Technologien
© pixabay.com/Alex Freeman
02.03.2022

„Welding Valley“: Verbundprojekt zum digital vernetzten Schweißen

„Welding Valley“: Verbundprojekt zum digital vernetzten Schweißen

Es ist wohl eines der größten Verbundprojekte im deutschen Mittelstand zur digitalen Transformation im verarbeitenden Gewerbe: Das Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH (TIME) aus Rheinland-Pfalz will Standards entlang der Wertschöpfungskette einführen. Das TIME versteht sich als „technologischer Wirtschaftsförderer“ im Westerwald, einer Region mit höchster schweißtechnischer Kompetenz in Deutschland. Ziel ist die Unterstützung mittelständischer Unternehmen im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung als anwendungsorientiertes Technologie-Institut zur Erhöhung von Wirtschaftlichkeit, Ressourcen- und Energieeffizienz. Begleitet wurde das Vorhaben vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards im Rahmen eines Verbundpraxisprojektes bis Anfang 2022.

TIME-Geschäftsführer Dr. Ralf Polzin dazu: „Ohne diese intensive Unterstützung durch das Kompetenzzentrum eStandards gäbe es diese Initiative nicht. Dafür sind die relevanten digitalen Standards und Normen, ihre Anwendung auf den Schweißprozess zu neu und zu komplex.“ Denn: Bislang ist der gesamte Schweißprozess nur punktuell digitalisiert. In Sachen „Digitalisierung“ verhalten sich viele kleine und mittlere Betriebe, mehr noch als in anderen Gewerken, eher abwartend nach dem Motto „Never change a running system.“ Polzin nochmal: „Das Potenzial ist riesig. Vor allem dann, wenn man nicht nur an Digitalisierung, sondern auch an Automatisierung denkt. Denn wenn man viele Schweißprozesse automatisiert, können wir die Schweißerinnen und Schweißer da einsetzen, wo nur manuelle Tätigkeiten funktionieren, wo man ihnen also auch die langweiligen Standardaufgaben abnimmt. Digitalisierung macht vor allem in der Schweißprozesssimulation am Rechner Sinn, die erheblich Arbeitsaufwände und Material spart.“

Standardisierung entlang der Wertschöpfungskette angesteuert

Im Verbundprojekt sollten von der Auftragsanfrage über die Materiallogistik, Auftragsverfolgung, Herstellung und Qualitätsprüfung bis zur Auslieferung und Rechnungstellung Stamm- und Prozessdaten betriebsübergreifend standardisiert und in eine durchgängige digitale Infrastruktur eingebunden werden. Ziele waren unter anderem Verbesserungen der Arbeitsproduktivität bei Losgröße 1, Verbesserungen von Time-to-Market, Erhöhung der Qualität sowie die Entwicklung hybrider Dienstleistungen rund um das industrielle Schweißen. Mit Unterstützung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums eStandards, eines Förderprojekts des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima, und Vertreterinnen und Vertretern regionaler Forschungsinstitute werden Lösungen zu wichtigen Entwicklungen rund um OPC-UA, TSN-Ethernet, IT-Referenzarchitekturen oder Distributed-Ledger-Technologien erarbeitet.

Foto von Casablanca Stock von Pexels
Foto von Casablanca Stock von Pexels

Durch die Schaffung von Standards soll eine Vernetzung aller Elemente innerhalb von Prozessketten, alsozum Beispiel von Schweißbrennern, Schweißmaschinen, Robotern, aber auch Hardware-Schnittstellen oder Qualitätssicherung, erreicht werden. Denn: An jeder Stelle entlang der Prozesskette entstehen Daten, aber heute ist es nicht möglich, die einzelnen Elemente miteinander kommunizieren zu lassen. Das Fernziel dabei heißt Autonomes Schweißen: Das bedeutet, dass eine Fertigungsstraße sich automatisch auf das einstellt, was gerade erforderlich ist.

Fazit: 160 Unternehmen arbeiten am „Welding Valley“ mit

Neben vielen schweißenden Betrieben wollen Schweißgerätehersteller, Sondermaschinenbauer, Roboterhersteller und Verbände, in der Summe rund 160 Unternehmen, im „Welding Valley“ mitarbeiten. Unterstützt wird das Projekt zukünftig auch von zahlreichen Hochschulen, unter anderem der Hochschule Koblenz, der TH Köln, der University of Europe for Applied Sciences und der Hochschule-RuhrWest. Wenn die Förderung aus Bundesmitteln gewährleistet ist, wird das Projekt als Cluster offiziell gegründet, und Arbeitsgruppen werden Detailaufgaben und Maßnahmen zur Zielerreichung definieren. Fernziel ist die Schaffung eines Reallabors, in dem kollaborativ Standards definiert und dann demonstriert werden. Schweißtechnischen Unternehmen aus der Region und der gesamten Bundesrepublik soll dann die Möglichkeit geboten werden, Einzelkomponenten für ihren Betrieb zu übernehmen und zu nutzen.

(Quelle: Presseinformation des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards)

Schlagworte

DigitalisierungSchweißprozesseSchweißtechnikSchweißverfahrenWertschöpfungskette

Verwandte Artikel

Der neue Produktionsprozess mit der EHLA3D-Technologie ermöglicht es, komplexe Geometrien effizient zu produzieren, mit hochfesten Materialien zu beschichten oder zu reparieren.
02.07.2024

Eine neue Dimension der Additiven Fertigung

Vom Laserauftragschweißen zur Additiven Fertigung: Ein Forschungsprojekt hat das Potenzial, die Materialverarbeitung mit EHLA3D zu revolutionieren.

Additive Fertigung EHLA EHLA3D Extremes Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen Fertigungstechnik Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen Kreislaufwirtschaft Laserauftragschweißen Lasertechnologien Luftfahrt Raumfahrt Schweißtechnik Werkzeugbau
Mehr erfahren
29.06.2024

Nehmen Chefs ihre Geräte wichtiger als ihre Mitarbeitenden?

Weil Maschinen ihre Arbeit zuverlässig erledigen, investieren einige Firmenverantwortliche Unmengen in ihre Gerätschaften. Personal klassifizieren sie als Kostenblock. Is...

Automatisierung Digitalisierung Fachkräftemangel Mitarbeiterführung
Mehr erfahren
Mit dem richtigen Schweißbrenner lässt sich ein optimales Schweißergebnis in Verbindung mit maximaler Produktivität erzielen.
28.06.2024

Wirtschaftlich und prozesssicher schweißen – wie geht das?

Der Schweißbrenner wird oft unterschätzt und ist doch so wichtig für den Schweißprozess. Wie sich ein optimales Schweißergebnis in Verbindung mit maximaler Produktivität...

Schweißbrenner Schweißtechnik Verschleiß
Mehr erfahren
Marek Borgstedt setzt Jan Blatt (v.r.n.l.) an die Spitze des Factory Excellence Networks.
27.06.2024

Factory Excellence Network bekommt neue Spitze

Das Factory Excellence Network stellt mit Jan Blatt einen neuen Geschäftsführer vor. Er löst Netzwerk-Gründer Markus Kreisle ab. Die eingespielte Kollaboration des Netzwe...

Automatisierung Digitalisierung Fertigung Produktion Wertschöpfung
Mehr erfahren
Achim Liebenau, Jens Brill, Hilko Malek, Dirk Zimmermann, Uwe Kloss.
26.06.2024

Brillgruppe übernimmt Korsing Schweißtechnik

Im Zuge einer zukunftsorientierten Nachfolgeregelung gibt die Korsing Schweißtechnik GmbH ihren Zusammenschluss mit der BRILLGRUPPE bekannt. Diese bedeutende Entwicklung...

Arbeitsschutz Handwerksbedarf Industriebedarf Schweißtechnik Schweißzusatzwerkstoffe
Mehr erfahren