Kommentar Wirtschaft
© pixabay.com/Jean Martinelle
23.03.2022

Stahlindustrie warnt vor Folgen eines Erdgasembargos

Stahlindustrie warnt vor den Folgen eines Erdgasembargos für die Versorgung mit Industriegütern

Die Stahlindustrie in Deutschland unterstützt die Politik der Bundesregierung, sich schnellstmöglich aus der Energieabhängigkeit von Russland zu lösen, alternative Versorgungswege zu etablieren und den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Sie steht auch hinter den eingeführten Wirtschaftssanktionen. Zugleich warnt die Stahlindustrie ausdrücklich vor den Folgen eines insbesondere auf Erdgas ausgerichteten Embargos. Ohne Erdgas aus Russland wäre eine Stahlproduktion zurzeit nicht möglich.

Die Stahlindustrie ist mit 40 Millionen Tonnen Rohstahlproduktion der größte Hersteller in der EU und der achtgrößte Produzent weltweit. Stahl ist zudem der Basiswerkstoff und Ausgangspunkt nahezu aller industriellen Wertschöpfungsketten. Ein unmittelbarer Importstopp von russischem Gas würde daher nicht nur zu Produktionsstillständen in der Stahlindustrie, sondern auch zu einem Einbruch der Industrieproduktion in Deutschland und der EU führen. Die Folgen für den Industriestandort Deutschland könnten daher langfristig belastend sein. Ökonomische Modelle, in denen Industrieanlagen beliebig schnell hoch- und runtergefahren werden, machen die Risiken eines solchen Schritts nicht wirklich deutlich.

Dazu Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl:

„Die Stahlindustrie in Deutschland unterstützt die Sanktionen gegen Russland. Der beispiellose Angriff auf den Frieden in Europa legt schonungslos offen, dass wir eine Energiepolitik brauchen, die jetzt rasch Abhängigkeiten reduziert und die Versorgungssicherheit stärker in den Blick nimmt. Ein Importstopp für Erdgaslieferungen aus Russland ohne gesicherte Alternativen würde jedoch die Unternehmen der Stahlindustrie in der jetzigen Situation dem Risiko von Zwangsabschaltungen aussetzen. Dies würde direkt zu Produktionsunterbrechungen, Kurzarbeit und gegebenenfalls Beschäftigungsverlusten führen. Zusätzliche massive Versorgungsprobleme bei den Stahlverarbeitern bis hin zu den Endkunden wären ebenso die Folge. In der Gesamtschau drohen dauerhafte Arbeitsplatzverluste und gravierende wirtschaftliche Schäden. Deshalb steht die Stahlindustrie hinter der verantwortungsvollen Politik von Bundesminister Habeck, die Versorgungssicherheit nicht durch ein Lieferverbot zu gefährden.“

Auch für die Transformation der Stahlindustrie hin zu einer klimaneutralen Produktion sind die Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entscheidend. Dies wird jedoch Zeit brauchen. In der Übergangsphase ist die Stahlindustrie zwingend auf die kontinuierliche Versorgung auch mit Erdgas angewiesen, was bereits bei den neuen Produktionstechnologien zu einer deutlichen Senkung der CO2-Emissionen führt.

Hintergrund:

Der Energieträger Erdgas spielt für die Stahlindustrie in Deutschland eine wichtige Rolle. In der Stahlindustrie werden jährlich circa 2,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht. In der Industrie sind es insgesamt 38 Milliarden Kubikmeter. Das Gas kommt als Brennstoff zur Temperaturerzeugung und als Reduktionsmittel in verschiedenen Schritten der Roheisen- und Stahlerzeugung sowie der Weiterverarbeitung zum Einsatz. Wirtschaftliche Alternativen sind mittelfristig vor dem Jahr 2030 bislang nicht absehbar.

(Quelle: Presseinformation der Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

EnergieversorgungErdgasIndustriegüterStahlindustrie

Verwandte Artikel

19.10.2024

Nachhaltige Energieträger und KI in der Stahlindustrie

DVS Media und die Messe Essen laden am 19. November zum HÜTTENTAG 2024 ein. Das Motto „Nachhaltige Energieträger und künstliche Intelligenz – die neuen Erfolgsfaktoren fü...

KI Nachhaltige Energieträger Stähle Stahlhandel Stahlindustrie Wasserstoff
Mehr erfahren
Seite 2 von 4 Vielfältige Modelloptionen für verschiedene Anwendungen Metabo bietet vier verschiedene Modelle dieser Winkelschleifer an: • WEBA 20-125 Quick BL: Ein leistungsstarker Schleifer mit 125 mm Scheibendurchmesser und werkzeuglosem Scheibenwechsel. • WEVBA 20-125 Quick BL: Ausgestattet mit variabler Drehzahl, ideal für materialspezifische Anwendungen. • WEPBA 20-125 Quick DS BL: Mit Totmannschalter für maximale Sicherheit. • WEPBA 20-150 Quick DS BL: Bietet einen größeren Scheibendurchmesser von 150 mm für größere Schnitttiefen. Made in Germany Gefertigt in Nürtingen, stehen die 2000-Watt-Brushless-Winkelschleifer von Metabo für Ingenieurskunst und eine hundertjährige Tradition in der Entwicklung hochwertiger Elektrowerkzeuge. Die neuen 2000-Watt- Brushless-Winkelschleifer erfüllen die hohen Ansprüche der Metall- und Stahlindustrie an Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Mit diesen Maschinen setzt Metabo, eine Marke der KOKI Group, erneut einen Benchmark in der Branche und bleibt der verlässliche Partner für die metallverarbeitende Industrie. Der Arbeitsfortschritt kann mit der robusten, ständig verfügbaren Motorleistung um bis zu 60 Prozent gesteigert werden.
07.10.2024

Winkelschleiferserie setzt Benchmark in Leistung und Lebensdauer

Speziell für schwere Belastungen in der Metallverarbeitung und der Stahlindustrie gibt es von Metabo netzgebundene 2000-Watt-Brushless-Winkelschleifer.

Metallbearbeitung Oberflächenbearbeitung Oberflächenbehandlung Schleifen Stahlindustrie Winkelschleifer
Mehr erfahren
15.09.2024

Trotz hoher Belastungen: Unternehmen stehen hinter der Energiewende

Trotz einer angespannten wirtschaftlichen Lage befürworten 85 Prozent der Unternehmen in Deutschland die Energiewende.

Energieeffizienz Energieversorgung Energiewende Erneuerbare Energien
Mehr erfahren
27.07.2024

Wind, Biomasse und Solar: Projekte der nachhaltigen Energie

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stammten im Jahr 2023 56 Prozent des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms aus erneuerbaren Energien, was e...

Effizienz Energie Energieversorgung Nachhaltigkeit Ressourcen Strom Stromversorgung Technologie
Mehr erfahren
„thyssenkrupp Materials Processing Europe trifft Vereinbarung mit Autoliv über Bezug von Stahl aus CO2-armer Herstellung ab 2026“: thyssenkrupp Materials Processing Europe und Autoliv haben im April Verträge zur Lieferung von CO2-reduziertem Stahl unterzeichnet. Auf dem Bild zu sehen (v. l. n. r.): Burkhard Sich, Head of Sales bei thyssenkrupp Materials Processing Europe; Cosmin Bakai, Global Director Raw Material, Steel bei Autoliv; Wilhelm Budéus, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter der Niederlassung Krefeld bei thyssenkrupp Materials Processing Europe; Christian Swahn, Executive Vice President, Global Supply Chain bei Autoliv.
13.05.2024

Vereinbarung über Bezug von Stahl aus CO₂-armer Herstellung

thyssenkrupp Materials Processing Europe und Autoliv haben sich darauf geeinigt, ihre bestehende Zusammenarbeit für die Lieferung von Stahl auf CO₂-armen Stahl auszuweite...

Aluminium AM Automobilindustrie Edelstahl Emissionen Fertigung Gase Herstellung Metalle Metallerzeugnisse MINT Nachhaltigkeit Photovoltaik PPE Produktion Sicherheit Stahl Stahlherstellung Stahlindustrie Stahlverarbeitung Supply Chain Treibhausgase Verarbeitung Vorfertigung Werkstoffe
Mehr erfahren