„Welding Valley“: Verbundprojekt zum digital vernetzten Schweißen
Es ist wohl eines der größten Verbundprojekte im deutschen Mittelstand zur digitalen Transformation im verarbeitenden Gewerbe: Das Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH (TIME) aus Rheinland-Pfalz will Standards entlang der Wertschöpfungskette einführen. Das TIME versteht sich als „technologischer Wirtschaftsförderer“ im Westerwald, einer Region mit höchster schweißtechnischer Kompetenz in Deutschland. Ziel ist die Unterstützung mittelständischer Unternehmen im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung als anwendungsorientiertes Technologie-Institut zur Erhöhung von Wirtschaftlichkeit, Ressourcen- und Energieeffizienz. Begleitet wurde das Vorhaben vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards im Rahmen eines Verbundpraxisprojektes bis Anfang 2022.
TIME-Geschäftsführer Dr. Ralf Polzin dazu: „Ohne diese intensive Unterstützung durch das Kompetenzzentrum eStandards gäbe es diese Initiative nicht. Dafür sind die relevanten digitalen Standards und Normen, ihre Anwendung auf den Schweißprozess zu neu und zu komplex.“ Denn: Bislang ist der gesamte Schweißprozess nur punktuell digitalisiert. In Sachen „Digitalisierung“ verhalten sich viele kleine und mittlere Betriebe, mehr noch als in anderen Gewerken, eher abwartend nach dem Motto „Never change a running system.“ Polzin nochmal: „Das Potenzial ist riesig. Vor allem dann, wenn man nicht nur an Digitalisierung, sondern auch an Automatisierung denkt. Denn wenn man viele Schweißprozesse automatisiert, können wir die Schweißerinnen und Schweißer da einsetzen, wo nur manuelle Tätigkeiten funktionieren, wo man ihnen also auch die langweiligen Standardaufgaben abnimmt. Digitalisierung macht vor allem in der Schweißprozesssimulation am Rechner Sinn, die erheblich Arbeitsaufwände und Material spart.“
Standardisierung entlang der Wertschöpfungskette angesteuert
Im Verbundprojekt sollten von der Auftragsanfrage über die Materiallogistik, Auftragsverfolgung, Herstellung und Qualitätsprüfung bis zur Auslieferung und Rechnungstellung Stamm- und Prozessdaten betriebsübergreifend standardisiert und in eine durchgängige digitale Infrastruktur eingebunden werden. Ziele waren unter anderem Verbesserungen der Arbeitsproduktivität bei Losgröße 1, Verbesserungen von Time-to-Market, Erhöhung der Qualität sowie die Entwicklung hybrider Dienstleistungen rund um das industrielle Schweißen. Mit Unterstützung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards, eines Förderprojekts des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima, und Vertreterinnen und Vertretern regionaler Forschungsinstitute werden Lösungen zu wichtigen Entwicklungen rund um OPC-UA, TSN-Ethernet, IT-Referenzarchitekturen oder Distributed-Ledger-Technologien erarbeitet.
Durch die Schaffung von Standards soll eine Vernetzung aller Elemente innerhalb von Prozessketten, alsozum Beispiel von Schweißbrennern, Schweißmaschinen, Robotern, aber auch Hardware-Schnittstellen oder Qualitätssicherung, erreicht werden. Denn: An jeder Stelle entlang der Prozesskette entstehen Daten, aber heute ist es nicht möglich, die einzelnen Elemente miteinander kommunizieren zu lassen. Das Fernziel dabei heißt Autonomes Schweißen: Das bedeutet, dass eine Fertigungsstraße sich automatisch auf das einstellt, was gerade erforderlich ist.
Fazit: 160 Unternehmen arbeiten am „Welding Valley“ mit
Neben vielen schweißenden Betrieben wollen Schweißgerätehersteller, Sondermaschinenbauer, Roboterhersteller und Verbände, in der Summe rund 160 Unternehmen, im „Welding Valley“ mitarbeiten. Unterstützt wird das Projekt zukünftig auch von zahlreichen Hochschulen, unter anderem der Hochschule Koblenz, der TH Köln, der University of Europe for Applied Sciences und der Hochschule-RuhrWest. Wenn die Förderung aus Bundesmitteln gewährleistet ist, wird das Projekt als Cluster offiziell gegründet, und Arbeitsgruppen werden Detailaufgaben und Maßnahmen zur Zielerreichung definieren. Fernziel ist die Schaffung eines Reallabors, in dem kollaborativ Standards definiert und dann demonstriert werden. Schweißtechnischen Unternehmen aus der Region und der gesamten Bundesrepublik soll dann die Möglichkeit geboten werden, Einzelkomponenten für ihren Betrieb zu übernehmen und zu nutzen.
(Quelle: Presseinformation des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards)
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