Die wichtigsten Antworten zum Arbeitsrecht in der Corona-Krise
Darf der Arbeitgeber Kurzarbeit anordnen, wenn er durch die Corona-Krise Umsatzeinbußen erleidet? Darf ich zu Hause bleiben, wenn der Verdacht besteht, dass ein Kollege infiziert ist? Sven Häberer, Fachanwalt für Arbeitsrecht in der Berliner Kanzlei Müller Radack Schultz, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Arbeitsrecht in Zeiten der Corona-Krise.
Habe ich einen Anspruch auf bezahlte Freistellung, wenn mein Kind nicht in die Schule darf?
Ein derartiger Anspruch besteht grundsätzlich nicht. Das Gesetz sieht für eine vorübergehende Zeit (wenige Tage) in besonderen Ausnahmefällen eine derartige bezahlte Freistellung vor. Sinnvoll ist hier jeweils, sich mit dem Arbeitgeber auf andere Möglichkeiten zu verständigen, etwa Verlagerung der Arbeitszeit oder Urlaubsanrechnung bzw. das „Abbummeln“ von Überstunden.
Darf der Arbeitgeber Kurzarbeit anordnen, wenn er direkt oder indirekt durch die Corona-Krise Umsatzeinbußen erleidet?
Die Anordnung von Kurzarbeit ist ohne Weiteres nicht möglich. Sie muss entweder vertraglich vereinbart sein oder in Betrieben mit Betriebsrat durch den Betriebsrat und den Arbeitgeber beschlossen werden.
Darf ich zu Hause bleiben, wenn ich den Verdacht habe, dass Kolleginnen oder Kollegen mit dem Coronavirus infiziert sind?
Nein, der bloße Verdacht genügt nicht, es besteht insoweit Arbeitspflicht. Erst dann, wenn das zuständige Gesundheitsamt eine entsprechende Verfügung erlassen hat oder es aus persönlichen Gründen unzumutbar ist, darf man der Arbeit fernbleiben. Das eigenmächtige Fernbleiben kann zu Abmahnung oder Kündigung führen.
Habe ich einen Anspruch auf Bezahlung, wenn sich eine behördliche Infektionsschutzmaßnahme wegen Verdachts des Virenbefalls gegen mich persönlich richtet?
Hier kann ein vorübergehender in der Person des Arbeitnehmers liegender Verhinderungsgrund bestehen, der nach § 616 BGB zur Lohnfortzahlung verpflichten würde. Die Entgeltfortzahlung hängt von den Umständen des Einzelfalles ab. Grundsätzlich besteht darüber hinaus die Möglichkeit, dass eine Entschädigung nach § 56 Infektionsschutzgesetzes geleistet werden muss.
Haben auch Selbstständige einen Anspruch auf Ersatz von Verdienstausfall wegen Anordnung behördlicher Maßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz?
Auch Selbstständige können einen Entschädigungsanspruch nach § 56 Abs. 1 IfSG geltend machen. Während sich bei Arbeitnehmern die Höhe der Entschädigung nach dem Verdienstausfall bemisst (§ 56 Abs. 2 IfSG), also dem regelmäßigen Arbeitsentgelt nach Abzug der Steuern und der Sozialabgaben entspricht, wird bei Selbstständigen ein Zwölftel des Arbeitseinkommens aus der entschädigungspflichtigen Tätigkeit zugrunde gelegt (§ 56 Abs. 3 IfSG). Es gelten aber Höchstbeträge.
Wer zahlt, wenn ich selbst an Corona/Covid-19 erkrankt bin?
Sofern man infolge des Coronavirus arbeitsunfähig erkrankt ist, was ärztlich zu bescheinigen ist, greifen die Regelungen des Entgeltfortzahlungsgesetzes. Danach besteht grundsätzlich ein Entgeltfortzahlungsanspruch für den Zeitraum von sechs Wochen. Nach Ablauf dieses Zeitraums zahlt die Krankenkasse. Wer als so genannter Ausscheider von der Gesundheitsbehörde unter Quarantäne gestellt wird, erhält über den gleichen Zeitraum eine Entschädigung in Höhe des Verdienstausfalls, diesmal allerdings vom Land, nicht vom Arbeitgeber.
(Quelle: Presseinformation der Kanzlei Müller Radack Schultz)
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