Ausreden im Arbeitsschutz – Experte verrät, warum Schichtführer und Meister den Arbeitsschutz nicht richtig vorleben
Immer wieder kann man in Betrieben feststellen, dass Schichtführer und Meister nicht genügend Konsequenz zeigen, wenn es um die Arbeitssicherheit geht. Gründe wie Nachlässigkeit, Zeitdruck oder Produktionsziele sorgen dafür, dass Sicherheitsmaßnahmen von Mitarbeitern sowie Führungspersonen missachtet werden. Mit der Folge, dass es zu zahlreichen gefährlichen Situationen kommt.
Die Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen hängt hierbei maßgeblich von der Führung ab. Fehlende Konsequenz bei der Umsetzung von Regeln durch Vorgesetzte kann schnell zu Abstrichen beim betrieblichen Arbeitsschutz führen. Klare Richtlinien und eine starke Vorbildfunktion der Führungskräfte sind entscheidend, um Unfälle vorzubeugen und die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Nachfolgend wird untersucht, warum Schichtführer und Meister oft nicht als Vorbilder agieren und wie dies im Betrieb verbessert werden kann.
Verantwortung auf allen Führungsebenen
Arbeitsschutz sollte als gemeinsame Verantwortung aller Führungsebenen betrachtet werden, von der Unternehmensführung bis zur operativen Ebene und den einzelnen Mitarbeitern. Direkte Führungskräfte wie Schichtführer, Meister und Teamleiter spielen dabei eine zentrale Rolle im Arbeitsschutz. Ihre Einstellung und ihr Verhalten beeinflusst die Mitarbeiter erheblich. Wenn Vorgesetzte den Arbeitsschutz nicht ernst nehmen, wird er auch von den Mitarbeitern nicht ausreichend beachtet.
Eine Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. aus den Jahren 2020 bis 2022 zeigt, dass in vielen Unternehmen sogar heute noch Maschinen manipuliert werden, was in über 50 Prozent der Fälle von Führungskräften toleriert wird. Diese stillschweigende Übereinkunft führt zu einem Mangel an Ernsthaftigkeit im Arbeitsschutz und zeigt, wie wichtig es ist, dass die Führungsetage sich aktiv für Arbeitsschutzmaßnahmen einsetzt. Das Problematische ist dabei, dass viele Führungskräfte gewillt sind, dies umzusetzen, es aber nie gelernt haben. Zwar erfolgen für Führungskräfte Schulungen zur rechtlichen Verantwortung und Haftung im Arbeitsschutz, nicht jedoch zur Umsetzung in der betrieblichen Praxis.
Führungskräfte im Arbeitsschutz befähigen
Um operative Führungskräfte wie Meister und Schichtführer in die Lage zu versetzen, ihre Verantwortung im Arbeitsschutz wahrzunehmen, ist eine praxisnahe Schulung entscheidend. Diese Schulungen sollten sich unter anderem mit der Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen sowie der Anleitung zur effektiven Mitarbeiterunterweisung befassen. Auch das Thema Sicherheitsrundgänge sollte dort Platz finden. Dabei ist eines wichtig: Statt bei Problemen, wie zum Beispiel einem zugestellten Fluchtweg, sofort zu ermahnen, sollte die Führungskraft Interesse an den Beweggründen des Mitarbeiters zeigen. Hierbei können systemische Methoden von Nutzen sein.
Die Vorbildfunktion von Führungskräften
Eine Führungskraft muss stets als Vorbild dienen. Wo das Tragen einer Schutzbrille vorgeschrieben ist, sollte sie diese genauso tragen, wie sie es von ihren eigenen sowie fremden Mitarbeitern verlangt. Diese Vorbildfunktion beinhaltet auch, dass Führungskräfte Mitarbeiter direkt ansprechen, wenn diese ohne Schutzbrille arbeiten – auch dann, wenn jemand gestresst von Termin zu Termin hetzt. Jedes Mal, wenn unsicheres Verhalten ohne Reaktion bleibt, bestätigt dies das Fehlverhalten. Ebenso wichtig ist es aber, ein sicheres Verhalten positiv zu bestärken.
Meister und Schichtführer tragen wesentlich zur Fehlerkultur im Unternehmen bei. Wenn sie ihre Mitarbeiter nach Arbeitsunfällen öffentlich kritisieren, sinkt die Bereitschaft, Unfälle zukünftig zu melden. Daher ist es notwendig, dass Führungskräfte im Umgang mit Arbeitsunfällen und unsicheren Situationen geschult werden. Das schließt auch die Etablierung entsprechender Prozesse mit ein.
Vorbildfunktion und Mitarbeiterbeteiligung
Entscheidend für eine sichere Arbeitsumgebung ist auch die aktive Einbindung der Mitarbeiter. Neben sicheren Prozessen können Führungskräfte die Akzeptanz der Mitarbeiter erhöhen, indem sie sie beispielsweise bei der Auswahl von Persönlicher Schutzausrüstung, Arbeitsmitteln und Maschinen einbeziehen. In diesem Zuge bieten sich auch Arbeitsschutzgremien an.
Führungskräfte profitieren besonders von der Einbindung kompetenter Sicherheitsbeauftragter, die dazu beitragen, die Sicherheitskultur im Unternehmen weiter voranzutreiben und weitere Multiplikatoren für den Arbeitsschutz zu gewinnen. Gleichzeitig übernehmen Sicherheitsbeauftragte entlastende Aufgaben im Bereich Arbeitsschutz.
(Quelle: WandelWerker Consulting GmbH, Autorin: Anna Ganzke. https://wandelwerker.com)
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