Wirtschaft
© unsplash.com / Omid Roshan
19.07.2022

Rohstoffsicherheit: Dringender Handlungsbedarf bei neun Mineralien

Rohstoffsicherheit: Dringender Handlungsbedarf bei neun Mineralien

Für neun Mineralien – Kobalt, Bor, Silizium, Graphit, Magnesium, Lithium, Niob, Seltene Erden und Titan – müssen möglichst rasch krisensichere Lieferketten etabliert werden. Das zeigt eine Studie des ifo-Instituts, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern beauftragt und jetzt gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht hat.

Bei vielen Schlüsseltechnologien wie Batterietechnik, Robotik und erneuerbaren Energien ist Deutschland von importierten Rohstoffen abhängig, oftmals von einzelnen Lieferländern wie China. Vor diesem Hintergrund sieht Lisandra Flach, Leiterin des ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, "dringenden Handlungsbedarf für krisensichere Lieferketten" bei den genannten neun Mineralien. Hier seien "mehr Bezugsquellen nötig, um die Lieferketten widerstandsfähiger zu machen", fasst sie die Ergebnisse der Studie zusammen.

Lieferkettenstörungen sind der Untersuchung zufolge bei den kritischen Rohstoffen besonders problematisch, da alternative Quellen nur langfristig erschlossen werden könnten. Dies sei eine Lektion der jüngsten Versorgungs-Notlagen im Zuge der Corona-Pandemie und geopolitischer Krisen wie dem Ukraine-Krieg.

Rohstoffversorgung essentiell mit Blick auf Energiewende und Digitalisierung

"Die sichere Rohstoffversorgung ist mit Blick auf das Gelingen der Energiewende und der Digitalisierung essenziell", sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. "Die Unternehmen müssen sich noch stärker als bislang um vielfältige und belastbare Lieferketten für kritische Rohstoffe kümmern."

© unsplash.com / Adam Rhodes
© unsplash.com / Adam Rhodes

Das gelte aber auch für die Bundesregierung und die EU-Kommission, da viele dieser Rohstoffe in autokratischen Ländern vorkämen und der direkte Bezug für den Mittelstand große geschäftliche und rechtliche Risiken bedeute. "Die geplanten Lieferkettengesetze auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen den Beschaffungsaufwand weiter und könnten ohne geeignete Maßnahmen der Politik die Marktdominanz und Abhängigkeit von Rohstoffhändlern außerhalb Deutschlands und der EU sogar noch erhöhen", so Gößl. "Eine immer größere Rolle muss auch das Recycling von Rohstoffen im industriellen Maßstab einnehmen, um bereits vorhandene Ressourcen besser zu nutzen."

China fast überall Marktführer

Studienautorin Lisandra Flach betont, dass bei sieben der neun besonders kritischen Rohstoffe China einer der größten Anbieter am Weltmarkt sei, teilweise in marktdominierender Position. Dies spreche für eine schnelle Verstärkung bereits bestehender Handelsbeziehungen zu anderen Ländern, darunter Thailand und Vietnam für die Seltenen Erden, aber auch Argentinien, Brasilien, USA und Australien für andere kritische Rohstoffe. Die Außenhandelsexpertin unterstreicht, dass bei der Mehrheit der in der Studie untersuchten 23 kritischen Rohstoffe Maßnahmen für widerstandsfähigere Lieferketten nötig seien.

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sieht Potenzial in einer besseren EU-weiten Abstimmung sowohl bei Strategien für eine bessere Rohstoffverteilung innerhalb der EU als auch in der gemeinsamen Handelspolitik nach außen: "Viele EU-Mitglieder verfügen über Potenziale bei kritischen Rohstoffen. Hier muss die Erschließung und Verarbeitung von Rohstoffen innerhalb der EU verstärkt ausgebaut werden. Zusätzlich muss die EU rasch mit Handels- und Investitionsabkommen den Unternehmen dabei helfen, weltweit neue und nachhaltige Rohstoffquellen zu erschließen."

Die ifo-Kurzstudie "Wie abhängig ist Deutschland von Rohstoffimporten bei der Produktion von Schlüsseltechnologien?" ist online bei der IHK München erhältlich.

(Quelle: Presseinformation des DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag)

Schlagworte

EnergiewendeLieferkettenMineralische WerkstoffeRohstoffeRohstoffversorgung

Verwandte Artikel

(v. l. n. r.): Stefan Besser (BMWK), Jana Liebe (ThEEN), Bernhard Stengele (TMUEN), Prof. Dr. Dirk Westermann (TU Ilmenau).
10.11.2024

Klimaneutrale Industrie: Entwicklung digitaler Werkzeuge für Produktionsbetriebe

Eines der Ziele von ZO.RRO ist es, mit digitalen Werkzeugen anhand von Pilotprojekten den Weg zur Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien aufzuzeigen.

Dekarbonisierung Digitaler Zwilling Energieforschung Energiewende Erneuerbare Energien Klimaneutrale Energie Klimaneutralität
Mehr erfahren
Zukunftsszenarien für die Energiewende beziehen in Analysen sowohl technische als auch soziale Aspekte ein.
27.10.2024

Wie die Energiewende gelingen kann

Eine Helmholtz-Studie entwirft integrative Szenarien: Für eine nachhaltige Transformation müssen auch soziale und ökonomische Aspekte einbezogen werden.

Energiewende Erneuerbare Energien
Mehr erfahren
03.10.2024

Neues Factsheet „Kupferwerkstoffe und Wasserstoff“

in einem umfassenden Testprogramm wurde der Einfluss von Wasserstoff auf verschiedene Kupferlegierungen untersucht.

Energiewende Kupferlegierungen Kupferwerkstoffe Wasserstoff
Mehr erfahren
15.09.2024

Trotz hoher Belastungen: Unternehmen stehen hinter der Energiewende

Trotz einer angespannten wirtschaftlichen Lage befürworten 85 Prozent der Unternehmen in Deutschland die Energiewende.

Energieeffizienz Energieversorgung Energiewende Erneuerbare Energien
Mehr erfahren
Die Ausstellung im Erdgeschoss zeigt neue Entwicklungen aus den Technologiefeldern der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation.
22.08.2024

Erlebnisausstellung zeigt Technologien der Zukunft

Am 28. und 29. August 2024 ist der InnoTruck des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit einer Mitmach-Ausstellung bei den Digitaltagen auf dem Campus der Hochsc...

Digitalisierung Energiewende Innovationen KI Nachhaltigkeit Technologien
Mehr erfahren