„Es muss auch Leute geben, die Verantwortung übernehmen wollen“
Ein Interview mit Erwin und Simon Telöken, Geschäftsführer der TEKA Absaug- und Entsorgungstechnologie GmbH, seit 25 Jahren international bekannter Hersteller und Anbieter von Absaug- und Filteranlagen aus dem nordrheinwestfälischen Velen.
Wie alt waren Sie bei der Firmengründung 1995? Wie sah der Markt aus?
Erwin Telöken: 32 Jahre alt, genau wie mein Geschäftspartner und TEKA-Mitgründer Jürgen Kemper. Es waren andere Zeiten als heute. Absaugtechnik an sich war da. Aber der Mensch und die gesundheitlichen Gefahren für Mitarbeiter durch Schweißrauche etc. standen nicht so im Vordergrund. Man schaute eher noch auf die Maschinen. Der Arbeitsschutz generell und das Thema saubere Luft in der Industrie waren anders als heute noch nicht so in den Köpfen verankert. Die Gesetzeslage war ebenfalls noch nicht so ausdifferenziert, was Grenzwerte usw. anging. Ähnliches galt ja auch lange für die Luftverschmutzung im öffentlichen Raum.
Wovon waren die ersten Jahre nach der Unternehmensgründung geprägt?
Erwin Telöken: Die ersten Jahre waren geprägt von starkem Wachstum und einer enormen Expansion, sowohl was die Größe als auch die internationale Ausrichtung des Unternehmens anging. Wir haben schnell ein dichtes und tragfähiges Händlernetzwerk aufgebaut, auf das wir auch heute noch zählen können.
Wie hat sich das Tagesgeschäft in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
Erwin Telöken: Der Markt hat sich nicht wesentlich geändert. Es wird mehr im Web verkauft, aber gute Beratung ist nach wie vor wichtig. Was das Verkaufen von Absauganlagen angeht, arbeiten wir nach ähnlichen Grundsätzen wie früher. Der erste Kontakt zum Kunden ist und bleibt wesentlich. Wichtig für einen guten Berater ist, nicht einfach ein Produkt zu verkaufen, sondern den Bedarf beim Kunden zu erkennen und zu bedienen. Den Vertrag per Handschlag zu besiegeln, das gibt es leider kaum noch – und das nicht erst seit Coronazeiten.
Simon Telöken: Ich muss schon schmunzeln, wenn du von euren Anfängen erzählst. Mit Landkarte durch die Gegend fahren, an einer Tankstelle halten, um ein Fax zu versenden … Die Zeit ist schon deutlich schnelllebiger geworden. Obwohl, mein Vater ist keiner, der altmodisch ist und denkt, sondern in allem, besonders in technischen Dingen, immer höchst innovativ und modern gewesen – bis heute. Ich kann mich noch erinnern, dass er einige der ersten Taschencomputer von Palm und Blackberry hatte, die auf dem Markt waren.
Erwin Telöken: Die Zeit ist eine andere. Aber vieles ist gleich geblieben. Man muss andere Wege gehen, zum Beispiel mit Blick auf die Digitalisierung. Aber vieles, was schon früher galt, gilt auch heute noch. Ein guter Berater ist kein Chaot, sondern bis zum Anschlag strukturiert.
Was braucht man, um 25 Jahre erfolgreich am Markt zu sein?
Erwin Telöken: Um es auf wenige zentrale Begriffe zu bringen: Gute Mitarbeiter, gute Produkte, gute Kundenberatung. Ehrlichkeit ist auch eine wichtige Grundlage für Erfolg. Schließlich möchte man dem Kunden nicht nur eine Anlage verkaufen, sondern eine lange Kundenbeziehung aufbauen, die auf Vertrauen basiert.
Simon, welche Kindheitserinnerungen haben Sie an das Unternehmen und die Arbeit Ihres Vaters?
Simon Telöken: Als ich circa fünf Jahre alt war, sind wir mit einem Fiat zur Hannover Messe gefahren. Das war ein Abenteuer als Kind. Als Jugendlicher habe ich dann erst einmal beim Aufbau von Messeständen wie bei der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN in Essen geholfen. Insgesamt weiß ich noch, mein Vater war halt wenig da. Aber die Firma war im Aufbau und im Endeffekt ist es so, ohne Fleiß kein Preis.
Erwin Telöken: Ja, wir mussten viele Stunden am Tag ackern. Da bleibt vieles auf der Strecke und für die Familie kaum Zeit.
Sie haben erst in anderen Unternehmen gearbeitet. Warum sind Sie nicht gleich in die Firma des Vaters eingestiegen?
Simon Telöken: Ich habe meine Ausbildung als Metallbauer in einem anderen Betrieb gemacht und viele Erfahrungen in anderen Unternehmen gesammelt, bevor ich bei TEKA eingestiegen bin – und bin froh darüber. Man hat auf viele Dinge im eigenen Unternehmen eine andere Sicht, ist nicht so betriebsblind.
Erwin Telöken: Und du hast hier von der Pike auf gelernt, verschiedene Abteilungen vor allem im Service und Verkauf durchlaufen, bevor du in die Geschäftsführung mit eingestiegen bist. Nur so kann man sich auch den Respekt der Mitarbeiter erarbeiten. Das sind Lebenserfahrungen, die unwahrscheinlich wichtig sind.
Was ist schwieriger, eine Firma zu gründen oder erfolgreich weiter zu führen?
Simon Telöken: Es ist einfacher, sich ins „gemachte Nest“ zu setzen. Ich bin jetzt seit zehn Jahren im Unternehmen. Ich habe einen Riesenrespekt vor dem, was mein Vater und Jürgen Kemper aufgebaut haben. Es war eine große Herausforderung für mich, in so große Fußstapfen zu treten. Aber ich habe auch gelernt, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss.
Erwin Telöken: Als Firmengründer bist du vom ersten Tag dabei, gestaltest alles mit. Du musstest deinen Platz erst finden.
Simon Telöken (schmunzelt): Das stimmt. Ihr wart bei eurer ersten Betriebsversammlung zu zweit. Ich musste meine mit 150 Mitarbeitern abhalten.
Gibt es Zuhause auch andere Themen?
Simon Telöken: Es ist eine Herausforderung, TEKA mal links liegen zu lassen, wenn wir uns außerhalb der Firma sehen. Aber seit dem Schlaganfall meines Vaters vor fast zwei Jahren gelingt uns das besser.
Erwin Telöken: Wir mussten zu Beginn hart ackern, teilweise Tag und Nacht. Die zweite Generation sitzt schon anders im Sattel. Da kann man einiges im Leben anders machen.
Simon Telöken: Man versucht zumindest, einiges anders zu machen.
Welche Folgen hatte der Schlaganfall Ihres Vaters für das Unternehmen und Sie, Simon?
Simon Telöken: Mein Vater war immer der kreative Macher. Wenn so einer wegbricht, ist das ein herber Verlust für ein Unternehmen. Und das kurz vor der EuroBlech. Ich war zwar schon rund acht Jahre im Unternehmen. Aber bis dahin, sagen wir mal, gut behütet. Da musste ich auf einmal in die erste Reihe springen. Das war viel Verantwortung auf einmal. Geholfen hat, dass wir einen sehr guten Mitarbeiterstamm haben, auf den ich mich zu hundert Prozent verlassen konnte. „Draußen“ musste ich schon kämpfen. Mein Vater ist bekannt für seine klaren Ansagen. Viele, die ihn kannten, mich aber noch nicht, haben eine Kopie von ihm erwartet.
Erwin Telöken: Jeder muss seinen Weg finden. Und das hast du getan. Es können nicht alle Menschen im Angestelltenverhältnis sein. Es muss auch Leute geben, die Verantwortung übernehmen wollen.
Simon Telöken: Für mich persönlich kann ich sagen, solange ich jeden Morgen aufstehe und Spaß an der Arbeit habe, solange komme ich mit Enthusiasmus zu TEKA.
Welche Herausforderungen für die Branche sehen Sie in Zukunft?
Erwin Telöken: Moderne Luftreinhaltung umfasst heute nicht nur das Absaugen und Filtern schadstoffhaltiger Luft. Es geht vielmehr auch um das stetige Monitoring der Luftqualität und die Vernetzung mit anderen Maschinen in der Produktion. Der „Smart Factory“ gehört die Zukunft und die betrifft alle Geschäftsbereiche eines Unternehmens. Gerade die Zusammenarbeit mit anderen mittelständischen Firmen kann hier Treiber sein. Daher engagieren wir uns seit einigen Jahren im „Industry Business Network 4.0“, das Industrie 4.0 offen und herstellerübergreifend umsetzen möchte.
Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit dem neuen Unternehmensstandort?
Erwin Telöken: Erst einmal birgt die Bündelung aller Unternehmensteile an einem Standort mit 46.000 m² Fläche viele Synergieeffekte. Darüber hinaus haben wir vor, digitale Prozesse ganz im Sinne des „Smart Factory“-Gedankens systematisch in allen Unternehmensbereichen – angefangen bei der Geschäftsführung bis hin zum Service – zu verankern.
(Das Interview führte Katrin Herbers, TEKA Absaug- und Entsorgungstechnologie GmbH)
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