist zur größten Herausforderung geworden.
Als Reaktion auf die Anforderungen des Marktes, zunehmende Entkopplungstendenzen zwischen China und den USA sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen lokalisieren deutsche Unternehmen vermehrt in China.
Positive Geschäftsaussichten bleiben bestehen
2021 konnten fast 60% der Unternehmen in China bessere Geschäfte als im Vorjahr verzeichnen. Für 2022 erwarten über die Hälfte der Unternehmen eine Verbesserung der Entwicklung in ihrer Industrie in China, trotz steigender Rohstoff- und Energiepreise.
Der chinesische Markt bleibt für deutsche Unternehmen einer der wichtigsten globalen Märkte: 71% der Unternehmen wollen ihre Investitionen dort steigern. Nur 4% denken überhaupt darüber nach, das Land zu verlassen. Die Umfrage der EU-Handelskammer in China (EUCCC) hatte Mitte des Jahres 2021 einen sehr ähnlichen Trend aufgezeigt.
Es zeichnet sich jedoch ein neuer Realismus hinsichtlich der Geschäftschancen in China ab. Dieser löst den bisherigen Enthusiasmus ab.
Fehlende Gleichbehandlung ist große Herausforderung
Zeitgleich ist die Besserstellung chinesischer Unternehmen zur größten regulatorischen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden. Laut AHK-Umfrage berichten ein Drittel (34%) der deutschen Unternehmen, dass sie gegenüber chinesischen Mitbewerbern benachteiligt worden seien. Dies betrifft vor allem die Bereiche Marktzugang und regulatorisches Umfeld und in besonderem Maße das öffentliche Beschaffungswesen (42% der Unternehmen).
Lokalisierung als Reaktion
33% der Firmen lokalisieren zunehmend technisches und betriebliches Know-how in China als Reaktion auf die Anforderung des Marktes, den sich zuspitzenden Konflikt zwischen den USA und China und damit einhergehende Entkopplung sowie anhaltende Reiserestriktionen. Nur 17% planen keine Lokalisierung ihrer Forschung und Entwicklung in China.
Früchte in China "hängen höher"
"Unsere Umfragen zeigen Jahr für Jahr: Der Umgang mit China wird intensiver, aber auch komplexer", so Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). "China bleibt ein Wachstumsmotor für viele deutsche Unternehmen, doch die Früchte hängen höher." Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtung beider Länder müsse es im Interesse der chinesischen Führung liegen, die Wettbewerbsbedingungen weiterhin zu verbessern bzw. anzugleichen.
"Gleichzeitig werden wir weiterhin eng mit der Bundesregierung zusammenarbeiten, um eine Lockerung der coronabedingten Reisebeschränkungen zu erreichen, damit die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zukunftsgerecht ausgebaut werden können", sagt der DIHK-Außenwirtschaftschef.
Alle Informationen zur Umfrage sind auf der Website der AHK China zu finden.
(Quelle: Presseinformation des DIHK)
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