Wirtschaft
© pixabay.com/andreas160578
05.03.2021

EEG 2021: Die wichtigsten Änderungen für Unternehmen

EEG 2021: Die wichtigsten Änderungen für Unternehmen

Anfang des Jahres ist die EEG-Novelle 2021 in Kraft getreten. Was die neuen Regelungen für stromintensive Unternehmen oder beispielsweise Betriebe mit eigenen Photovoltaik-Anlagen bedeuten, erläutert Rechtsanwalt Stefan Ulrich, Referent der TÜV NORD Akademie.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fördert die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Das wichtigste Instrument dafür ist die EEG-Umlage. Sie ist der größte Posten auf der Stromrechnung und für Unternehmen daher ein entscheidender Kostenfaktor. Rechtsanwalt Stefan Ulrich, der bei der TÜV NORD Akademie Seminare zur Energiekostenoptimierung gibt, erklärt, welche Neuerungen für Unternehmen besonders wichtig sind.

Mehr Anreize für Eigenverbrauch, mehr Risiko für Direktvermarktung

Nutzen Unternehmen Strom aus eigenen PV-Anlagen, profitieren sie künftig von einer kräftigen Anhebung der Bagatellgrenze für eigenverbrauchten Strom. So entfällt die EEG-Umlage nun für Anlagen mit einer Leistung bis 30 kW statt bislang bis 10 kW. Diese Regelung gilt für bis zu 30 MWh im Jahr.

Da der Ausbau von Windenergie und Photovoltaik weiter voranschreitet, kommt es insbesondere an sehr windigen oder sonnigen Tagen häufig dazu, dass mehr Strom angeboten als nachgefragt wird. Die Folge sind negative Preise an der Strombörse. In diesem Fall erhalten Unternehmen nun keine Vergütung mehr für ihren eingespeisten Ökostrom „Mit dem kompletten Wegfall der EEG-Vergütungszahlungen möchte die Bundesregierung zum Beispiel einen Anreiz dafür schaffen, den produzierten Strom zu speichern, statt ihn direkt einzuspeisen. Für Betreiberinnen und Betreiber bedeutet das aber erst einmal, dass sich eine Anlage eventuell nicht mehr rechnet und zusätzliche Kosten für Speicher einkalkuliert werden müssen“, sagt Energierechts-Experte Stefan Ulrich.

Erleichterungen für stromkostenintensive Unternehmen

Unternehmen mit besonders hohem Stromverbrauch, beispielsweise in der metallverarbeitenden oder chemischen Industrie, können eine Reduzierung der zu zahlenden EEG-Umlage für das Folgejahr beantragen. „Hier schafft das EEG 2021 einige deutliche Verbesserungen für Großverbraucher“, sagt Energierechts-Experte Stefan Ulrich:

  • Die Stromkostenintensität, also die Höhe der Stromkosten im Verhältnis zur Wertschöpfung des Unternehmens, die nachgewiesen werden muss, um von der Ausgleichsregelung zu profitieren, wird in den nächsten drei Jahren um jeweils ein Prozent nach unten gesetzt – von 14 Prozent im laufenden Jahr auf 11 Prozent im Jahr 2024.

  • Die „2 aus 3-Regel“: Für ihren Antrag können Unternehmen jetzt auswählen, welchen beiden der letzten drei Geschäftsjahre sie als Berechnungsgrundlage nutzen. Das heißt, dass das Pandemie-Jahr mit seiner untypisch niedrigen Stromnutzung herausfallen kann.

  • Das Energiemanagementzertifikat kann in Zukunft nachgereicht werden. Eine große Verbesserung, betont Stefan Ulrich: „Wenn ich in der Vergangenheit das Energiemanagementzertifikat mit sämtlichen Auditberichten nicht richtig hochgeladen habe, wurde mir der gesamte Antrag abgelehnt. Das hat Unternehmen im schlimmsten Fall viele Millionen Euro gekostet.“

Im ausführlichen Interview im Wissensportal der TÜV NORD Akademie nennt Rechtsanwalt Stefan Ulrich weitere wichtige Punkte im EEG 2021, wie neue Anschlussförderungen für eigentlich ausgeförderte Anlagen, und er erklärt, warum Unternehmen bereits jetzt präzise Messkonzepte für ihre Energienutzung aufstellen sollten, auch wenn eine entsprechende Pflicht erst 2022 kommt.

(Quelle: Presseinformation der TÜV Nord Group)

Schlagworte

ChemieindustrieEnergieErneuerbare EnergienMetallindustrie

Verwandte Artikel

(v. l. n. r.): Stefan Besser (BMWK), Jana Liebe (ThEEN), Bernhard Stengele (TMUEN), Prof. Dr. Dirk Westermann (TU Ilmenau).
10.11.2024

Klimaneutrale Industrie: Entwicklung digitaler Werkzeuge für Produktionsbetriebe

Eines der Ziele von ZO.RRO ist es, mit digitalen Werkzeugen anhand von Pilotprojekten den Weg zur Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien aufzuzeigen.

Dekarbonisierung Digitaler Zwilling Energieforschung Energiewende Erneuerbare Energien Klimaneutrale Energie Klimaneutralität
Mehr erfahren
07.11.2024

Produktion im Produzierenden Gewerbe 09/2024

Die Produktion schließt das dritte Quartal mit einem schwachen Ausklang ab. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe im ging im September preis-, kalender- und saisonbere...

Automobilindustrie Baugewerbe Chemieindustrie Elektrische Ausrüstungen Kfz-Teile Maschinenbau Metallerzeugnisse Produktion Wirtschaft
Mehr erfahren
Zukunftsszenarien für die Energiewende beziehen in Analysen sowohl technische als auch soziale Aspekte ein.
27.10.2024

Wie die Energiewende gelingen kann

Eine Helmholtz-Studie entwirft integrative Szenarien: Für eine nachhaltige Transformation müssen auch soziale und ökonomische Aspekte einbezogen werden.

Energiewende Erneuerbare Energien
Mehr erfahren
Das Team von Fill Maschinenbau präsentierte auf der Internationalen Leitmesse für Metallbearbeitung AMB 2024 in Stuttgart mit dem „Next World Project“ die Lösungen für die Fabrik der Zukunft.
02.10.2024

Mit innovativen Lösungen erfolgreich

Mit dem „Next World Project“ präsentierte Fill Maschinenbau auf der AMB 2024 die Lösungen für die Fabrik der Zukunft.

Automobilindustrie Effizienz Flexibilität Gießerei Maschinenbau Metallindustrie Mobilität Mobilitätswende Montagetechnik Wirtschaftlichkeit Zerspanung
Mehr erfahren
24.09.2024

Weiterhin hohe Fachkräfteengpässe bei den Handwerksberufen

Auch im Handwerk ist die Nachfrage nach Fachkräften rückläufig. Im August 2024 waren sechs Prozent weniger Arbeitsstellen gemeldet als im Vorjahresmonat.

Arbeitsmarkt Bauindustrie Fachkräftemangel Handwerksberufe Metallindustrie
Mehr erfahren