Wirtschaft
© pixabay.com/fancycrave1
12.02.2023

Abgehängt: 17 von 21 Industriestaaten vor Deutschland

Abgehängt: 17 von 21 Industriestaaten vor Deutschland

Rang 18 von 21 – der Industriestandort Deutschland abgehängt unter „ferner liefen“. Das Ranking des Forschungsinstituts ZEW alarmiert, seit 2020 hat Deutschland wieder vier Plätze verloren.

„Unsere Politik macht den Industriestandort zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch. Und ist oft einseitig auf Datenschutz und vermeintliche Rechtskonformität ausgelegt“, kritisiert Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbandes Blechumformung (IBU). Gemeinsam mit dem Industrieverband Massivumformung (IMU), dem Deutschen Schraubenverband (DSV) und dem Verband der Deutschen Federindustrie (VDFI) fordert der IBU für mittelständische Unternehmen bessere Bedingungen, um international wettbewerbsfähig zu sein. Nur so könne der Industriestandort Deutschland wieder attraktiver und produktiver werden.

Zu teuer

Energie-, Arbeits- und Regulierungskosten sowie Steuern schnüren der Industrie die Luft ab. Bei Strom- und Gaspreisen, Steuerlast, unternehmerischen Pflichten und Löhnen liegt Deutschland vorn. „Wandern die damit benachteiligten Industrieunternehmen ab, sinkt die Qualität in den Lieferketten“, warnt IMU-Geschäftsführer Tobias Hain. „Deshalb muss die Politik die Unternehmen jetzt am Standort halten. Alle Unternehmen!“

Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbandes Blechumformung (IBU). - © IBU
Bernhard Jacobs, Geschäftsführer des Industrieverbandes Blechumformung (IBU). © IBU
Zu einseitig

Das erfordert allerdings eine mittelstandsorientierte Industriestrategie. Denn der Mittelstand – tragende Basis der Industrie – spielt in Berlin neben der Konzernwelt nur eine Nebenrolle. „Bei der Transformation vermissen wir Ressourcenbewusstsein und Technologieoffenheit“, bedauert DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck. Dieses Ungleichgewicht zeige sich auch bei den EU-Politikfeldern, kritisiert Michael Hagedorn, Geschäftsführer des VDFI. „Die Kommission gibt Ziele vor, die faktisch nicht zu erreichen oder administrierbar sind.“

Zu bürokratisch

Bürokratische Prozesse verkomplizieren zudem Investitionsvorhaben und lähmen. Auch bei Förderleistungen. Jüngstes Beispiel ist die Energiepreisbremse – Hürden und Auflagen versperren energieintensiv produzierenden Unternehmen den Weg zur Hilfe. Hain: „Man will alles superkorrekt und klagefest regeln, anstatt schnell und praxisnah zu unterstützen.“ „Konzerne und internationale Unternehmen verlagern und investieren kaum noch in Deutschland, wenn es Standortalternativen gibt. Unsere Bürokratiedichte ist ein Standortkiller“, ergänzt Führlbeck.

Zu langsam

Öffentliche Investitionen erfolgen im Schneckentempo. Die Infrastruktur verfällt, Reformen ziehen sich. Marode Brücken, Schienen und Gleise, mangelnde Digitalisierung in Verwaltungen, überkommene Steuersysteme, dümpelnde Bildungsinfrastrukturen – die Liste ist lang. „Wir weisen Politiker immer wieder auf die drastischen Folgen für den produzierenden Mittelstand hin. Und werden das weiter tun, damit sich endlich etwas bewegt am Industriestandort Deutschland“, betont Bernhard Jacobs.

(Quelle: Presseinformation des Industrieverbandes Blechumformung (IBU))

Schlagworte

BlechumformungIndustriestandort DeutschlandMassivumformungSchraubverbindungen

Verwandte Artikel

08.12.2024

Blechumformer treffen sich in Japan

Die IBU-Delegation bringt wertvolle Einblicke vom ICOSPA Congress 2024 mit. Sustainable Manufacturing – Harmony of Tradition & Innovation“ lautete das Motto.

Blechumformung Energieversorgung Fachkräftemangel Nachhaltigkeit
Mehr erfahren
Neue Branchenmodule des CO₂-Footprint-Spezialisten FRED ermöglichen mehr Unternehmen maßgeschneiderte und präzise Berechnungen ihrer Emissionen.
05.12.2024

Einfache Product Carbon Footprint-Berechnung

FRED, das Tool zur Footprint REDuction bietet neue Branchenmodule für Massivumformung, Gießereien, Kunststoffverarbeitung, Federn-, Schrauben-, Eisen- und Stahldrahtindus...

CO₂-Fußabdruck CO₂-Reduzierung Eisenindustrie Federnindustrie Gießereien Kunststoffverarbeitung Massivumformung Schraubenindustrie Stahldrahtindustrie
Mehr erfahren
Besucher finden den Gemeinschaftsstand auf der IZB in Halle 6, Stand Nr. 6220.
12.10.2024

„German Metal Tech“: starker Auftritt auf der IZB

Unter dem Namen „German Metal Tech“ präsentieren 30 Mitgliedsunternehmen aus vier Industrieverbänden auf der Internationalen Zuliefererbörse (IZB) die Zukunft der Metallv...

Automobilindustrie Blechumformung Flugzeugtechnik Luftfahrt Massivumformung Medizintechnik Metallverarbeitung Metallwaren Schiffsbau Schiffstechnik Schraubtechnik Schraubverbindungen Verbände
Mehr erfahren
06.10.2024

Branchenreport Industrieservice 2024 (BRIS)

Der VVAIS und die Dr. Jörg-Peter Naumann Gesellschaft für Unternehmensberatung mbH veröffentlichen erstmals gemeinsam den Branchereport Industrieservice, kurz BRIS 2024.

Defossilisierung Dekarbonisierung Digitalisierung Fachkräftemangel Fertigungsindustrie Industrieservice Industriestandort Deutschland Prozessindustrie
Mehr erfahren
Prof. Dr.-Ing. Normen Fuchs ist Professor für Qualitätsmanagement, Fertigungs- und Fügetechnik an der Hochschule Stralsund und Studiendekan an der Fakultät für Maschinenbau.
06.07.2024

Praxis pusht Lehre: Von (kuriosen) Schadensfällen lernen

Prof. Dr.-Ing. Normen Fuchs hat für seine Studierenden einen neuen Kooperationspartner aufgetan, der ihnen verdeutlichen kann, wie wichtig es ist, dass sie ihr erlerntes...

DVS Fertigungstechnik Fügetechnik Maschinenbau Qualitätssicherung Schraubverbindungen Schweißtechnik
Mehr erfahren