Kommentar
ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke - © ZDH/Boris Trenkel
11.07.2019

„Berufliche Abschlüsse dürfen nicht abgewertet werden“

Am 27. Juni fand im Deutschen Bundestag die erste Lesung des Berufsbildungsmodernisierungsgesetzes statt. Das Gesetz sieht unter anderem vor, hochwertige berufliche Fortbildungen so zu bezeichnen, dass sie international verständlich sind und eine Vergleichbarkeit mit akademischen Abschlüssen ermöglichen.

Der Kulturausschuss schlägt jedoch vor, Handwerksmeisterinnen und -meister zukünftig nicht „Bachelor Professional‟ zu nennen, sondern „Junior Professional‟. Aus Sicht von Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), ist dies der falsche Ansatz:

„Gut, dass der Deutsche Bundestag das Thema Berufliche Bildung in den Blick nimmt. Die Vorzüge des Berufsbildungssystems stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen, ist dringend geboten. Durch die Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes wie durch die Enquetekommission bieten sich gute Chancen, das zu erreichen.

Ich begrüße sehr, dass das Berufsbildungsgesetz für Absolventen hochwertiger beruflicher Fortbildungen wie der zum Meister künftig Abschlussbezeichnungen vorsieht, die international verständlich sind und zugleich eine Vergleichbarkeit mit akademischen Titeln ermöglichen. Wenn sich HandwerksmeisterInnen künftig zusätzlich und ergänzend zum Meister als „Bachelor Professional“ bezeichnen dürfen, dann wird damit auch nach außen sichtbar die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildungswege zum Ausdruck gebracht.

Umso unverständlicher ist für mich der Vorschlag des Kulturausschusses des Bundesrates, HandwerksmeisterInnen künftig als „Junior Professional“ zu bezeichnen. Das käme einer Abwertung der beruflichen Bildung und ihrer Abschlüsse gleich, weshalb das Handwerk das rundweg ablehnt. Der Deutsche Bundestag sollte sich dem Druck aus der Akademikerwelt nicht beugen. Das gilt umso mehr, als Meister und akademischer Bachelor im Deutschen Qualifizierungsrahmen auf einem Niveau eingestuft sind.

Deutschland braucht dringend beruflich qualifizierte Fach- und Führungskräfte sowie künftige Unternehmer und Unternehmerinnen. Menschen, die ihren Bildungsweg jenseits von Schulen und Hochschulen beschreiten, verdienen gesellschaftliche Wertschätzung. Attraktive Titel können dazu ebenso beitragen wie eine echte Gleichbehandlung bei der staatlichen Förderung von beruflich Qualifizierten. Neben der Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes muss deshalb auch dringend das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz – wie im Koalitionsvertrag angekündigt - ausgebaut werden.“

(Quelle: Presseinformation des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH))

Schlagworte

AusbildungFachkräfteFachkräftequalifizierungHandwerkWeiterbildung

Verwandte Artikel

10.11.2024

Lücke zwischen Bewerber- und Stellenmeldungen ist kleiner geworden

Auch im Beratungsjahr 2023/24 waren mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Bewerber. Doch die Lücke ist kleiner geworden, denn die Bewerberzahl ist gestiegen und die Stelle...

Arbeitsmarkt Fachkräftemangel Fachkräftequalifizierung
Mehr erfahren
21.10.2024

Innovationspreis „Fügen im Handwerk“ ausgeschrieben

ZDH und DVS schreiben bereits zum sechsten Mal den mit 3.000 Euro dotierten Innovationspreis „Fügen im Handwerk“ aus. Schirmherr der Auszeichnung ist ZDH-Präsident Jörg D...

Fügetechnik Handwerk Schweißtechnik
Mehr erfahren
Kurs nach der Richtlinie DVS 2212-1 am SKZ.
20.10.2024

Qualifizierung von Kunststoffschweißern am SKZ

Der DVS hat die Richtlinie DVS 2212-1 überarbeitet und neue Prüfgruppen zur Qualifizierung von Kunststoffschweißern veröffentlicht. Das SKZ hat dies bereits in die Tat um...

Fachkräftequalifizierung Kunststoffe Kunststoffschweißen Kunststoffschweißer Schweißtechnik
Mehr erfahren
08.10.2024

Neues Regelwerk „Fachmann für Kunststofflaminieren und -kleben“

Der DVS hat eine neue Richtlinie DVS 2213-1 „Fachmann für Kunststofflaminieren und -kleben“ samt Prüfungsordnung veröffentlicht.

Apparatebau Behälterbau Bootsbau Fachkräftequalifizierung Fahrzeugbau Faserverbundwerkstoffe Kanalbau Kunststoffe Kunststoffkleben Kunststofflaminieren Rohrleitungsbau Rotorblattbau
Mehr erfahren
Integration alternativer Antriebsarten in die Berufsschulausbildung im Bereich Kraftfahrzeugmechatronik.
05.10.2024

TÜV SÜD Akademie schult Berufsschullehrkräfte in Gasantrieben

Auszubildende im Bereich Kraftfahrzeugmechatronik spezialisieren sich auf Hochvolttechnik sowie auf Gas- bzw. Wasserstoffantriebssysteme.

Antriebstechnik DGUV FBHM-099 Fachkräftequalifizierung Fachkräftesicherung Gasantrieb Mechatronik Wasserstofftechnik
Mehr erfahren