Wirtschaft
© pixabay.com/Mariahp
26.01.2022

Was 2022 im Maschinenbau wichtig wird

Was 2022 im Maschinenbau wichtig wird

Die Pandemie macht dem Maschinenbau weiterhin zu schaffen, doch die eigentliche Ursache vieler Probleme liegt in der unzureichenden Digitalisierung der Unternehmen. Der Aachener Optimierungsspezialist INFORM erklärt, was in diesem Jahr auf die Branche zukommt und wie sie mit digitalen Lösungen resilienter und nachhaltiger werden kann.

Der Maschinenbau ist eine der innovativsten deutschen Industriezweige, seine Produkte werden weltweit geschätzt. Allerdings hat die Corona-Pandemie viele Abläufe in den Unternehmen gestört, von der Rohstoff- und Bauteileversorgung bis zur Personaleinsatzplanung. INFORM nennt die wichtigsten Themen, die die Branche in diesem Jahr angehen muss:

1. Aufbau resilienter und agiler Wertschöpfungssysteme

Um kurzfristige Störungen der Produktion wie Mitarbeiter- und Maschinenausfälle oder kurzfristige Veränderungen der Auftragssituation zu vermeiden, benötigen Maschinenbauer dringend moderne Planungstools. Diese können mithilfe mathematischer Modelle und künstlicher Intelligenz (KI) unzählige Szenarien in kürzester Zeit simulieren und eine optimierte Alternativplanung erstellen. Dadurch sind Unternehmen in der Lage, agil auf Störungen zu reagieren und deren Auswirkungen auf ein Minimum zu reduzieren.

2. Entwicklung einer Datenstrategie

Der Treibstoff für moderne Planungstools und andere innovative Software-Anwendungen sind Daten. Diese lassen sich allerdings nur mit einer Datenstrategie wertschöpfend im Unternehmen einsetzen. Eine Datenstrategie hilft, kontinuierlich Anwendungsfälle für die Datennutzung zu entwickeln und umzusetzen, neue Datenquellen zu erschließen und datenbasiert bessere Entscheidungen zu treffen. Voraussetzungen dafür sind unter anderem die Berufung eines Verantwortlichen, meist Chief Data Officer genannt, der Aufbau der internen Datenkompetenz sowie eine neue Entscheidungskultur im Unternehmen. Schließlich sollen die Mitarbeiter den Empfehlungen ihrer Tools und nicht mehr nur ihrem Bauchgefühl vertrauen.

Andreas Gladis, Bereichsleiter Produktion bei INFORM. - © INFORM
Andreas Gladis, Bereichsleiter Produktion bei INFORM. © INFORM
4. Schaffung einer Single Source of Truth

Damit die neuen Tools ihre volle Kraft entfalten können, brauchen Unternehmen eine digitale Datenerfassung und Schnittstellen für reibungslose Datenflüsse. So bauen sie eine einheitliche Datenbasis auf, auf die alle Abteilungen, Mitarbeiter und Anwendungen zugreifen können, eine sogenannte Single Source of Truth. Sie sorgt nicht nur dafür, dass Mitarbeiter mit verbindlichen Arbeits- und Auftragslisten hantieren, weniger Daten manuell übertragen müssen und somit weniger Fehler machen. Sie hilft dem Unternehmen auch, Transparenz über alle Prozesse hinweg zu erhalten und Engpässe oder kritische Pfade in der Planung frühzeitig werksübergreifend zu identifizieren. Planungsanpassungen lassen sich so schnell und mit geringem Aufwand durchführen, was zu kürzeren Durchlaufzeiten und verlässlicheren Terminangaben führt.

5. Berücksichtigung von Mitarbeiterwünschen

Von „New Work“-Konzepten profitierten bislang vor allem Büroarbeiter, doch der Fachkräftemangel und eine stärkere Fluktuation in der Produktion machen ein Umdenken in Bereichen nötig, in denen Schichtarbeit häufig noch starre Arbeitszeitmodelle vorgibt. Mit einer digitalen Personaleinsatzplanung, die einige Maschinenbauer in den vergangenen Monaten bereits eingeführt haben, um optimal auf Auftragsspitzen oder Personalausfälle zu reagieren, lassen sich Mitarbeiterinteressen mit betrieblichen Anforderungen in Einklang bringen. So bieten Maschinenbauer ihrer Belegschaft mehr Flexibilität und stellen sich mitarbeiterfreundlicher auf.

„Der Maschinenbau muss in diesem Jahr den nächsten Digitalisierungsschritt gehen, denn die Corona-Pandemie dauert an und Handelskonflikte sowie konjunkturelle Schwankungen werden in Zukunft häufiger auftreten als bisher“, sagt Andreas Gladis, Bereichsleiter Produktion bei INFORM. „Mit innovativen digitalen Lösungen kann die Branche allerdings nicht nur solchen Herausforderungen besser trotzen, sondern auch nachhaltiger und mitarbeiterfreundlicher werden. Das erleichtert es ihr, Kosten zu senken, Kunden zu überzeugen und Fachkräfte zu gewinnen.“

3. Fokus auf nachhaltige Produktion

Ein effizienter Ressourceneinsatz, die Absenkung von CO2-Emissionen und eine möglichst geringe Umweltbelastung sind inzwischen Pflicht für den Maschinenbau. Nicht nur weil Kunden zunehmend auf klimafreundliche Produkte Wert legen, sondern auch weil eine nachhaltige Fertigung erhebliches Potenzial für Kostensenkungen bietet. Mit einer digitalen und vorausschauenden Planung vermeiden Maschinenbauer teure und umweltschädliche Eillieferungen, optimieren ihre Lagerbestände und reduzieren dadurch ihren Energieverbrauch und die Verschwendung von Rohstoffen. Zugleich unterstützt sie eine intelligente Planung dabei, Maschinen besser auszulasten.

Schlagworte

AnlagenbauBauteileDigitalisierungLieferengpässeLieferkettenMaschinenbauRohstoffe

Verwandte Artikel

Zum Jahresausklang hatten etwa 40 Studierende der Fachschule für Maschinenbautechnik (FS MB) und der Fachschule für Elektrotechnik (FS ET) Aschaffenburg die Möglichkeit, in die Welt des Schweißens einzutauchen.
20.12.2024

Studierende besuchen das Innovations- und Technologiezentrum von ABICOR BINZEL

Zum Jahresausklang hatten etwa 40 Studierende der Fachschule für Maschinenbautechnik (FS MB) und der Fachschule für Elektrotechnik (FS ET) Aschaffenburg die Möglichkeit,...

Elektrotechnik Fachkräftequalifizierung Maschinenbau Maschinenbautechnik Nachwuchsförderung Schweißtechnik
Mehr erfahren
Zusammensetzungen und Eigenschaften präzise, schnell und kostengünstig erfassen, um passende Materialkombinationen in Zukunft zum Beispiel aus Sekundärmaterialien zu finden – ein digitales Ökosystem für eine resiliente und nachhaltige Versorgung mit Funktionswerkstoffen erforscht das Fraunhofer-Leitprojekt ORCHESTER unter Mitwirkung des Fraunhofer IWS.
19.12.2024

Werkstoff- und Prozesslösungen für Herausforderungen bei Rohstoffengpässen

Das Fraunhofer IWS beteiligt sich an einem neuen Fraunhofer-Leitprojekt. Ziel ist es, die Versorgung mit Werkstoffen für die Energiewende zu sichern.

Energiewende Kobalt Lithium Materialengpässe Recycling Rohstoffe Rohstoffmangel Sekundärrohstoffe Seltene Erden Simulation
Mehr erfahren
Auf der CAMX in San Diego präsentierten Wilhelm Rupertsberger, Nolan Strall und Marc Perberschlager (v.l.) eine Simulation zur automatisierten Propellerblattfertigung für die Aerospace Industrie.
16.12.2024

Go west: Innviertler Know-how in den USA gefragt

Fill Maschinenbau setzt seinen Internationalisierungskurs fort und verstärkt seine Vertriebsaktivitäten am nordamerikanischen Markt.

Automobilindustrie Bauindustrie Kunststoffindustrie Luftfahrt Maschinenbau Metallindustrie
Mehr erfahren
06.12.2024

Produktion im Produzierenden Gewerbe 10/2024

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ging im Oktober preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,0 % gegenüber dem Vormonat zurück.

Automobilindustrie Baugewerbe Chemische Industrie Elektrische Ausrüstungen Kfz-Teile Maschinenbau Metallerzeugnisse Produktion Wirtschaft
Mehr erfahren
05.12.2024

Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe 10/2024

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im Oktober gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,5 % gesunken.

Automobilindustrie Elektrische Ausrüstungen Fahrzeugbau Kfz-Teile Maschinenbau Metallerzeugnisse Metallverarbeitung Wirtschaft
Mehr erfahren