Nachhaltige Beschaffungspolitik
Das Portfolio des weltweit auf Schienennetzen aller Art etablierten Herstellers umfasst über 100 verschiedene Schienenprofile, 25 Stahlsorten in bis zu 108 Meter Länge mit auf die jeweilige Kundenspezifikation abgestimmten metallurgischen und mechanischen Eigenschaften aus einer Hand – unabhängig davon, ob aus grünem oder herkömmlich produziertem Stahl. Als erster Netzbetreiber suchte SNCF, einer der größten Kunden von Saarstahl Rail, eine Lösung zur Dekarbonisierung von Schienen und fand in dem langjährig bewährten Lieferanten den geeigneten Entwicklungspartner. Zwei Gründe waren nach den Worten von Cyrille Blard, bei SNCF verantwortlich für Nachhaltigkeit, für den Schritt, die Entwicklung nachhaltiger Produkte verstärkt in die Beschaffungspolitik mit einzubeziehen: Mit der durch eine regionale Kreislaufwirtschaft gesicherten Materialbeschaffung wollte man Unabhängigkeit von geopolitischen Einflüssen wie in der Covid-19-Pandemie oder durch den Ukraine-Krieg erreichen. „So können wir steuern, dass aus alten maßgeschneiderten Materialien neue hergestellt werden, was einen Gewinn an beiden Seiten des Lebenszyklus bedeutet.“ Hinzu kam die Vorgabe der französischen Regierung, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent zu senken. „SNCF Réseau hat dieses Ziel bereits im Jahr 2022 mit 34 Prozent weit übertroffen“, sagt Cyrille Blard nicht ohne Stolz. Er ergänzt: „Die grünen Schienen haben hierzu einen erheblichen Beitrag geleistet!“
Im Sommer 2020 produzierte Saarstahl Rail die ersten grünen Schienen. Noch im gleichen Jahr testete SNCF Réseau als Eigentümer des französischen Eisenbahnnetzes das Produkt. Nachdem Testschienen in Rennes Anfang Dezember den Test und in Cannes die Homologation (behördliche Zulassung) erfolgreich bestanden hatten, lieferte Saarstahl Rail noch im gleichen Monat weitere fast 1.000 Tonnen grüne Schienen an SNCF. Seit 2020 wurden alle großen Streckenerneuerungsprojekte im französischen Eisenbahnnetz mit grünen Schienen umgesetzt. Im Rahmen eines Siebenjahresvertrags ordert SNCF Réseau jährlich etwa 130.000 Tonnen Schienen (mehr als 1.000 Kilometer Schienenstrecke) bei Saarstahl Rail, im Jahr 2023 waren rund 90 Prozent (125.000 Tonnen) davon bereits grüne Schienen. Dadurch konnte der Eisenbahnnetzbetreiber rund 200.000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.
Der Erfolg gibt ihm recht: „Zu Beginn haben nur wenige Menschen daran geglaubt, dass die grünen Schienen ebenso gut sind wie die bisherigen.“ Deshalb galt es, intern wie extern viel Überzeugungsarbeit zu leisten, aber: „Wir haben den Beweis erbracht, dass das in den grünen Schienen enthaltene recycelte Material eine gleich hohe Qualität wie das neue Material hat.“ Für ihn ist dies der Beleg, dass sich die Dinge und damit auch die Denkweise sowie die Art das Netz zu betreiben, geändert haben. So hat sein Team beispielsweise auch nachgewiesen, dass recycelter und wieder aufbereiteter Schotter sogar besser sein kann als neuer Schotter aus dem Steinbruch. „Wir arbeiten außerdem daran, unsere alten Schienen von einer Hochgeschwindigkeitsstrecke auf einer weniger stark frequentierten Strecke mit geringerer Geschwindigkeit einzusetzen, bevor sie tatsächlich das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben und zu Saarstahl Ascoval geschickt werden.“ Im kommenden Jahr steht eine Neuverhandlung des Mehrjahresvertrags mit Saarstahl Rail an. „Natürlich hoffen wir, auch in Zukunft mit Saarstahl Rail und Saarstahl Ascoval zusammenarbeiten zu können, aber da es sich um einen der größten Wirtschaftsmärkte für Schienen handelt, ist eine öffentliche Ausschreibung vorgeschrieben,“ sagt Cyrille Blard. Diese Ausschreibung wird auch eine Entwicklungsklausel zur CO2-Verringerung durch grüne Schienen und die Rücknahme von alten Schienen beinhalten.
Freie Fahrt für grüne Schienen in Europa
Für Saarstahl Rail stehen die Chancen für einen Anschlussauftrag von SNCF Réseau nicht schlecht, wie verschiedene andere in jüngster Zeit erfolgreich gewonnene Ausschreibungen beweisen. So hat das Unternehmen beispielsweise alle bislang ausgeschriebenen Schienen für das Megaprojekt Grand Paris Express (vier neue Metro-Linien) geliefert: 20.000 Tonnen grüne Schienen. Sie wurden unter anderem auf der ersten kohlenstoffarmen Metro-Linie von Paris verlegt – der neuen Linie 16, die in einem 26 Kilometer langen Bogen den Norden mit dem Osten der Metropole verbindet. Insgesamt umfasst die im Bau befindliche Ringbahn für den Großraum Paris 220 Kilometer und verdoppelt damit den Umfang des bestehenden Metronetzes. Die für den Bau der Netzinfrastruktur zuständige Société du Grand Paris will auf der gesamten Strecke die CO2-Emissionen um 25 Prozent, das heißt um eine Million Tonnen reduzieren. Eine Steilvorlage für Dominique Chiesura: „Wir müssen es schaffen, 100 Prozent der neuen Strecken im größten Infrastrukturprojekt in Europa mit grünen Schienen auszustatten!“ Auch der belgische Eisenbahnnetzbetreiber Infrabel setzt auf die umweltfreundlichen Schienen: 2.800 Kilometer grüne Schienen wurden geordert. Auch zum geplanten Wiederaufbau des zerstörten Eisenbahnnetzes im Westen der Ukraine kommen fortan 20.000 Tonnen dieser Schienen von Saarstahl Rail zum Einsatz. Außerdem wird grüner Stahl von Saarstahl auch für andere Eisenbahnkomponenten wie Befestigungen oder Spannstahl für Betonschwellen verwendet.
Für den Saarstahl Konzern mit Hauptsitz in Völklingen, Deutschland, markiert die rasch wachsende Erschließung des Geschäftsfelds mit grünen Schienen zugleich die Speerspitze zur Dekarbonisierung der Gruppe. So treibt der Konzern, der auf die Herstellung von thermomechanisch gewalztem Federstahl, Stabstahl, Halbzeug und Schmiedeprodukten für die Automobil-, Bau- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie spezialisiert ist, mit grünem Stahl die ökologische Mobilitätswende erfolgreich weiter voran.
(Quelle: SAARSTAHL RAIL)
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