Tipps für Unternehmen: Berufsorientierung– Der Mix macht´s!
Die Corona-Zeit war in Sachen Berufsorientierung eine sehr herausfordernde Zeit. Es wurde Vieles ausprobiert und die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Von Ausbildungsmarketing über Social Media zu digitalen Ausbildungsmessen, virtuelle Azubi-Speed-Datings und Online-Betriebsbesichtigungen sowie Online-Praktika. Die virtuellen Formate können auch in Zukunft die Veranstaltungen in Präsenz ergänzen. Bieten Sie als Unternehmen einen bunten Mix aus Präsenz- und Online-Angeboten an, die zu Ihnen passen.
(Online)-Praktika
Praktika gehören zu den wichtigsten Elementen der Berufsorientierung. Hier findet für die Jugendlichen der Abgleich ihrer Erwartungen statt: Passt der Beruf zu mir, fühle ich mich in dem Betrieb wohl und kann ich eventuelle Belastungen aushalten? Wegen der Corona-Pandemie ist dieses wichtige Element der Nachwuchsgewinnung in vielen Bereichen weggefallen. Manche Betriebe setzen zusätzlich auf Online-Praktika
Online-Praktika können den persönlichen Kontakt mit der Berufswelt und die gefühlten Erfahrungen nicht ersetzen, sie können aber auch in Zukunft einen ersten Eindruck ermöglichen. Für kurze (Schnupper-) Praktika oder auch eintägige Erfahrungen im Rahmen des Girls’ & Boys’-Days können sie eine sinnvolle Ergänzung sein.
In verschiedenen Städten und Regionen wird wegen der ausgefallenen Schulpraktika in den Sommerferien die Möglichkeit angeboten, in einer Woche fünf verschiedene Unternehmen und/ oder Berufsfelder kennen zu lernen. Informationen zur „Praktikumswoche“ erhalten Sie hier. Erkundigen Sie sich bei Ihrer zuständigen IHK, HWK, Innung oder Wirtschaftsförderung nach geplanten Aktionen zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Programm „Aufholen nach Corona“.
Elternansprache
Eltern sind für die Jugendlichen nach wie vor Informationsquelle Nummer eins, wenn es um die Planung des Berufslebens geht. Eine aktuelle „Trendence-Panel-Umfrage“ bestätigt das: 63% der Schülerinnen und Schüler sagen, dass ihnen die Eltern bei der Berufs- und Studienwahl geholfen haben; deutlich mehr als Freunde, Lehrerinnen und Lehrer oder Berufsberatende. Vergessen Sie deshalb nicht, auch die Eltern aktiv über Ihre Ausbildungsberufe und die Chancen einer dualen Ausbildung zu informieren. Auch die Elterninformation gelingt am besten in einem Netzwerk der beteiligten Akteure (Schulen, Kammern, Wirtschaftsförderungen und anderen Initiativen)
Beteiligen Sie sich zum Beispiel an (virtuellen) Elterninformationsveranstaltungen zur Berufsorientierung in den allgemeinbildenden Schulen. Dabei sollte Sie die folgenden Aspekte berücksichtigen:
- Versuchen Sie den Eltern zu verdeutlichen, welche wichtige Rolle sie bei der Berufsorientierung als Berater und Begleiter ihrer Kinder spielen.
- Gestalten Sie die Veranstaltungen nicht zu umfangreich und geben Sie Raum für Fragen und Austausch.
- Bewerben Sie die Veranstaltungen auf allen „Kanälen“. Beispiele dafür sind Plakate in den Schulen und im öffentlichen Raum, Werbung über facebook oder Printmedien, die Homepages der Schulen oder den E-Mail-Verteiler der Schulen. Nutzen Sie auch Schul- und Klassenpflegschaftssitzungen oder Elternsprechtage.
- Bieten Sie Formate nur für Eltern und auch Veranstaltungen für Eltern mit ihren Kindern an. Für die Eltern bieten sich Termine in den Abendstunden an. Bedenken Sie, dass die Elternschaft eine sehr heterogene Gruppe ist.
- Bei Betriebsbesichtigungen können Sie den Eltern und ihren Kindern zeigen, was Sie als Ausbildungsbetrieb zu bieten haben.
Helfen kann Ihnen bei der Planung von Elternveranstaltungen die Broschüre der Bundesagentur für Arbeit zusammen mit SCHULEWIRTSCHAFT „Eltern ins Boot holen“. Bei SCHULEWIRTSCHAFT finden Sie auch eine Checkliste zur Vorbereitung von Elternveranstaltungen.
Schulkooperationen
Alle Angebote zur Berufsorientierung stehen und fallen mit deren Vorbereitung und der Bewerbung in den Schulen, denn nur so kommen die Angebote bei den Jugendlichen an. Eine funktionierende Schulkooperation ist die beste Voraussetzung, um die junge Zielgruppe zu erreichen.
Eine aktiv gelebte Schulkooperation bietet Vorteile für beide Seiten: Unternehmen können frühzeitig für sich und ihre Ausbildung werben und interessierte Schülerinnen und Schüler an sich binden. Die Schulen können mit Unterstützung der Betriebe die Berufsorientierung praxisnah umsetzen und erste Einblicke in den betrieblichen Alltag und das Arbeitsleben ermöglichen.
Was können Sie für eine gelingende Schulkooperation tun?
- Bieten Sie Betriebsbesichtigungen, Tage der offenen Tür beziehungsweise Berufsorientierungstage und Bewerbungstrainings an.
- Geben Sie authentische Einblicke und beziehen Sie wo immer es möglich ist Ihre eigenen Azubis mit ein. Die Azubis können authentisch aus ihrem Ausbildungsalltag berichten und finden „auf Augenhöhe“ einen guten Draht zu den Schülerinnen und Schülern.
- Überlegen Sie, welche Formate sich für ein virtuelles Angebot anbieten. Ein virtueller Rundgang durch das Unternehmen, live oder auch als vorproduziertes Video, bietet einen guten Überblick.
- Bauen Sie interaktive Elemente in Ihre (Online-) Veranstaltungen mit ein, zum Beispiel Umfragen über „Mentimeter“ oder „MS-Forms“, ein Quiz mit „kahoot“ oder Sie sammeln Wünsche und Erwartungen der jungen Menschen in einem „Padlet“ oder „Mural-Board“. Gibt es etwas zum selbst ausprobieren oder zum Anfassen. Immer her damit!
Beginnen Sie Kooperationen frühzeitig, um in Ihrer Region bekannt zu werden und in die Wahrnehmung der Kinder (und ihrer Eltern) zu gelangen. Kooperieren Sie auch schon mit Grundschulen oder Kindertagesstätten.
Für die Schulen ist es gar nicht so einfach, aus der Fülle der Berufsorientierungsangebote geeignete für ihre Schülerinnen und Schüler herauszusuchen.
Am besten gelingen Schulkooperationen „im Netzwerk“. Schauen Sie zum Beispiel, ob in Ihrer Region ein Netzwerk von „SCHULEWIRTSCHAFT“ aktiv ist und schließen Sie sich dort gegebenenfalls an.
Ausbildungsmarketing
Im Jahr 2021 blieben in Deutschland 60.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Ein Grund, um sich Gedanken zu machen, wie die Attraktivität der dualen Ausbildung und des eigenen Unternehmens besser dargestellt werden kann. Je früher Berufe und der Arbeitsalltag in die Wahrnehmung der jungen Menschen gelangen, desto größer ist die Chance, dass sie sich für eine Ausbildung entscheiden.
Sie sollten sich überlegen:
- Wie werden Sie für die zukünftigen Auszubildenden als attraktives (Ausbildungs-)Unternehmen sichtbar?
- Mit welchen Argumenten und Maßnahmen entwickeln Sie eine höhere Anziehungskraft für Ihren Betrieb?
- Wie können Sie die Bindung der potenziellen Azubis an Ihr Unternehmen stärken?
In diesen Punkten können Sie aktiv werden:
- Zielgruppen-Ansprache optimieren: Damit sich die passenden Bewerberinnen und Bewerber bei Ihnen bewerben, sollten Sie sich überlegen, wen Sie ansprechen wollen und was für diese Zielgruppe wichtig ist. Mehr zur Ansprache der „GenZ“ erfahren Sie hier.
- (Karriere-)Webseite gestalten: Die Karriereseite ist die Visitenkarte Ihres Unternehmens und Dreh- und Angelpunkt für alle weiteren Rekrutierungsmaßnahmen. Was Sie bei der Gestaltung Ihrer Karriereseiten beachten sollten, erläutern wir Ihnen hier.
- Passende Kanäle auswählen: Lesen Sie hier mehr darüber, wie Sie mit Social Media, Stellenanzeigen und Co. sichtbarer werden.
- Azubis als Botschafter einsetzen: Zufriedene Mitarbeitende und Auszubildende sind für Sie als attraktiver Arbeitgeber die wirkungsvollsten Botschafter. Binden Sie Azubis überall dort mit ein, wo es um die Ansprache der jungen Zielgruppe geht. Zum Beispiel zu Schulkooperationen, bei Ausbildungsmessen, in Social-Media-Kanälen oder in selbstproduzierten Videos für Ihr Ausbildungsmarketing. Mehr zu Mitarbeitenden als Botschafter können Sie hier erfahren.
Fazit: Bleiben Sie ehrlich und authentisch
Egal, für welche der Maßnahmen Sie sich entscheiden: Bleiben Sie ehrlich und authentisch. Azubi-Marketing muss nicht immer teuer sein, aber im Wettbewerb um die Talente von morgen müssen Sie aktiv und sichtbar werden. Mit kreativen Ideen können Sie dann genau die Jugendlichen überzeugen, die zu Ihnen passen.
(Quelle: KOFA – Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung)
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