Elektrische Automation fordert mehr unternehmerische Freiheit
Der schwache Welthandel und fehlende Investitionen sorgen 2024 im Maschinen- und Anlagenbau für ein prognostiziertes Produktionsminus von real 8 Prozent. Der Auftragseingang und auch zahlreiche Geschäftsklimaindikatoren mussten signifikante Rückschläge hinnehmen. Eine Trendwende wird erst im Verlauf des Jahres 2025 erwartet. Die Automatisierungstechnik ist hiervon direkt betroffen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank in der Elektrischen Automation der Auftragseingang real um 10 Prozent. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent gefallen. Auf Kundenseite bestehen zum Teil immer noch Lagerbestände auf Komponentenebene. Auch werden notwendige Investitionen seitens der Kundenbranchen aufgrund der Unwägbarkeiten am Markt zurückgestellt und Investitionsentscheidungen ins Jahr 2025 verschoben.
Alle Teilbereiche der Elektrischen Automation verzeichnen im laufenden Jahr Rückgänge bei den Auftragseingängen: Der Bereich Sensorik verbuchte in den ersten neun Monaten einen realen Rückgang der Bestellungen von 10 Prozent und einen Umsatzrückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Steuerungstechnik weist einen Rückgang von 8 Prozent im Auftragseingang bei einem gleichzeitigen Rückgang im Umsatz von 24 Prozent auf. Der Bereich Sonstige Erzeugnisse verzeichnet ein Minus von 12 Prozent bei der Nachfrage und einen Umsatzrückgang von 26 Prozent. In allen drei Bereichen übersteigt die Nachfrage aus dem Ausland die Inlandsnachfrage.
Insgesamt rechnet die Elektrische Automation für dieses Jahr mit einem realen Umsatzrückgang von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Branche erwartet für die erste Jahreshälfte 2025 eine weiterhin angespannte Auftragslage gegenüber 2024 und damit verbunden auch einen stagnierenden Umsatz. Der Bodensatz sollte bald erreicht sein. In der zweiten Jahreshälfte wird mit einer positiven Tendenz gerechnet“, prognostiziert Jörg Freitag, Vorstandsvorsitzender des VDMA Elektrische Automation.
Mehr unternehmerische Freiheit gefordert
„Wir brauchen dringend mehr unternehmerische Freiheit", fordert Freitag. „Es muss in Deutschland wieder Freude machen, unternehmerisch tätig zu sein. Dazu gehören neben dem Bürokratieabbau eine moderne Infrastruktur, adäquate Energiekosten, verlässliche politische Entscheidungen sowie ein flexiblerer Arbeitsmarkt und ein wettbewerbsfähiges Steuersystem.“
Cyber Resilience Act (CRA)
Mit dem Cyber Resilience Act (CRA) wird die Europäische Union Rahmenbedingungen für die Cybersicherheit setzen. Der CRA legt verpflichtende Cybersicherheitsanforderungen für Hersteller und Händler fest, um die Sicherheit von Produkten während ihrer gesamten Lebensdauer zu gewährleisten. Am 10. Oktober 2024 wurde der neue Rechtsakt in Bezug auf Cybersicherheitsanforderungen für Produkte mit digitalen Elementen im Rat der Europäischen Union angenommen. Damit ist mit den ersten notwendigen Umsetzungen bereits im Jahr 2026 zu beginnen. Um gut vorbereitet zu sein und spätere Sanktionen zu vermeiden, ist es entscheidend, sich frühzeitig mit der Verordnung sowie deren Auswirkungen auf das eigene Unternehmen und dessen Produkte auseinanderzusetzen.
Um seine Mitglieder bei der Umsetzung zu unterstützen, hat der Fachverband Elektrische Automation den branchenübergreifenden Arbeitskreis „Cyber Resilience Act (AK CRA)“ gegründet, welcher sich am 8. Oktober 2024 zum ersten Mal traf. Zentrale Themen dieses Arbeitskreises werden Fragestellungen zur Umsetzung innerhalb der kompletten Lieferkette, zur Verordnung selbst sowie eine Unterstützung im Normungsprozess sein.
Manufacturing-X
Der Handel mit Daten wird unsere Wirtschaft künftig stark prägen. Mittels Datenraumprojekten soll zukünftig jedes Unternehmen daran teilhaben können. Manufacturing-X, eine gemeinsame Initiative von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, widmet sich dem Aufbau einer industriellen Datenökonomie und entwickelt diese in branchenbezogenen „X-Projekten“. In diesem Jahr sind beispielsweise – unter Beteiligung des VDMA – Factory-X (Produzierende Industrie), SCALE-MX (Transfer und Skalierung), RoX (Robotik) und Wind-X (Windenergie) an den Start gegangen. Das im Frühjahr 2024 gegründete und an der Elektrischen Automation angedockte Forum Manufacturing-X, ist die zentrale Anlaufstelle zu Themen rund um Manufacturing-X im VDMA. Mit zwei Veröffentlichungen setzt es entscheidende Impulse: Mit den „Akteuren der industriellen Datenökonomie“ gibt der VDMA exklusiv für seine Mitglieder auf 60 Seiten einen breiten Überblick über zahlreiche europäische Datenraumprojekte und nennt Branchenausrichtungen und Ansprechpartner. In der Studie der IMPULS-Stiftung „Tokenisierung im Maschinenbau“, welche das Forum Manufacturing-X begleitet hat, geht es darum, wie mittels Web3-Technologien im Datenraum der Zukunft datenraumbasierte Geschäftsmodelle automatisiert umgesetzt werden können. Die Studie wird in der kommenden Woche veröffentlicht.
Die einzelnen VDMA-Fachverbände bündeln die Anforderungen und Interessen ihrer Mitglieder und unterstützen mit geeigneten Formaten den Informationsaustausch im Hinblick auf Manufacturing-X. Im Zuge dessen gründet der Fachverband Elektrische Automation zum 29.11.2024 als neues Veranstaltungsformat den sog. „Manufacturing-X-Automationsdialog“, um das Thema Manufacturing-X aus Sicht der Automatisierungstechnik zu beleuchten.
Neuauflage des Branchenführers Elektrische Automation
Der VDMA Elektrische Automation veröffentlicht zur SPS 2024 die 14. Auflage seines Branchenführers. Die Publikation hilft Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, den richtigen Partner unter den im VDMA organisierten Mitgliedern für ihre Automatisierungsaufgaben zu finden. „Für eine erste Vorauswahl möglicher Partner finden Sie in diesem Branchenführer sowohl eine Produkt- als auch eine Branchenmatrix zur schnellen und ziel-gerichteten Orientierung für Ihre Automatisierungsaufgaben“, erklärt Johannes Rehner, Referent VDMA Elektrische Automation.
(Quelle: Presseinformation des VDMA e.V.)
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