Wirtschaft
© Pexels.com/Kateryna Babaieva
08.03.2025

Jahresbilanz im Maschinen- und Anlagenbau

Den Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland ist es im herausfordernden Jahr 2024 gelungen, ihre Stammbelegschaften weitgehend zu halten.

Im Verlauf des Jahres 2024 sind rund 6800 Stellen (minus 0,7 %) weggefallen. Insgesamt waren zum Jahresende 1,02 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten tätig. „Damit konnte der Maschinen- und Anlagenbau seine Position als größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland halten. Das ist bemerkenswert, weil die Maschinenbauproduktion im abgelaufenen Jahr nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts um preisbereinigt 7,5 % zurückgegangen ist. Und der Maschinenbau hatte bereits im Jahr 2023 einen – wenn auch leichten Produktionsrückgang – zu verkraften“, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers die Beschäftigtenbilanz.

Die Aussichten am Arbeitsmarkt sind insgesamt jedoch weiterhin trübe. Aussagekräftige Frühindikatoren wie das ifo Beschäftigtenbarometer oder die Ergebnisse aus der jüngsten VDMA-Konjunkturerhebung zeigen recht deutlich, dass sich der Beschäftigtenabbau im laufenden Jahr 2025 fortsetzen dürfte. Enorme konjunkturelle und strukturelle Belastungen werden auch weiterhin gerade die Hersteller von Investitionsgütern treffen, also den Maschinen- und Anlagenbau. „Das wird nicht gänzlich ohne Spuren an den Beschäftigtenzahlen vorbeigehen”, sagt Dr. Wiechers.

VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers - © VDMA
VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers © VDMA
Kurzarbeit steigt weiter an

Viele Unternehmen setzen aktuell auf bewährte Instrumente, um die Beschäftigung zu halten. Dazu zählen die Nutzung von betrieblich individuell vereinbarten Arbeitszeitkonten sowie die zeitlich begrenzte Kurzarbeit. Nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der Kurzarbeitenden im Maschinenbau im Oktober bei rund 53.000 - mit zunehmender Tendenz. Laut der jüngsten VDMA-Konjunkturerhebung erwartetet jedes vierte Unternehmen im Maschinenbau (27 %) einen Anstieg der Kurzarbeit im eigenen Unternehmen im ersten Halbjahr 2025. Weitere 58 % erwarten ein gleichbleibendes Niveau. Das wird einen weiteren, hoffentlich nur leichten Abbau der Beschäftigung jedoch nicht verhindern können. Zwar werden sich die Unternehmen mit allen Kräften bemühen, ihre Stammbelegschaften aufgrund des hartnäckigen Fachkräftemangels nicht zu verkleinern. Mit 60 % erwartet die Mehrzahl der Unternehmen, dass sie trotz der herausfordernden Situation ihre Stammbelegschaft im ersten Halbjahr 2025 konstant halten können.

Rund ein Viertel der Unternehmen sieht sich jedoch gezwungen, Personal abzubauen. „Wieviel davon dauerhaft sein wird, wieviel zu einem späteren Zeitpunkt durch Neueinstellungen kompensiert werden kann, lässt sich seriös nicht sagen”, erläutert Wiechers. „Wir haben einen Mix aus konjunkturellen Belastungen und tiefgreifenden strukturellen Veränderungen. Die Herausforderung lautet: beschäftigungs- und kompetenzsichernde Maßnahmen sinnvoll ergreifen und zugleich den Strukturwandel abfedern, aber nicht verhindern. Denn ein politisch gewünschtes und unterstütztes Festhalten an dringend benötigten Fachkräften in dauerhaft nicht mehr wettbewerbsfähigen Verwendungen schadet allen Beteiligten letztlich mehr als es nutzt.“

 

Beschäftigtenentwicklung im Maschinenbau - © VDMA
Beschäftigtenentwicklung im Maschinenbau © VDMA
Schnelle Reformen auf dem Arbeitsmarkt nötig

Um dem Trend auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, muss die nächste Bundesregierung schnell handeln und beschäftigungssichernde Reformen beschließen. Davon ist bislang nichts zu spüren, bemängelt der VDMA-Chefvolkswirt. Stattdessen sind die Sozialversicherungsabgaben zum Jahreswechsel weiter gestiegen und liegen mittlerweile so hoch wie vor den Hartz-Reformen. „Bei der Stabilisierung der Sozialversicherungen besteht größter struktureller Handlungsbedarf. Denn deren Beiträge treiben die Kosten der Beschäftigung weiter in die Höhe. Sie wirken sich unmittelbar negativ auf die Fähigkeit der Arbeitgeber aus, Beschäftigte zu halten und Nachwuchskräfte einstellen zu können“, betont Wiechers. Zudem braucht es ein modernes Arbeitszeitgesetz mit Wochen- statt Tageshöchstarbeitszeiten sowie einen spürbaren Bürokratieabbau vor allem im Arbeitsrecht. „Alle sind sich einig, dass wir den industriellen Mittelstand halten wollen. Wer es ernst damit meint, darf vor teils schmerzhaften Reformen im Arbeitsmarkt nicht zurückschrecken!“, fordert Wiechers.

(Quelle: Pressemeldung VDMA e.V.)

Schlagworte

AnlagenbauArbeitsmarktArbeitsrechtArbeitszeitBauIndustrieKonjunkturMaschinenbauMittelstandProduktionRezessionWettbewerb

Verwandte Artikel

11.04.2025

Erklärung von BDI und IG Metall zu Resilienz-Strategien der Politik

BDI und IG Metall ziehen ihre Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Studie „Industrielle Resilienz und strategische Souveränität Deutschlands“, die gestern auf einer...

Chemie Energie Halbleiter Industrie Keramik Koalition Kritische Rohstoffe Metallverarbeitung Regierung Resilienz Rohstoffe Rohstoffversorgung Stahl Stahlindustrie Technologie Verarbeitung
Mehr erfahren
06.04.2025

Neue Niederlassung für die Region Benelux

Die Plasmatreat GmbH baut seine Präsenz in der Benelux-Region mit einer neuen Niederlassung in Eindhoven, Niederlande weiter aus.

Automobilbranche Industrie Luftfahrt Oberflächenbehandlung Plasmatechnologie
Mehr erfahren
29.03.2025

Digitale Fertigungsplattform für Metallteile ab sofort auch für die Schweiz

Laserhub, Entwickler und Anbieter der gleichnamigen Online-Plattform für die Beschaffung und Fertigung von zeichnungsgebundenen Metallteilen, weitet sein Angebot auf die...

CNC Drehen Kunststoff Laserschneiden Maschinenbau Metall Metallbearbeitung Nachbearbeitung
Mehr erfahren
27.03.2025

ABB ranked second top Swiss company for patent applications

With 540 patent applications, ABB has secured second place among Swiss companies in the European Patent Office’s (EPO) Patent Index 2024, jumping from fourth place in 202...

AM Applications Artificial Intelligence Cutting Engineering EU Industrie KI Software Sustainability Technologie Technology
Read more
25.03.2025

New office for the Benelux region

Plasmatreat continues to grow and opens a new office for the Benelux region. Also, Job van Galen takes over the management of the newly founded subsidiary in Eindhoven, t...

Aerospace AM Applications Automotive Bonding Coating Composites Electronics Energy Engineering Environment EU Import Industrie Industry Infrastructure Manufacturing Metal Plasma Plastic Plastics Production Research Surface Treatment Technologie
Read more