Wirtschaft
© pixabay.com/Holger Schué
31.01.2023

Elektro- und Digitalindustrie startet zuversichtlich ins neue Jahr

Elektro- und Digitalindustrie startet zuversichtlich ins neue Jahr

„2022 war – trotz aller Widrigkeiten – ein starkes Jahr für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie“, sagt Dr. Gunther Kegel, ZVEI-Präsident, bei der Auftakt-Pressekonferenz des Verbands. „Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation und weiterhin angespannte Lieferketten: Die preisbereinigte Produktion der Branche ist dennoch zwischen Januar und November um 3,7 Prozent gewachsen – fast eine Punktlandung für unsere Prognose von vier Prozent. Diese robuste Entwicklung unterstreicht die Stärke der Elektro- und Digitalindustrie. Unsere Branche profitiert erkennbar von den beiden großen Treibern Elektrifizierung und Digitalisierung, die aufs Engste mit uns verbunden sind.“

Die nominalen Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 224 Milliarden Euro. Die höchsten Zuwächse gab es bei elektronischen Bauelementen (+ 21 %). Es folgen Informations- und Kommunikationstechnik, Batterien, Energietechnik (alle + 14 %) und Automation (+ 12 %). Die Zahl der Beschäftigten lag zuletzt bei knapp 895.000 und damit 2,3 Prozent über dem Vorjahr.

Auch beim Export war 2022 abermals ein Rekordjahr. Die deutschen Elektroausfuhren erreichten hier einen Wert von 246 Milliarden Euro (inklusive Re-Exporte) – ein Plus von neun Prozent. Wichtigster Absatzmarkt war die Europäische Union mit Elektrolieferungen in Höhe von 126 Milliarden Euro. „Der Binnenmarkt ist das größte Asset der EU. Wir müssen ihn weiterentwickeln – unternehmerisch und regulatorisch“, so Kegel. „Die Globalisierung scheint an einem Scheitelpunkt zu stehen. Die protektionistische Wirtschaftspolitik Chinas, aber auch der USA sind für uns ein hohes Risiko. Die EU muss entschlossen gegensteuern und mehr bilaterale Handels- und Rohstoffabkommen abschließen.“

Für das laufende Jahr zeigt sich der Verband zuversichtlich: „Stand heute gehen wir bei der realen Produktion von einer schwarzen Null aus, was einer Konsolidierung auf sehr hohem Niveau entspricht“, sagt der ZVEI-Präsident.

Energiewende wieder in den Fokus rücken – Stromnetz zurzeit nicht energiewendefähig

„Nachdem sich die Politik im zurückliegenden Jahr vor allem den Herausforderungen Energiesicherheit und Bezahlbarkeit zuwenden musste, muss in diesem Jahr die Gestaltung der Energiewende wieder mehr in den Fokus rücken“, erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Aus Sicht des ZVEI sind im Wesentlichen zwei Aufgaben anzugehen: Erstens, der zügige Ausbau der Netzinfrastruktur und zugleich ihre Digitalisierung sowie zweitens die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.

Strom ist der Rohstoff der Energiewende, der über 90 Prozent des Energiebedarfs im Jahr 2045 decken soll. Aktuell liegt der Strombedarf bei 550 TWh/a. Durch die Elektrifizierung – unter anderem durch ca. 15 Millionen Ladepunkte und sechs Millionen Wärmepumpen – steigert sich der Strombedarf bis 2030 auf über 700 TWh/a. Bis zum Jahr 2045 liegt der Strombedarf bei 1.000 bis 1.200 TWh/a. Um diesen Bedarf zu decken, werden sich die Erzeugungskapazitäten bei den erneuerbaren Energien mindestens um das 4,5-Fache steigern müssen – und damit steigen die Anforderungen an das Stromnetz immens. „Um es klar zu sagen: Darauf ist unser Stromnetz derzeit nicht ausgelegt. Es ist nicht energiewendefähig“, so Weber. „Aber: Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden.“ So fordert der ZVEI, dass neben dem physischen Ausbau Intelligenz ins System kommt. Unter anderem müsse mehr Tempo in den flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme kommen, wie im GNDEW vorgesehen.

Denn durch konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Primärenergieverbrauch um bis zu 65 Prozent reduzieren. Durch eine dezentrale Energieerzeugung mit Speicherung, Verteilung im Quartier mit digitalen Netzanschlüssen, Sektorenkopplung mit Photovoltaik, Wärmepumpe und E-Mobilität und nicht zuletzt durch die immensen Effizienzgewinne der direkten Stromnutzung sind die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Um diesen näherzukommen, ist jedoch ein grundsätzlich anderes Strommarktdesign nötig. „Der Strompreis muss weiter von Steuern, Umlagen und Abgaben entlastet werden“, erklärt Weber. Darüber hinaus seien dynamische Stromtarife wichtig. „Das künftige Strommarktdesign muss so gestaltet sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher unmittelbar von attraktiven Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien profitieren.“

(Quelle: Presseinformation des ZVEI e.V.)

Schlagworte

DigitalindustrieDigitalisierungElektroindustrieEnergiewende

Verwandte Artikel

Rückblick auf die CADFEM Conference 2024 in Darmstadt mit über 700 Teilnehmern - hier Blick ins Plenum.
17.11.2024

Neue internationale Conference Series zu Digital Engineering

Um sich über die virtuelle Simulation auszutauschen, bietet CADFEM in 2025 eine neue Conference Series an, bei der es unter anderem um Expertenwissen und Best-Practice-Be...

Digital Engineering Digitalisierung Simulation Software
Mehr erfahren
mosaixx, die offene, kollaborative Cloud-Plattform für Industrial Software-as-a-Service (SaaS), war das Highlight des Events.
13.11.2024

KUKA zeigt nahtlose Digitalisierung globaler Industrielandschaften

Nach Gründung der neuen Digitalsparte zeigte KUKA bei seinem ersten Software- und Digital-Event unter dem Motto „KUKA digital_powering your business” sein umfassendes Por...

Automation Automatisierung Digitalisierung Robotik Software Vernetzung
Mehr erfahren
Vorstellung von Smart Factory Assembly: Mitarbeitende, Maschinen und Produkte vernetzen.
12.11.2024

Mitarbeitende, Maschinen und Produkte vernetzen

Bossard ist vom 12. November bis 14. November auf der SPS in Nürnberg. Das Team informiert vor Ort über Bossard Smart Factory Assembly, den digitalen Montage-Arbeitsplatz...

Digitalisierung Vernetzung
Mehr erfahren
(v. l. n. r.): Stefan Besser (BMWK), Jana Liebe (ThEEN), Bernhard Stengele (TMUEN), Prof. Dr. Dirk Westermann (TU Ilmenau).
10.11.2024

Klimaneutrale Industrie: Entwicklung digitaler Werkzeuge für Produktionsbetriebe

Eines der Ziele von ZO.RRO ist es, mit digitalen Werkzeugen anhand von Pilotprojekten den Weg zur Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien aufzuzeigen.

Dekarbonisierung Digitaler Zwilling Energieforschung Energiewende Erneuerbare Energien Klimaneutrale Energie Klimaneutralität
Mehr erfahren
SEAT (Daniel Cortina) und Hexagon (Josh Weiss) beschließen Partnerschaft.
31.10.2024

Beschleunigte Fertigungseffizienz und Industrialisierung neuer Autos

Hexagon hat seine Zusammenarbeit mit dem Automobilhersteller SEAT S.A. ausgeweitet, die auf einer 25-jährigen Partnerschaft mit der Abteilung Manufacturing Intelligence b...

Automobilindustrie Digitalisierung Fertigungsprozesse Prozesssimulation Prüfprozesse Prüftechnik Qualitätssicherung Sensorik Simulation Software
Mehr erfahren