Rohstoffsicherheit: Dringender Handlungsbedarf bei neun Mineralien
Für neun Mineralien – Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan – müssen möglichst rasch krisensichere Lieferketten etabliert werden. Das zeigt eine Studie des ifo-Instituts, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern beauftragt und jetzt gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht hat.
Bei vielen Schlüsseltechnologien wie Batterietechnik, Robotik und erneuerbaren Energien ist Deutschland von importierten Rohstoffen abhängig, oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. Vor diesem Hintergrund sieht Lisandra Flach, Leiterin des ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, "dringenden Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten" bei den genannten neun Mineralien. Hier seien "mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen", fasst sie die Ergebnisse der Studie zusammen.
Lieferkettenstörungen sind der Untersuchung zufolge bei den kritischen Rohstoffen besonders problematisch, da alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden könnten. Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungs-Notlagen im Zuge der Corona-Pandemie und geopolitischer Krisen wie dem Ukraine-Krieg.
Rohstoffversorgung essentiell mit Blick auf Energiewende und Digitalisierung
"Die sichere Rohstoffversorgung ist mit Blick auf das Gelingen der Energiewende und der Digitalisierung essenziell", sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. "Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern."
Das gelte aber auch für die Bundesregierung und die EU-Kommission, da viele dieser Rohstoffe in autokratischen Ländern vorkämen und der direkte Bezug für den Mittelstand große geschäftliche und rechtliche Risiken bedeute. "Die geplanten Lieferkettengesetze auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen den Beschaffungsaufwand weiter und könnten ohne geeignete Maßnahmen der Politik die Marktdominanz und Abhängigkeit von Rohstoffhändlern außerhalb Deutschlands und der EU sogar noch erhöhen", so Gößl. "Eine immer größere Rolle muss auch das Recycling von Rohstoffen im industriellen Maßstab einnehmen, um bereits vorhandene Ressourcen besser zu nutzen."
China fast überall Marktführer
Studienautorin Lisandra Flach betont, dass bei sieben der neun besonders kritischen Rohstoffe China einer der größten Anbieter am Weltmarkt sei, teilweise in marktdominierender Position. Dies spreche für eine schnelle Verstärkung bereits bestehender Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, darunter Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe. Die Außenhandelsexpertin unterstreicht, dass bei der Mehrheit der in der Studie untersuchten 23 kritischen Rohstoffe Maßnahmen für widerstandsfähigere Lieferketten nötig seien.
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sieht Potenzial in einer besseren EU-weiten Abstimmung sowohl bei Strategien für eine bessere Rohstoffverteilung innerhalb der EU als auch in der gemeinsamen Handelspolitik nach außen: "Viele EU-Mitglieder verfügen über Potenziale bei kritischen Rohstoffen. Hier muss die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU verstärkt ausgebaut werden. Zusätzlich muss die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen."
Die ifo-Kurzstudie "Wie abhängig ist Deutschland von Rohstoffimporten bei der Produktion von Schlüsseltechnologien?" ist online bei der IHK München erhältlich.
(Quelle: Presseinformation des DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag)
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