„Wir brauchen auch beim Thema Wasserstoff Brückentechnologien“
Vorübergehend auch auf kohlenstoffarm produzierten Wasserstoff zu setzen, könnte den Weg in eine Wasserstoffwirtschaft deutlich beschleunigen, sagt Silvio Konrad, Energieexperte der TÜV NORD GROUP in der aktuellen Folge des Podcasts „Energieschub“. „Wir brauchen pragmatische Lösungen. Gleichzeitig dürfen wir aber unseren Nachhaltigkeitsanspruch nicht aus dem Blick verlieren.“
Deutschlands zuverlässige Versorgung mit nachhaltig produziertem Wasserstoff ist Ziel der im Sommer veröffentlichen Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. „Die Strategie ist ein wichtiges Signal für das riesige Potenzial des flexiblen Energieträgers Wasserstoff für unsere nachhaltige Energieversorgung, die notwendige Wärmewende oder als Energiespeicher für die zunehmende Elektrifizierung“, betont Silvio Konrad, Geschäftsführer von TÜV NORD Systems. Daraus folgend sei es nun wichtig, verbindliche Rahmenbedingungen zu schaffen, wie zum Beispiel konkrete Maßnahmenpläne für den Import oder klare Grenzwerte der Treibhausgasemissionen für den sogenannten blauen Wasserstoff aus weniger nachhaltiger Produktion. Das alles noch beschleunigt durch den Abbau von Bürokratie und eine marktorientiere Vereinfachung von Regularien. „Geschieht dies nicht, entsteht Unsicherheit, entstehen Lücken – dann sind andere Länder als mögliche Zielländer offener und klarer in den Anforderungen und wir laufen Gefahr, den Wettbewerb um zentrale internationale Energielieferanten zu verlieren“, warnt der Energieexperte.
Das Ziel sei nachhaltiger, erneuerbarer Wasserstoff in ausreichender Menge für alle. Man benötige aber bis dahin alternative Verfahren als Brückentechnologien, die natürlich so CO2-reduziert wie nur möglich ausgeführt werden müssten. Der Gesetzgeber ebnet mit der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie den Weg für eine zügige, technologieoffene Erleichterung des Markthochlaufs mit der übergangsweisen Nutzung von sogenanntem blauen Wasserstoff. Dieser gilt als nachhaltig, wenn das entstehende CO2 dauerhaft gespeichert oder anderweitig genutzt wird und so nicht in die Atmosphäre gelangt. „Wir bewerten positiv, dass das vorgeschlagene Wasserstoffbeschleunigungsgesetz noch dieses Jahr vorgelegt werden soll mit dem Ziel einer Anpassung und Vereinfachung der regulatorischen Rahmenbedingungen“, sagt Konrad weiter.
Auch mit Blick auf den nötigen Import von Wasserstoff warb Konrad für pragmatische Lösungen: „Technologieoffenheit kann ein Marktvorteil sein. Ebenso können Investitionsanreize in europäische, lokale Produktionen den notwendigen Ausbau internationaler Partnerschaften stärken.“ Gleichzeitig betonte er: „Wasserstoff kann nur dann als nachhaltiger Energieträger importiert werden, wenn man sich die gesamte Lieferkette anschaut und wir uns unserer Verantwortung auch dem Herstellerland gegenüber bewusst werden! Dazu gehörten eben auch soziale Standards und Arbeitsstandards im Exportland.“
Beim Thema Herstellung müsse man in Deutschland dezentral denken. Mit der Wasserstoffproduktion in Offshore-Windpark werde groß-skalige Elektrolyse sicherlich im Norden ein Thema werden. Im Rest von Deutschland solle man aber lokale Elektrolyse-Hubs stärken, da sie als autarke Systeme in der regionalen Versorgung eine Rolle spielen könnten, so Silvio Konrad in der neuen Podcastfolge von Energieschub.
Lokale Projekte für die Wasserstoffwirtschaft
Entlang der Wertschöpfungskette sind Expertinnen und Experten der TÜV NORD GROUP schon heute an vielen wegweisenden Projekten des Wasserstoffhochlaufs beteiligt. Im Bereich Import/Export unterstützen sie z.B. die H2 Global Stiftung oder Energieunternehmen aus dem Nahen Osten. In dieser Region validierten sie auch die Wasserstoff-Exportstrategie von Ägypten im Auftrag des ägyptischen Ministeriums für Elektrizität und Energie. Import allein wird den Bedarf in Deutschland aber nicht decken. Daher wird die lokale Herstellung von Wasserstoff von Fachleuten und auch dem Nationalen Wasserstoffrat unterstrichen. Dabei unterstützen die Expert:innen der TÜV NORD GROUP beispielsweise RWE in Lingen oder VoltH2 in Essen bei der Realisierung von Elektrolyseanlagen. Auf der Anwenderseite des Wasserstoffs wird u.a. die energieintensive Stahlindustrie von den Sicherheitsexpert:innen unterstützt: Arcelor Mittal arbeitet in Bremen und Hamburg an der Umstellung auf Wasserstoff, ebenso die Salzgitter AG - auch diese Projekte laufen mit Unterstützung der TÜV NORD GROUP.
Mehr dazu in der neuen Folge von „Energieschub“. Den Podcast hören Sie auch hier:
(Quelle: Presseinformation der TÜV NORD GROUP)
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