Forschung
Laborbewitterung von Kunststoffbauteilen im Fraunhofer LBF. - © Fraunhofer LBF/Raapke
24.02.2021

Lebensdauer von Kunststoffen effizient vorhersagen

Lebensdauer von Kunststoffen effizient vorhersagen

Kunststoffe haben Stress mit ihrer Umwelt: Wechselnde Temperaturen, Sonnenstrahlung, Feuchte, chemische Substanzen und mechanische Belastungen setzen ihnen zu und verändern die Materialeigenschaften. Um die Risiken beim Einsatz neuer Materialien oder bei geänderten Betriebsbedingungen zu minimieren, sind belastbare Aussagen zur Lebensdauer erforderlich.

Voraussetzung hierfür sind neben Prüfmethoden, die Schädigungen frühzeitig erkennen, geeignete Alterungs- und Versagensmodelle sowie anwendungsrelevante Schadenskriterien. Um die Material- und Bauteilentwicklung zu beschleunigen, ist es zudem von Vorteil, die Dauer der Prüfzyklen, der Klimalagerung oder der Laborbewitterung zu verkürzen. Forscherteams aus dem Bereich Kunststoffe des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF entwickeln maßgeschneiderte Prüfmethoden und koppeln diese mit Modellierungssoftware zur Lebensdauervorhersage für komplexe Einsatzszenarien. Das Resultat sind kürzere Entwicklungszeiten und ein verringertes Ausfallrisiko im späteren Einsatz.

Um die Betriebssicherheit von Kunststoffbauteilen zu garantieren, sind belastbare Aussagen zur Lebensdauer erforderlich, die den konkreten Anwendungsfall so gut wie möglich widerspiegeln müssen. Beispiele sind Kunststoffe und polymerbasierte Beschichtungsmaterialien im Außenbereich, Bauteile unter stark wechselnden thermischen und mechanischen Lasten oder Druckbehälter für organische Flüssigkeiten bei hohen Temperaturen. Besonders wichtig ist eine zuverlässige Lebensdauervorhersage für sicherheitsrelevante Kunststoffanwendungen wie Gefahrstoffbehälter, tragende Bauteile oder Injektionsdübel für lasttragende Befestigungen.

Laborbewitterung von Kunststoffbauteilen im Fraunhofer LBF. - © Fraunhofer LBF/Raapke
Laborbewitterung von Kunststoffbauteilen im Fraunhofer LBF. © Fraunhofer LBF/Raapke
Verbesserte experimentelle Verfahren und Software-Tools

Für die Material- und Produktentwicklung sowie zur Verringerung der Versagenswahrscheinlichkeit im Einsatz sind zeit- und kostenaufwendige Tests erforderlich. Der Beschleunigung solcher Versuche durch erhöhte Temperaturen, Umgebungsfeuchte, Bestrahlungsstärke oder kürzere Prüfzyklen sind Grenzen gesetzt. Noch schwieriger ist es, Alterung und Versagen für neue Betriebszyklen oder für den Einsatz unter veränderten Umgebungsbedingungen vorherzusagen.

Im Bereich Kunststoffe des Fraunhofer LBF arbeiten interdisziplinäre Teams eng zusammen, um die Alterungsvorgänge und Versagensmechanismen von Kunststoffen besser zu verstehen und die zugehörigen Material- und Lebensdauermodelle zu verbessern. Ziel sind optimierte Prüfverfahren und Software-Tools zur Lebensdauervorhersage für komplexe Einsatzszenarien. Indem sie Alterungsexperimente und Modellierung koppeln, können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer LBF Lebensdauer und Versagensrisiko für vorgegebene Einsatzfälle besser abschätzen. Durch Superposition von aufeinanderfolgenden Temperatur-, Feuchte-, Bestrahlungs- und mechanischen Lasten können sie nahezu beliebige Szenarien nachstellen. Als Eingangsgrößen dienen dabei zeitaufgelöste Messdaten für verschiedene Betriebszustände, Wetterdaten oder hypothetische Einsatzszenarien.

Lebensdauervorhersage für vorgegebene Lastszenarien durch Kopplung von Experiment und Modellierung (schematisch). - © Fraunhofer LBF
Lebensdauervorhersage für vorgegebene Lastszenarien durch Kopplung von Experiment und Modellierung (schematisch). © Fraunhofer LBF
Kürzere Entwicklungszeiten und verringertes Ausfallrisiko

Am Fraunhofer LBF steht hierfür eine Toolbox bestehend aus Klimalagerung und Bewitterung, vielfältigen Mess- und Prüfmethoden, einer breit gefächerten chemischen Analytik und anpassbaren Alterungs- und Lebensdauermodellen zur Verfügung. Die Vorgehensweise lässt sich direkt mit der Bauteilauslegung mit FE-Methoden koppeln. Gemeinsam mit Industriepartnern passen die Darmstädter Forschenden diese an die jeweilige Fragestellung an und begleiten die Überführung in bestehende Abläufe und vorhandene Infrastruktur. Das Resultat sind anwendungsbezogene Prüfvorschriften, kürzere Entwicklungszeiten und ein verringertes Ausfallrisiko im späteren Einsatz. Zielgruppe sind Hersteller und Anwender von Kunststoffkomponenten und -bauteilen sowie polymerbasierten Beschichtungsmaterialien in nahezu allen Wirtschaftsbereichen.

(Quelle: Presseinformation des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF)

Schlagworte

KunststoffeMaterialentwicklungProduktentwicklung

Verwandte Artikel

Die gesamte Geschäftsführung (auf dem Bild von links nach rechts: Oliver Brandmayer, Frank Brunnecker, Holger Aldebert und Marie Schafnitzl).
11.12.2024

Erweiterung der Geschäftsführung bei EVOSYS

Mit der Erweiterung der Geschäftsführung durch Marie Schafnitzl und Oliver Brandmayer verstärkt Evosys seine Entscheidungsebene mit zwei erfahrenen Führungspersönlichkeit...

Kunststoffe Laserschweißen Laserstrahlschweißen Schweißtechnik
Mehr erfahren
30.11.2024

Aufbau einer klimaneutralen chemischen Industrie bis 2050

Experten des nova-Instituts haben den wegweisenden Bericht „Evaluation of Recent Reports on the Future of a Net-Zero Chemical Industry in 2050“ erstellt.

Chemieindustrie Dekarbonisierung Klimaneutralität Kohlenstoff Kunststoffe
Mehr erfahren
Automatisierung einer Hobelanlage für Kunststoffplatten.
26.11.2024

Automatisierung einer Hobelanlage für Kunststoffplatten

Die Firma SYSTRAPLAN installierte bei OKULEN eine automatische Umlaufanlage zum Hobeln von Kunststoffplatten. Das verbesserte die Effizienz und senkte Verletzungsrisiken.

Halbzeuge Hobeln Kunststoffe
Mehr erfahren
Dr. Thomas Walther ist neues Mitglied im VDI-Strategiekreis Kunststofftechnik.
24.10.2024

Dr. Thomas Walther ist neues Mitglied im VDI-Strategiekreis Kunststofftechnik

Der VDI Verein hat Dr.-Ing. Thomas Walther (54), Leiter Application & Process Development bei der ARBURG GmbH + Co KG, in den Strategiekreis Kunststofftechnik berufen.

Kunststoffe Kunststofftechnik
Mehr erfahren
Kurs nach der Richtlinie DVS 2212-1 am SKZ.
20.10.2024

Qualifizierung von Kunststoffschweißern am SKZ

Der DVS hat die Richtlinie DVS 2212-1 überarbeitet und neue Prüfgruppen zur Qualifizierung von Kunststoffschweißern veröffentlicht. Das SKZ hat dies bereits in die Tat um...

Fachkräftequalifizierung Kunststoffe Kunststoffschweißen Kunststoffschweißer Schweißtechnik
Mehr erfahren