Zurück ins Büro?
Die einen werden krank, die anderen wollen gar nicht mehr zurück. Die Arbeitslandschaft hat sich durch die Homeoffice-Entwicklung der vergangenen 12 Monate um einige Komponenten erweitert.
Warum eigentlich nicht
Manche Geschäftsführung streift im Moment im Büro durch verlassene Räume. Als ob es in dieser Position nicht schon einsam genug wäre. Auf einmal morgens der erste im Büro, manchmal den ganzen Tag fast allein und der Kontakt und die Anregungen der Belegschaft fehlen. Es gibt wenig zwischenmenschliche Informationen, dabei unverändert die Kreativität einzelner, in diesem Fall durch mehr Digitalisierung das Homeoffice noch weiter auszudehnen. Ein ganz neuer Antriebsmotor. Wenn aber das Geschäft kontinuierlich gut weiterläuft, stellt sich die berechtigte Frage, warum nicht einfach alles so weitergehen kann. Bei vielen Menschen besteht offensichtlich der Wunsch, dieses Konzept beizubehalten. Manche der Belegschaft fehlen für den persönlichen Austausch, bei einigen ist die Abwesenheit aber auch ein Gewinn für Nerven und Betriebsklima. Der ständige Giftstachel bleibt zu Hause, die notwenigen Ergebnisse werden digital geliefert.
Keine Erfindung von heute
Homeoffice hat es immer schon gegeben. Gerade im Außendienst oder bei kleinen weiter entfernten Außenstellen eines Unternehmens gibt es immer schon die Notwendigkeit, von zu Hause zu arbeiten. Solche Dinge sind dann in Arbeitsverträgen beschrieben, damit Unternehmen und Belegschaft Sicherheit in ihrer täglichen Arbeit bekommen oder behalten.
Durch die in den vergangenen zwölf Monaten entstandene Situation bekommt auch das Konzept des temporären Arbeitsplatzes neue Bedeutung. Dieses Konzept bedeutet, dass im Office keine festen Arbeitsplätze mehr vorgehalten werden. Der Hauptarbeitsplatz ist zu Hause, kommt jemand ausnahmeweise ins Büro, wird ihm ein temporärer Arbeitsplatz zugewiesen. Dieses Konzept ist vor einigen Jahren in vielen Unternehmen gescheitert, weil viele Menschen der Meinung waren, dass man an einem temporären Arbeitsplatz nicht so gut arbeiten kann. Die gerade entstandene Situation zeigt, dass ein fester Arbeitsplatz im Office in vielen Fällen überflüssig geworden ist. Auch um die passenden Unterlagen zu finden, wird heute das Regal im Büro nicht mehr benötigt.
Pro Homeoffice
In gut funktionierenden Betrieben ist das Kerngeschäft ein standardisierter Prozess. Alle wissen genau, was sie machen müssen, alle sind für ihren Bereich gut ausgebildet, Fehler und Rückfragen sind selten. Kleine Innovationen innerhalb dieser Prozesse zur Optimierung können diskutiert und eingeführt werden, Abstimmungsprozesse macht man digital. Fürs Kerngeschäft und damit für einen Großteil der Belegschaft ist das Homeoffice somit eine sehr gute Lösung.
Es wird darüber hinaus Zeit durch wegfallende Anfahrt zum Büro eingespart und der psychologische Druck, immer mit wichtigen Dingen beschäftigt sein zu müssen, falls der Chef vorbeikommt, fällt weg. Zu Hause kann man auch mal eine Pause machen, ohne erst zu fragen oder sich zu rechtfertigen und man kann seine Arbeitszeit frei planen. Das Ergebnis ist wichtig, nicht, wie es zustande gekommen ist. Nicht zu verachten ist auch der Zeitgewinn durch Wegfall der Gespräche mit Mitgliedern der Belegschaft, die tagein tagaus verkünden müssen, warum sie so viel zu tun haben und warum sie ihre Arbeit nicht bewältigen können.
Contra Homeoffice
Wenn viele Menschen nicht wieder zurück ins Büro wollen, kann es auch ein Zeichen dafür sein, dass das angeblich gute Betriebsklima nur eine Fassade gewesen ist. Normalerweise bemüht sich fast jeder in einem Unternehmen um ein höfliches oder freundliches Miteinander, weil das ein verträgliches Auskommen bedeutet. Familie und Belegschaft kann man sich nicht aussuchen, man versucht aber trotzdem damit auskommen. Die Steigerung von Freundlichkeit ist Zuvorkommenheit, das passiert im Unternehmen eher selten.
Durch Homeoffice sinkt die Identifikation mit dem Unternehmen, die Teeküche ist verlassen, der Kontakt mit anderen geht verloren. Zwischenmenschliche Beziehungen verkümmern, obwohl viele Menschen zur Selbstentfaltung und zur Alltagsbewältigung andere brauchen, mit denen sie sich austauschen können. Das sind andere als die, die uns von der Arbeit abhalten. Dieser wie auch immer geartete Coachingprozess fällt zu großen Teilen weg.
Die kreative neue Generation findet kein richtiges Betätigungsfeld und kann keine Beziehung zum Unternehmen aufbauen. Der Aufstieg innerhalb des Unternehmens wird erschwert, weil es digital nicht so einfach ist, Führungskompetenzen zu erkennen. Menschen wandern leichter in andere Unternehmen ab, wenn sie sich weiter entwickeln wollen. Für die generelle Aufgabe einer Geschäftsführung, neues Geschäft zu generieren, fehlt das Team, diese Aufgabe lässt sich nur zum Teil digitalisieren. Die langfristige Sicherung eines Unternehmens durch Weiterentwicklung wird dadurch komplizierter.
Wie umgehen mit Homeoffice?
Viele Möglichkeiten bieten sich an, vorab muss die Geschäftsführung prüfen, ob für die wichtigen Prozesse im Unternehmen Homeoffice ein geeignetes Instrument ist. Es können Frühindikatoren definiert werden, damit man rechtzeitig merkt, wenn ein Prozess nicht mehr richtig funktioniert. Wenn das realisiert ist, müssen die Arbeitsverträge entsprechend angepasst werden, denn ohne Anpassung tritt automatisch nach einer bestimmten Zeit das Gewohnheitsrecht in Kraft.
Wer die Vorteile des Homeoffice nutzen will, wird auch mit dem temporären Arbeitsplatz leben müssen. Zur zukünftigen Zusammenarbeit braucht es Einzelgespräche, in denen auch die Controllinginstrumente abgestimmt werden. Die zukünftige Arbeitsplanung kann dabei von individuellen Treffen im Büro, über alle Personen bzw. alle Personen einer Abteilung an einem bestimmten Tag im Büro bis hin zu häufigeren Treffen besonderer Kreativteams erfolgen, die entweder in Stabsfunktion oder als Vertreter der verschiedenen Bereiche helfen, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Wenn solche Konzepte umgesetzt werden, funktioniert Homeoffice, schafft Freiräume für alle Beteiligten und hilft, die angespannte Situation der knappen teuren Büroflächen abzubauen.
(Quelle: Presseinformation von Königskonzept)
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