Wirtschaft
© pixabay.com
21.04.2023

Kupferrecycling: Grundlage der Versorgungssicherheit von Schlüsselindustrien

Kupferrecycling: Grundlage der Versorgungssicherheit von Schlüsselindustrien

Der Ausstieg aus den fossilen Technologien und die Transformation zu einer dekarbonisierten Gesellschaft führt mittelfristig zu einem erhöhten Bedarf von Rohstoffen wie Kupfer. Recycling soll, so plant es die Bundesregierung, als zweite Säule der mineralischen Rohstoffversorgung durch die Entwicklung von Handlungsoptionen gestärkt werden, um die Wirtschaft weiterhin mit wichtigen Metallen wie Kupfer zu versorgen. Doch neben Initiativen wie beispielsweise der von der Bundesregierung aufgesetzten Dialogplattform Recyclingrohstoffe gibt es in der Kupferindustrie bereits zahlreiche Unternehmen, die nicht nur nachhaltig arbeiten und ihre Standards entsprechend angepasst haben, sondern durch den Einsatz von Recyclingrohstoffen in der Kupferherstellung den Primärrohstoff Kupfer gar nicht oder nur in geringem Maße einsetzen und so beispielhaft dafür sorgen, dass nicht nur CO2-sparender produziert wird, sondern darüber hinaus auch Ressourcen geschont werden.

Ein Beispiel für die nachhaltige Produktion von Kupfer ist die österreichische Montanwerke Brixlegg AG. „Mit niedrigstem CO2-Fußabdruck, 100 Prozent Recycling-Rohstoffen und 100 Prozent erneuerbarer Energie für unseren Strombedarf produzieren wir das weltweit klimafreundlichste Kupfer mit den niedrigsten CO2-Emissionen. Damit leisten wir nicht nur Pionierarbeit für den heutigen Bedarf, sondern schaffen schon jetzt als die Ersten in der Wertschöpfungskette die Voraussetzungen für die Klimaneutralität der Zukunft.“ beschreibt Vorstandsmitglied Uwe Schmidt die Besonderheiten seines Unternehmens. 100 Prozent des bei Brixlegg hergestellten Kupfers stammt aus Sekundärmaterialien, also recyceltem Kupfer, welche von gesammelten oder aufbereiteten Recycling-Rohstoffen kommen.“

Uwe Schmidt, Vorstandsmitglied Montanwerke Brixlegg: „Bereits durch die Nutzung von 100% Recycling-Rohstoffen in der Kupferherstellung leistet unser Unternehmen einen erheblichen Beitrag zu den europäischen Klimazielen. Wir zeigen, was trotz energie-intensiver Produktion machbar ist.“ - © Celine Schmidt
Uwe Schmidt, Vorstandsmitglied Montanwerke Brixlegg: „Bereits durch die Nutzung von 100% Recycling-Rohstoffen in der Kupferherstellung leistet unser Unternehmen einen erheblichen Beitrag zu den europäischen Klimazielen. Wir zeigen, was trotz energie-intensiver Produktion machbar ist.“ © Celine Schmidt
Kupferbedarf wird steigen

Ein Weg, der beispielhaft ist, und sich auch in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung als eine wesentliche Säule wiederfindet. Denn neben der Rohstoffsicherung unter anderem durch heimischen Bergbau und Importe steht auch der Ausbau der Kreislaufwirtschaft durch vermehrtes Recycling insbesondere im Bereich Urban Mining auf der Liste der wichtigsten Instrumente, um die Versorgungssicherheit von Rohstoffen zu stärken. Um entsprechende Möglichkeiten zu definieren, wurde dazu durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eigens die Dialogplattform Recyclingrohstoffe beauftragt, die zum Ziel hat, die sichere und nachhaltige Versorgung der deutschen Industrie mit Metallen und Industriemineralen aus sekundären Rohstoffquellen zu verbessern. In einem Unterarbeitskreis der Dialogplattform, der vom Kupferverband sowie vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI betreut wird, beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Kupfer.

„Der Bedarf an Kupfer wird insbesondere durch seine Rolle als Enabler der Mobilitäts- und Energiewende in den kommenden Jahren anwachsen“, so Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes zur Bedeutung des Rohstoffes. „ Allein in Europa werden zur Umsetzung der Energiewende im Jahr 2030 schätzungsweise zusätzliche 1,25 Mio. Tonnen Kupfer benötigt, was auf über 1,5 Mio. Tonnen im Jahr 2040 ansteigen wird – ein Plus von 35 Prozent zu heute. Entsprechend groß ist auch der Wunsch nach mehr Sekundärrohstoffen für die Industrie.“

Antonia Loibl vom Fraunhofer ISI: „Kupfer ist ein Metall, das sich grundsätzlich ohne Qualitätsverlust unbegrenzt recyceln lässt.“ - © Fraunhofer
Antonia Loibl vom Fraunhofer ISI: „Kupfer ist ein Metall, das sich grundsätzlich ohne Qualitätsverlust unbegrenzt recyceln lässt.“ © Fraunhofer
Recycling-Barrieren abbauen

Dabei stellt die lange Lebensdauer von Kupferprodukten im Rahmen der Recyclingstrategie eine natürliche Begrenzung der Verfügbarkeit von Kupferschrotten dar, wie der Zwischenbericht des Unterarbeitskreises Kupfer der Dialogplattform nun deutlich aufzeigt. Dazu Antonia Loibl vom Fraunhofer ISI: „Kupfer ist ein Metall, das sich grundsätzlich ohne Qualitätsverlust unbegrenzt recyceln lässt. Gerade das bei Kupfer mögliche energieeffiziente Einschmelzen von Kupferschrotten in der Kombination mit der Raffination zu neuwertigem Kupfer von höchster Qualität ist ein Riesenpluspunkt. Allerdings lässt sich der Bedarf an Kupfer mittelfristig und langfristig nicht allein durch Sekundärrohstoffe decken. Innovation und Investition in Richtung einer möglichst nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus dürfen daher nicht vergessen werden, während wir gleichzeitig an einer möglichst umfassenden Nutzung der vorhandenen Recyclingpotenziale arbeiten.“

Zur Zeit liegt der Recyclinganteil in der Kupferkathodenproduktion in Deutschland bei rund 40 Prozent und damit deutlich über dem globalen Durchschnitt. Nichtsdestotrotz sind hier laut dem Zwischenbericht der Dialogplattform noch Steigerungsraten möglich. Als verbesserungswürdige Parameter wurden dabei insbesondere Bereiche der Regulatorik, der Technologie und Prozesse des Recyclings sowie der Datenerhebung und Digitalisierung von Stoffströmen definiert. Weitere Optimierungsaspekte werden im Ausbau der Infrastruktur und Logistik, aber auch bei den Förderanreizen zum Ausbau der Recyclingkapazitäten und Sammelstellen in Deutschland gesehen.
„Eine Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen wie Kupfer ist nicht eindimensional zu betrachten,“ so Loibl und Sander zu den vorläufigen Ergebnissen ihres Arbeitskeises. „Gerade die Diskussion mit der Industrie wie z.B. den Montanwerken Brixlegg beweist, dass viele Wege zu einer Lösung in der Rohstofffrage beitragen können. Für eine zukunftsträchtige Herangehensweise müssen jedoch noch zahlreiche vorhandene Barrieren insbesondere für die Reycyclingindustrie diskutiert werden – und das nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene.“

(Quelle: Presseinformation des Kupferverbandes e.V.)

Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes: Der Bedarf an Kupfer wird insbesondere durch seine Rolle als Enabler der Mobilitäts- und Energiewende in den kommenden Jahren anwachsen.“ - © Kupferverband
Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes: Der Bedarf an Kupfer wird insbesondere durch seine Rolle als Enabler der Mobilitäts- und Energiewende in den kommenden Jahren anwachsen.“ © Kupferverband

Schlagworte

DekarbonisierungKlimawendeKreislaufwirtschaftKupferKupferwerkstoffeRohstoffeffizienz

Verwandte Artikel

14.02.2025

Mit Data Science und KI zu kreislauffähigen Produkten

Das Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist unter der Leitung der Universität Paderborn erfolgreich gestartet.

Data Science Kreislaufwirtschaft Nachhaltigkeit Ressourcennutzung
Mehr erfahren
09.01.2025

10 Jahre Netzwerkinitiative für Energieeffizienz und Klimaschutz

Seit 10 Jahren unterstützen Energieeffizienz-Netzwerke Klimaschutz und Energieeffizienz in Unternehmen. Die Träger haben nun die Absicht bekundet, die Initiative Energiee...

Dekarbonisierung Energieeffizienz Energiewende Nachhaltigkeit Resilienz Ressourceneffizienz Wirtschaft
Mehr erfahren
29.12.2024

Neues Factsheet zum „Recyclingchampion Kupfer“

Seit Kurzem gibt es ein neues Factsheet zum „Recyclingchampion Kupfer“. Es behandelt die Wiederverwertung von Kupfer, insbesondere die Rolle von Pre- und Post-Consumer-Sc...

Kreislaufwirtschaft Kupfer Kupferlegierungen Recycling
Mehr erfahren
20.12.2024

Studie: Die Stahlindustrie am Scheidepunkt

Eine aktuelle Studie unterstreicht die zentrale Rolle der Stahlindustrie für industrielle Netzwerke, gesamtwirtschaftliche Resilienz und einen starken industriellen Mitt...

Dekarbonisierung Stahlindustrie Stahlstandort Deutschland Stahlverarbeitung Wirtschaftsstandort Deutschland
Mehr erfahren
30.11.2024

Aufbau einer klimaneutralen chemischen Industrie bis 2050

Experten des nova-Instituts haben den wegweisenden Bericht „Evaluation of Recent Reports on the Future of a Net-Zero Chemical Industry in 2050“ erstellt.

Chemieindustrie Dekarbonisierung Klimaneutralität Kohlenstoff Kunststoffe
Mehr erfahren