Roboter und Mittelstand ‒ das Dreamteam der Zukunft
Robotereinsatz und Automatisierung etablieren sich zunehmend als feste Größen in der Schweißtechnik. Dieser Sachverhalt lässt sich schwarz auf weiß im aktuellen Report „World Robotics Industrial Robots 2018“ nachlesen, einer Studie, die jährlich von der VDMA Robotics + Automation Germany organisiert und vom IFR Statistical Department veröffentlicht wird.
Aus der Studie geht zum Beispiel hervor, dass in Deutschlands Automobilindustrie, seit Jahren führend bei der Nutzung von Robotern, gegenwärtig 1.162 Roboter 10.000 Beschäftigten gegenüberstehen. In der Fertigungsindustrie sind es 322 gegenüber 10.000 Beschäftigten. Roboter und Automation in der Schweißtechnik sind also alles andere als Zukunftsmusik ‒ zumindest, wenn es um große Industrieunternehmen geht. Etwas anders stellt sich die Situation im Mittelstand und bei kleinen Unternehmen dar, wo der Einsatz von Robotern längst nicht so weit verbreitet ist, obwohl deren Potenzial auch kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) attraktive Perspektiven bietet.
Wie diese aussehen können, thematisiert die Tagung ROBOTER 2020, die der DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V. am 12. und 13. Februar kommenden Jahres in der Schwabenlandhalle in Fellbach ausrichtet. Die Tagung versteht sich als Fortsetzung der Tagung ROBOTER, die bis vor wenigen Jahren regelmäßig durchgeführt wurde, geht aber inhaltlich darüber hinaus ‒ um damit auch dem Fortschritt des automatisierten Schweißens in der jüngsten Vergangenheit gerecht zu werden. Natürlich steht im Mittelpunkt der neu entstandenen Tagung ROBOTER 2020 und deren begleitender Fachausstellung das automatisierte Schweißen, konkret geht es jedoch um praktische Automatisierungslösungen für den Mittelstand.
Dr.-Ing. Calin Marius Pogan, Technischer Referent in der Abteilung „Forschung und Technik“ des DVS, erklärt die Zielsetzung: „Bei dieser Tagung geht es uns darum, den Erfahrungsaustausch rund um das automatisierte Schweißen zu fördern. Das Thema ist aktueller denn je, aber gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist es nicht einfach, das vorhandene fachliche Wissen um die Vorteile einer automatisierten Produktion in den konkreten Einsatz eines Schweißroboters zu übertragen. Mit den Vorträgen auf unserer Tagung möchten wir unter anderem dafür Lösungswege aufzeigen.“
Die geplanten Vortragssessions konzentrieren sich daher auf die Themenschwerpunkte „Digitalisierung“, „Prozesssicherheit“, „Automatischer Fertigungsprozess“, „Flexible Fertigungs- und Bedienkonzepte“ sowie „Fachpersonal“.
„Durch diese inhaltliche Konzeption sollen alle Bereiche abgedeckt werden, die für den Mittelstand beim Robotereinsatz relevant sind“, erläutert Dr. Pogan. „Mit den Vorträgen möchten wir aktuelle Fragestellungen, praktische Lösungen und anstehende Herausforderungen thematisieren. Wir freuen uns, wenn der Call for Papers entsprechende Vortragsvorschläge hervorbringt.“
Das Thema „Personal“ spielt für den Mittelstand beim automatisierten Schweißen ebenfalls eine wichtige Rolle. Zum einen besteht oft die Befürchtung, durch die Anschaffung eines Roboters hohe Investitionen tätigen zu müssen, zum anderen, dass der Roboter dann das Fachpersonal im Betrieb ersetzt. „Dass jedoch“, erklärt Dr. Pogan, „stimmt so nicht. Das Nutzen eines automatisierten Schweißprozesses bringt es nicht zwangsläufig mit sich, dass Arbeitsplätze wegfallen, sie verändern sich nur, werden anspruchsvoller.“ Denn Bediener von Schweißrobotern benötigen nicht nur Fachkenntnisse in der Programmierung, sondern eben auch schweißtechnisches Fachwissen, um die vom Roboter produzierten Teile steuern und fachlich beurteilen zu können. Welche Kenntnisse dafür im Detail erforderlich sind, geht aus der Bildungsrichtlinie DVS „Bediener für vollmechanische und automatische Schweißeinrichtungen“ und deren Beiblättern hervor.
Die Bildungsrichtlinie wurde von der Arbeitsgruppe Schulung und Prüfung im DVS erarbeitet. Auf technischer Seite ist die Arbeitsgruppe V 2.6 „Mechanisierung, Automatisierung, Robotereinsatz beim Lichtbogenschweißen“ mit ihren Untergruppen aktiv. „In dieser Arbeitsgruppe sind zahlreiche Vertreter aus führenden Unternehmen aktiv, die sich auf das Roboterschweißen spezialisiert haben“, erklärt Dr. Pogan. „Gemeinsam arbeiten wir daran, das technische Regelwerk, wie die Merkblattreihe DVS 0922 über den Einsatz von Industrierobotern kontinuierlich an den aktuellen Stand der Technik anzupassen.“ Mit ihrem Fachwissen haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe daher auch an der Konzeption der Tagung ROBOTER 2020 aktiv mitgewirkt. Da es beim Einsatz von Schweißrobotern immer auch um Digitalisierung, Sensorik und die Prozessregelung bzw. -steuerung geht, widmet sich eine Vortragssession explizit diesem Themenfeld.
Eine gute Brücke zwischen den Themenschwerpunkten „Digitalisierung“ und „Personal“ schlagen die sogenannten Cobots. Diese kollaborativen Roboter bieten eine weitere Möglichkeit, die Vorteile automatisierter Schweißprozesse in kleinen und mittelständischen Unternehmen zu nutzen, denn Cobots werden speziell für die Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert. Das heißt, sie agieren kooperativ und unterstützen die Fachkräfte, indem sie Assistenzaufgaben übernehmen. Durch eine relativ einfache Programmierung und die Fähigkeit, dazulernen zu können, garantieren diese automatisierten „Teamkollegen“ eine gesteigerte Produktivität und gleichbleibende Qualität bei den ihnen übertragenen Schweißaufgaben.
Cobots sind in der Regel flexibel einsetzbar, leicht umzuprogrammieren und immer so konzipiert, dass sie bei der Zusammenarbeit mit ihren menschlichen Kollegen für diese keine Gefahr darstellen. Dafür sorgen u.a. hochentwickelte Sensoren, die den Roboter bei der kleinsten Berührung zum Stillstand bringen.
Welche Fertigungsprozesse sich für das automatisierte Schweißen bereits eignen, und welche sich in naher Zukunft abzeichnen, darf als Thema bei der Fachtagung ROBOTER 2020 natürlich nicht fehlen. Mechanisches Fügen, werkstoff- und strukturspezifische Fügetechniken, Lichtbogenverfahren das Laserstrahlschweißen sowie Widerstands- und Pressschweißverfahren sind dabei bereits etabliert. „Das automatisierte WIG-Schweißen wird kommen, das robotergestützte Unterpulverschweißen braucht jedoch noch einen größeren Bekanntheitsgrad“, so Dr. Pogan.
Der DVS freut sich, über eine rege Beteiligung an der Fachtagung und deren begleitender Ausstellung. Der Call for Papers lädt noch bis zum 02. Juli 2019 dazu ein, Vortragsangebote einzureichen. Unternehmen, die Interesse haben, sich auf der begleitenden Ausstellung zu präsentieren, nehmen bitte direkt Kontakt zum Veranstalter auf.
Vorschläge für Vorträge können über das Vortrageinreichungssystem des DVS eingereicht werden.
Ihre Ansprechpartner:
Fachliche Information
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