Produkte
© Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
28.06.2021

Nicht brennbare Schweißtrennmittel: Vorteile und Unterschiede

Nicht brennbare Schweißtrennmittel: Welche Vorteile haben sie, welche Unterschiede gibt es?

Schweißer können unter vielen verschiedenen Trennmitteln wählen. Schweißschutzsprays, Schweißschutzpasten und Emulsionen für den Schweißbrenner oder für das Werkstück oder für beides gleichzeitig werden von zahlreichen Herstellern angeboten. Das Ziel all dieser Produkte: aufwändiges Nacharbeiten durch das Entfernen von Schweißspritzern am Werkstück überflüssig machen, Stillstandzeiten durch häufige Verschleißteilwechsel verkürzen und Werkzeuge für den Schweißprozess, wie z.B. Spannvorrichtungen, stets voll einsatzbereit halten. Ist es dabei wichtig, ob ein Schweißtrennmittel brennbar oder nicht brennbar ist? Gibt es Qualitätsunterschiede bei den nicht brennbaren Trennmitteln? Der folgende Überblick zu den Vorteilen und Unterschieden nicht brennbarer Schweißtrennmittel erklärt, auf was man beim Einsatz von Trennmitteln achten sollte.

Die richtigen Schweißtrennmittel schützen vor Schweißspritzern

Vor allem beim MIG-Schweißen und beim MAG-Schweißen sind Schweißspritzer nicht komplett zu verhindern. Deshalb müssen sie sich schnell und einfach wieder entfernen lassen. Dafür eignen sich im täglichen Gebrauch sowohl brennbare als auch nicht brennbare Schweißtrennmittel. Durch sie wird das Festbrennen von Schweißspritzern am Bauteil, am Werkzeug und an der Gasdüse verhindert. Der Schweißer kann so ohne Unterbrechung durcharbeiten. Darüber hinaus fallen weniger Ausschuss und weniger Nacharbeit an, was wiederum Zeit und Kosten spart.

Beim Schweißen sollte daher immer ein Schweißtrennmittel zur Hand sein, damit es bei Bedarf schnell eingesetzt werden kann. Schweißer platzieren deshalb die Sprays oder Pasten gern direkt neben sich an ihrem Schweißplatz.

Dabei ist zu beachten, dass brennbare Trennmittel beim Schweißen leicht gefährlich für alle Menschen in der Nähe werden. Durch die hohen Temperaturen und den Funkenflug beim Schweißen besteht Feuergefahr. Ein Funken kann leicht überspringen und etwa eine Dose Schweißschutzspray in Brand setzen. Auch Lappen, die durch das Abwischen mit brennbarem Trennmittel vollgesaugt sind, können durch Funken entflammt werden. Zudem kann sich auch das Trennmittel selbst entzünden. Diese Sicherheitsrisiken und Brandgefahren für die Produktion müssen unbedingt vermieden werden. Dafür stehen die nicht brennbaren Trennmittel als sichere Alternativen zur Verfügung.

Problematisch bei den meisten Schweißschutzsprays ist häufig ihr leicht entzündliches Treibmittel, eine Mischung aus Propan und Butan. - © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
Problematisch bei den meisten Schweißschutzsprays ist häufig ihr leicht entzündliches Treibmittel, eine Mischung aus Propan und Butan. © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
Nicht brennbare Schweißtrennmittel: die Vorteile

Problematisch bei den meisten Schweißschutzsprays ist häufig ihr leicht entzündliches Treibmittel, eine Mischung aus Propan und Butan. Oft gibt es hier besondere Auflagen für Transport und Lagerung und Einschränkungen bei der Verwendung. Nicht zugelassen sind sie beispielsweise in geschlossenen Räumen ohne ausreichende Belüftung oder im Behälter- und Schiffsbau. In einigen Ländern und Märkten sind brennbare Schweißtrennmittel sogar grundsätzlich verboten.

Die Gefahr, dass sich durch Funkenflug oder brennende Lappen Trennmittel-Dosen oder -Flaschen entzünden, ist außerdem ein besonders großes Sicherheitsrisiko beim Schweißen.

Die Vorteile von nicht brennbaren Trennmitteln liegen hier auf der Hand. Für sie gibt es so gut wie keine Transport- und Lagerungsauflagen. Man kann sie bedenkenlos in engen Bauteilen und eingeschränkt belüfteten Räumen anwenden. Weil sie wasserlöslich sind, können sich die Trennmittel auch nicht selbst entzünden, so dass kein Risiko für den Schweißer besteht.

  Brennbare Schweißtrennsprays Unbrennbare Schweißtrennsprays
Treibmittel Propan/Butan Stickstoff/Kohlendioxid
Sprühverhalten Feine Vernebelung Feine Tröpfchenbildung
Hauptbestandteil Treibmittel Trennmittel
Besonderheiten bei Transport Gefahrguttransport Nur Auflagen für Druckgasflaschentransport, wenn in Spraydosen-Form

Einen erheblichen Vorteil bieten die nicht brennbaren Trennmittel auch in Sachen Kosten. Während bei brennbaren Trennsprays das Treibgas (Propan oder Butan) als Hauptbestandteil der Dose mitgezahlt werden muss, ist bei nicht brennbaren Sprays das Trennmittel selbst Hauptbestandteil des Inhalts. Letztlich zahlt man also nur für das, was man wirklich braucht.

Doch auch bei den nicht brennbaren Trennmitteln, die auf dem Markt sind, gibt es große Unterschiede. Auf Folgendes sollte geachtet werden:

Nicht brennbare Schweißtrennmittel: die Unterschiede

Wie wird „nicht brennbar“ genau definiert? Welchen Richtlinien muss ein „nicht brennbares“ Schweißtrennmittel erfüllen? Gibt es Unterschiede zwischen den Herstellern?

Zur Einstufung der Trennmittel wurden unterschiedliche Vorschriften und Richtlinien entwickelt:

Die Einstufung der Trennmittel erfolgt nach dem Global Harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien. - © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
Die Einstufung der Trennmittel erfolgt nach dem Global Harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien. © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG

Eine Einstufung erfolgt durch die Richtlinien der GHS (Global Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien). Grundlage der Einstufung sind die Einzelrohstoffe des Gesamtproduktes in Bezug auf die Gefahrstoffkennzeichnung. Schweißtrennmittel gehören zur Gruppe der Chemikalien. Bei dieser Einstufung wird festgestellt, ob ein Schweißtrennmittel ein Gefahrstoff ist und wie es gekennzeichnet werden muss.

In Bezug auf Brennbarkeit und Entzündbarkeit, bewertet das GHS Chemikalien als nicht entzündbar, wenn sie Temperaturen bis 60 °C standhalten können, ohne in Flammen aufzugehen. Sie müssen dann nicht mit einem Gefahren-Piktogramm gekennzeichnet werden.

Sprays aus Druckgasdosen werden nach einer weiteren Richtlinie beurteilt: die „Richtlinie 75/324/EWG des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Aerosolpackungen“ (Prüfung nach Aerosolrichtlinie).

Schweißschutzsprays sind gemäß Definition Aerosole bzw. Aerosolpackungen. Die Prüfung nach Aerosolrichtlinie beurteilt ein Aerosol als „nicht entzündbar“, wenn es 1 Prozent oder weniger entzündbare Bestandteile enthält und seine chemische Verbrennungswärme weniger als 20 kJ/g beträgt. Zum Nachweis wird bei Sprühaerosolen, das heißt auch bei allen Schweißschutzsprays, ein Flammsprühtest und/oder ein Fasstest durchgeführt.

Gemäß den Ergebnissen dieser Tests gelten Schweißschutzsprays mit Propan/Butan-Gemisch als Treibmittel als „brennbar“. Schweißschutzsprays mit nicht entzündbaren Treibgasen wie Stickstoff, Druckluft oder Kohlendioxid fallen dagegen in die Kategorie „nicht brennbar“.

Ein herkömmliches „nicht brennbares“ Schweißtrennspray oder eine herkömmliche „nicht brennbare“ Emulsion können sich entzünden, wenn ein Werkstück damit behandelt wird und direkt im Anschluss mit dem Schweißen begonnen wird. Bei den ABICOR BINZEL NF-Produkten kann dies nicht passieren. - © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
Ein herkömmliches „nicht brennbares“ Schweißtrennspray oder eine herkömmliche „nicht brennbare“ Emulsion können sich entzünden, wenn ein Werkstück damit behandelt wird und direkt im Anschluss mit dem Schweißen begonnen wird. Bei den ABICOR BINZEL NF-Produkten kann dies nicht passieren. © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG

Die Aerosolrichtlinie überprüft die Brennbarkeit oder Unbrennbarkeit des Aerosols in seiner Gesamtheit. Damit stellt sie höhere Anforderungen als das GHS, das sich lediglich auf die Inhaltsstoffe bezieht.

Zu hinterfragen ist jedoch bei beiden Richtlinien, ob damit die Sicherheit bei der Anwendung von Schweißtrennmitteln tatsächlich gewährleistet ist. Können als „nicht brennbar“ eingestufte Trennmittel beim Schweißen wirklich gefahrlos und unbedenklich eingesetzt werden?

Die Grenze für die Einstufung eines Produktes als „nicht brennbar“ liegt gemäß der GHS-Richtlinie bei 60 °C. Diese Temperatur muss ein „nicht brennbares“ Stoffgemisch aushalten können, ohne sich zu entflammen. Beim Schweißen entstehen jedoch Prozesstemperaturen weit jenseits der 60°C.

Auch wenn ein Trennmittel als „nicht brennbar“ eingestuft ist, besteht beim Schweißen dennoch Brandgefahr, etwa beim „Überschweißen“ oder „Durchschweißen“: Ein herkömmliches „nicht brennbares“ Schweißtrennspray oder eine herkömmliche „nicht brennbare“ Emulsion können sich entzünden, wenn ein Werkstück damit behandelt wird und direkt im Anschluss mit dem Schweißen begonnen wird.

Bis der Schweißer einen solchen Brand bemerkt, kann es dauern. Durch sein dunkles Visier und seine übrige Schutzkleidung ist seine Wahrnehmung der Umgebung eingeschränkt, zudem ist er beim Schweißen auf den hellen Lichtbogen konzentriert. Dies verstärkt die Gefahr für die Schweißer, die von entflammten Trennmitteln ausgehen kann.

Es gibt aber auch Schweißtrennmittel auf dem Markt, die die üblichen Schweißtemperaturen tatsächlich aushalten. Um das Brandrisiko beim Schweißen zu minimieren, hat ABICOR BINZEL einen eigenen Standard entwickelt. Der ABICOR BINZEL NF-Standard legt weit strengere Maßstäbe an, als die Bestimmungen des GHS sowie der CLP-Verordnung zur Einstufung der Entflammbarkeit.

ABICOR BINZEL führt mit seinen Produkten eigens entwickelte, Schweißtechnik-bezogene Praxistests durch. Dabei wird überprüft, wie sich die Trennmittel beim Einsatz mit vielen üblichen Kombinationen von aktiven Schutzgasen, unterschiedlichen Werkstücken und Schweißprozessen verhalten. Dieses Vorgehen weist sicher nach, dass sich ein Trennmittel beim Schweißen nicht entflammt und erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen.

Ein Produkt, das alle Tests besteht, erhält von ABICOR BINZEL den Namenszusatz „NF“ (non flammable = nicht brennbar). Ein spezieller Stempel zeigt auf einen Blick, welche Produkte den ABICOR BINZEL NF-Standard erfüllen. Dies erhöht die Arbeitssicherheit für Schweißer und Unternehmen.

Ein spezieller Stempel zeigt auf einen Blick, welche Produkte den ABICOR BINZEL NF-Standard erfüllen. - © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG
Ein spezieller Stempel zeigt auf einen Blick, welche Produkte den ABICOR BINZEL NF-Standard erfüllen. © Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG

Obwohl viele Schweißtrennmittel als „nicht brennbar“ gelten, sind sie das nicht immer. Nur ABICOR BINZEL NF-Produkte stellen sicher, dass die gesetzlichen Regeln und Normen mehr als erfüllt werden und bieten dem Schweißer dadurch maximale Sicherheit. Da auch Anwendung, Lagerung und Transport einfacher werden, bleibt die volle Aufmerksamkeit für das Schweißen.

Eine Übersicht aller NF-Produkte von ABICOR BINZEL bietet der unten als PDF-Datei erhältliche Flyer.

ABICOR BINZEL hat außerdem ein Webinar zum Thema „Warum Trennmittel & Co. beim Schweißen nicht fehlen sollten“ durchgeführt, das Sie sich hier anschauen können:

Webinar-Aufzeichnung ansehen

(Quelle: Alexander Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG)

Schlagworte

ArbeitsschutzFügetechnikMAG SchweißenMIG SchweißenSchweißenSchweißspritzerSchweißtechnikTrennmittel

Verwandte Artikel

20.11.2024

Update: DIN EN ISO 15614-5 „Schweißverfahrensprüfung für das Schweißen von Titan, Zirkonium und deren Legierungen“

Es gibt eine Neufassung der DIN EN ISO 15614-5 „Anforderung und Qualifizierung von Schweißverfahren für metallische Werkstoffe – Schweißverfahrensprüfung – Teil 5: Lichtb...

Lichtbogenschweißen Metall-Intergasschweißen MIG Schweißen Plasmaschweißen Schweißtechnik Schweißverfahrensprüfung Titan Titanlegierungen Vorläufige Schweißanweisung WIG Schweißen Wolfram-Inertgasschweißen Zirkonium Zirkoniunmlegierungen
Mehr erfahren
OCT ermöglicht präzise Nahtführung und Nahtqualitätsprüfung (rosa Scanlinien) beim automatisierten MSG-Schweißen durch direkte optische Höhenmessungen in Echtzeit.
19.11.2024

OCT für automatisiertes konventionelles Schweißen in der Automobilindustrie

Ähnlich wie beim Laserschweißen vereinfacht die optische Kohärenztomographie auch den Betrieb des robotergeführten, automatisierten MSG-Schweißens.

Automobilindustrie Metall-Schutzgasschweißen MSG Schweißen OCT Optische Kohärenztomographie Roboterschweißen Schweißen Schweißtechnik
Mehr erfahren
15.11.2024

PSA hat ihre Grenzen

Dass man sich mithilfe Persönlicher Schutzausrüstung unter anderem vor Schweißspritzern und gesundheitsgefährdenden Rauchgasen beim Schweißen schützen muss, wissen alle,...

Arbeitsschutz Gefahrstoffverordnung Gesundheitsschutz Persönliche Schutzausrüstung PSA Punktabsaugung Schweißrauchabsaugung Schweißrauche Schweißtechnik
Mehr erfahren
Leah Dockter, Technische Vertriebsleiterin von Wegener Welding, und Detlef Hellwig, Fachausbilder des SKZ.
15.11.2024

SKZ ehrt Wegener Welding America als „Premiumpartner Bildung“ 2024

Wegener Welding aus Amerika ist „Premiumpartner Bildung“ des SKZ. Seit 2000 bringen sie gemeinsam durch die Ausbildung von Kunststoffschweißern deutsche Standards in die...

Fügen von Kunststoffen Kunststoffplatten Kunststoffrohre Kunststoffschweißen Schweißtechnik
Mehr erfahren
14.11.2024

Update: Merkblatt DVS 0201 „Technische Gase – Sauerstoff“

Mit Ausgabedatum November 2024 ist eine Neufassung des Merkblatts DVS 0201 „Technische Gase für Schweißen, Schneiden und verwandte Verfahren – Sauerstoff“ erschienen.

Schneiden Schneidtechhnik Schweißen Schweißtechnik Technische Gase
Mehr erfahren