Forschung Technologien
Im EFRE-geförderten Forschungsprojekt ScanCut entwickelten die Projektkpartner ein laserbasiertes Verfahren zum Wendelschneiden mit Multistrahlmodul und eröffneten damit neue Lösungsansätze als Ergänzung zum Stanzen. - © Fraunhofer ILT, Aachen
20.08.2020

Filigranere Steckverbinder dank Laserschneiden

Filigranere Steckverbinder dank Laserschneiden

Eine entscheidende Ergänzung zum Stanzen von Kontakten erarbeiteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT. Die Aachener haben im Rahmen des EFRE-Forschungsprojekts ScanCut zusammen mit Industriepartnern aus Nordrhein Westfalen ein hybrides Fertigungsverfahren zum Laserschneiden von dünnwandigen Metallbändern entwickelt, wodurch auch winzige Details von Kontaktteilen umweltfreundlich, hochpräzise und effizient gefertigt werden können.

Sie sind unscheinbar und winzig, trotzdem steht und fällt der Einsatz eines modernen Fahrzeugs mit ihnen: Die Rede ist von mehreren Tausend Steckverbindern im Auto, über die Signal- und Steuerströme fließen. Bisher entstehen diese Kontaktteile z. B. bei der KOSTAL Kontakt Systeme GmbH in Lüdenscheid im klassischen Stanz-Biege-Prozess. Das altbewährte mechanische Verfahren stößt jedoch zunehmend an seine Grenzen, denn gefragt sind wegen der gesteigerten Anzahl an Verbindungselementen deutlich kleinere Steckverbinder, deren Kontakteile im Zuge der Miniaturisierung immer filigranere Strukturen aufweisen.

Insbesondere bei der Erzeugung von Kontaktierungsbereichen mit mehreren unabhängig voneinander federnden Kontaktpunkten auf kleinstem Bauraum eröffnet das Laserschneiden bislang nicht zu realisierende Design-Optionen. Dabei stützt die Redundanz der Kontaktpunkte die gerade im Bereich der Signalübertragung trotz kleinster Kontaktsysteme geforderte elektrische Robustheit.

Laserbasiertes Wendelbohren: Hochpräzise Alternative zu mechanischen Verfahren

Eine weitere Ergänzung ist das Wendelbohren mit Ultrakurzpulslasern (UKP-Lasern): Das patentierte Verfahren des Fraunhofer ILT hat sich bereits bei Präzisionsmikrobohrungen mit großem Aspektverhältnis in Stahl, Glas und Keramik bewährt. Für das Wendelbohren spricht die Präzision: Der Fokusdurchmesser beträgt 25 μm – bei einer Rauheit Ra an den Bohrlochwänden von weniger als 0,5 μm. Die hohe Qualität wird aber nur bei geringer Prozessgeschwindigkeit erreicht.

Verbundprojekt ScanCut setzt auf Zusammenspiel mit Multistrahloptik

Doch lässt sich das bewährte Verfahren auch zum Schneiden von Blechteilen einsetzen? Wie lässt sich die Prozessgeschwindigkeit erhöhen, damit es auch für die Serienproduktion infrage kommt? Unter dieser Fragestellung starteten KOSTAL und das Fraunhofer ILT mit der Amphos GmbH und der Pulsar Photonics GmbH aus Herzogenrath das Verbundprojekt ScanCut, das mit Mitteln des Europäischen Fonds für
Regionale Entwicklung EFRE und des Landes NRW gefördert wurde.

Schnittfuge nach Wendelschneiden auf einem Metallblech. - © Fraunhofer ILT, Aachen.
Schnittfuge nach Wendelschneiden auf einem Metallblech. © Fraunhofer ILT, Aachen.

„Im Projekt setzten wir unsere Wendelbohroptik zusammen mit einem Multistrahlmodul der Pulsar Photonics GmbH und einer HighPower-Strahlquelle der Amphos GmbH ein“, erklärt Jan Schnabel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gruppe Mikro- und Nanostrukturierung am Fraunhofer ILT. „So ließen sich die Präzision und Qualität des Wendelbohrprozesses mit der Produktivität einer Multistrahlbearbeitung kombinieren“.

Bei der Amphos GmbH wurde eine HighPower-Strahlquelle basierend auf der InnoSlab-Technologie, mit einer Ausgangsleistung von 300 W bei einer Pulsenergie von 3 mJ entwickelt.

Prototypenanlage funktioniert, Folgeprojekt in Sicht

Die hohe Pulsenergie ist nötig bei einer Teilung des Laserstrahls auf bis zu 20 Einzelstrahlen. Doch zunächst untersuchten die Projektpartner bei Tests mit zwei- bis sechsfacher Strahlteilung, ob der Multistrahlansatz funktioniert.

In einem Folgeprojekt wollen die Pulsar Photonics GmbH und das Fraunhofer ILT die Wendelschneid-Technologie mit Multistrahlansatz weiterentwickeln, auch die im Projekt gewonnen Erkenntnisse zur Entwicklung von HighPower-Strahlquellen werden zum Ausbau des Portfolios der Amphos GmbH eingesetzt.

Automatisierte Justage erleichtert Lasereinsatz

Besonderes Augenmerk legten die Projektpartner auf die Automatisierbarkeit. „Wir haben elektrisch verstellbare Spiegel- und Optikhalter implementiert, um automatische Strahllagen-Justage zu ermöglichen“, sagt Schnabel. „Nun lässt sich dank einer entsprechend programmierten Software-Routine die Justage der Wendelbohroptik per Knopfdruck starten, ohne dass ein Mitarbeiter von uns anreisen muss.“

(Quelle: Presseinformation des Fraunhofer Instituts für Lasertechnik ILT.)

Schlagworte

BlechLaserschneidenSchneidenSteckverbindungenUKP-LaserUtrakurzpulslaserWendelbohren

Verwandte Artikel

Das Aufschneiden gebrauchter oder fehlerhafter Batterien mit Hilfe von Lasertechnik ermöglicht die Skalierung des Batterie-Recycings.
24.06.2024

Batterierecycling im industriellen Maßstab

Autobauer und Batteriehersteller können jetzt gebrauchte oder fehlerhafte Batterien von E-Autos im industriellen Maßstab recyceln. TRUMPF entwickelt Lasersysteme, die Bat...

Batterierecycling Battterieproduktion E-Mobilität Kreislaufwirtschaft Laserschneiden Laserschweißen Laserstrahlschneiden Laserstrahlschweißen Lasertechnik Lasertechnologien
Mehr erfahren
Im Vergleich zur bisherigen ABB-Steuerung ermöglicht OmniCore einen bis zu 25 Prozent schnelleren Roboterbetrieb und einen um 20 Prozent geringeren Energieverbrauch.
10.06.2024

ABB bringt OmniCore-Robotersteuerung der nächsten Generation auf den Markt

ABB Robotics hat OmniCore™ auf den Markt gebracht, eine intelligente Automationsplattform, die es Unternehmen ermöglicht, ihren Betrieb zu optimieren und zukunftssicher z...

Automation Cloud-Lösungen KI Kleben Klebtechnik Laserschneiden Laserstrahlschneiden Lichtbogenschweißen Robotik Steuerungssysteme
Mehr erfahren
Christine Wagner, Geschäftsführerin der Alfred Wagner Stahl Technik & Zuschnitt GmbH, und Gerhard Wimmer, Leiter Messer Cutting Systems Österreich, neben der neuen ELEMENT.
28.05.2024

Heavy Metal in Österreich

Christine Wagner, Geschäftsführerin der Alfred Wagner Stahl Technik & Zuschnitt GmbH, legt großen Wert auf zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Die neue ELEMENT...

Autogenschneiden Schneiden Schneidtechnologien Stahlbearbeitung Trennen Zuschnitte
Mehr erfahren
18.05.2024

Cutting World 2025 erstmals mit eigenem Bereich für nicht-metallisches Schneiden

Nicht-metallische Schneidtechniken gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dieser Entwicklung trägt die Cutting World 2025 mit einem speziellen Ausstellungsbereich Rechnung.

Nicht-metallische Schneidtechniken Schneiden Schneidtechnik Trennen
Mehr erfahren
12.05.2024

Silofahrzeuge, Roboterprogrammierung und Nanopflaster: Das war die 21. Tagung Schweißen

Zwei vielseitige und inspirierende Tage liegen hinter der SLV Nord: die 21. Tagung „Schweißen in der maritimen Technik und im Ingenieurbau“ am 24./25. April 2024.

Aluminium AM Bau Blech Bleche Demontage Diodenlaser Druckbehälterbau Emissionen Energie Energieanlagen Energieeffizienz Entwicklung ERP Fertigung Festigkeit Fortbildung Führung Haften Hersteller Herstellung Ingenieurbau Konstruktion Korrosion Kunststoffe Kunststoffrohre Laserstrahl Lichtbogen MAG Schweißen Maritime Technik Materialforschung MES Metall MIG Schweißen Montage Nanostruktur Offline-Programmierung Plasma Polypropylen PPE Produktion Prozesse Pulver Richten Roboter Roboteranlagen Roboterprogrammierung Rohre Schiffbau Schmelzbad Schmelze Schweißen Schweißtechnik Sicherung Stahl Thermisches Richten Transport Verzug Windenergie Windenergieanlagen Wissenschaft
Mehr erfahren