Wirtschaft
© pixabay.com/Gerd Altmann
22.02.2022

Befreiungsschlag bei Digitalisierung bleibt weiter aus

Befreiungsschlag bei Digitalisierung bleibt weiter aus

Die Corona-Krise hat der Digitalisierung in den Betrieben in Deutschland einen spürbaren Schub gegeben. Trotz größerer Anstrengungen sieht die deutsche Wirtschaft sich aber weiterhin nur im Mittelmaß. Das ist das Ergebnis der Digitalisierungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter knapp 4.300 Unternehmen der Breite der Wirtschaft. Danach hindern vor allem Engpässe bei der digitalen Infrastruktur, ein Mangel an IT-Fachkräften und -Kompetenzen sowie fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen die Betriebe aktuell daran, ihre Digitalisierungsprojekte schneller voranzutreiben.

„Viele Unternehmen haben ihre Digitalisierungsbemühungen im vergangenen Pandemie-Jahr intensiviert. Sie haben Prozesse, Dienstleistungen und Produkte umgestellt“, sagt Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung. „Das ist ein sehr erfreuliches Zeichen.“ Als wichtigste Motive nennen die Unternehmen die Flexibilisierung des Arbeitens (51 Prozent) und die Erhöhung der Kundenbindung (40 Prozent). Trotzdem schätzen sie den eigenen Stand der Digitalisierung – unverändert zum Vorjahr – nur als befriedigend ein (Durchschnittsnote: 2,9). Die Informations- und Kommunikationsbranche bewertet sich mit einer Note von 2,1 im Vergleich zu anderen Branchen am besten, gefolgt von der Finanzwirtschaft (Note 2,6) und den sonstigen Dienstleistern (Note 2,9).

© DIHK
© DIHK
Unternehmen treiben digitale Prozesse weiter voran

Während der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen ihre Arbeitsabläufe digitalisiert. Flexibleres Arbeiten zählt für die befragten Betriebe branchenübergreifend zu den Hauptmotiven für die digitale Transformation. Auch sich verändernde Kundenbedürfnisse wirken als Treiber der Digitalisierung – vor allem in Branchen, in denen sich digitale Plattformen in den vergangenen Jahren stark verbreitet haben. Dazu zählen beispielsweise die Finanzwirtschaft, der Handel und das Gastgewerbe. Die Betriebe nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung auch immer häufiger zur Realisierung von Kosteneinsparungen , der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen.

© DIHK
© DIHK
Kosten, großer Zeitaufwand und Fachkräftemangel erschweren digitale Transformation

Die Herausforderungen, denen sich die Betriebe stellen müssen, sind zahlreich: 36 Prozent geben an, dass ihnen die zeitlichen Ressourcen fehlen, um sich neben dem unternehmerischen Geschäft stärker der Digitalisierung zu widmen. In hohen Kosten sehen 34 Prozent der Unternehmen ein Hindernis. „Durch die Pandemie haben zwar viele Betriebe das Tempo bei der Digitalisierung angezogen. Sie führt aber auch zu Problemen bei der Finanzierung der Vorhaben. Pandemiebedingte Umsatzrückgänge machen sich hier bemerkbar“, sagt Nothnagel. Zeit und Kosten fallen bei kleinen und mittleren Unternehmen nochmal stärker ins Gewicht als bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Letztere bewerten dagegen die Komplexität bei der Umstellung vorhandener Systeme und Prozesse als größte Herausforderung.

Zudem wirken sich der Mangel an IT-Fachkräften und fehlende digitale Kompetenzen negativ auf das Tempo der Digitalisierung aus. Die Betriebe stehen vor der Aufgabe, ihre eigenen Mitarbeitenden und Führungskräfte fit für die digitale Zukunft zu machen. Nothnagel: „Viele Unternehmen haben erkannt, dass eine erfolgreiche Transformation ein digitales Mindset braucht. Zwei Drittel der Unternehmen sehen hier Aufholbedarf.“ Zudem müssen aus Sicht der Betriebe Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien (57 Prozent) sowie bei den Themen Daten (46 Prozent) und IT-Sicherheit (45 Prozent) ausgebaut werden.

© DIHK
© DIHK
Betriebe brauchen Unterstützung bei der digitalen Aufholjagd

Aus Sicht der Unternehmen fehlt es aber auch an den richtigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche digitale Transformation. Die unzureichende digitale Infrastruktur bremst die deutsche Wirtschaft enorm aus. Zwar sind im Vergleich zur Vorjahresumfrage Verbesserungen erkennbar, knapp 30 Prozent aller Betriebe klagen aber noch immer über einen schlechten Zugang zu schnellem Internet. „Der Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur hat für die Betriebe in Deutschland höchste Priorität", so Nothnagel. „Es ist wichtig, die Lücke in der digitalen Infrastruktur schnell zu schließen. Auch, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.“

Außerdem wünschen sich die Unternehmen von der Politik mehr Unterstützung bei Digitalisierungsvorhaben und einen besseren Zugang zu Fördermitteln (40 Prozent), um innovative Technologien und neue Geschäftsmodelle schneller umsetzen zu können. Nothnagel: „Den Unternehmen fehlt es zudem an klaren regulatorischen Rahmenbedingungen. Diese sind dringend notwendig, um rechtliche Unsicherheiten abzubauen und helfen dabei, mutiger bei der Einführung neuer digitaler Technologien zu werden.“

(Quelle: Presseinformation des DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.)

Schlagworte

DigitalisierungWirtschaft

Verwandte Artikel

29.06.2024

Nehmen Chefs ihre Geräte wichtiger als ihre Mitarbeitenden?

Weil Maschinen ihre Arbeit zuverlässig erledigen, investieren einige Firmenverantwortliche Unmengen in ihre Gerätschaften. Personal klassifizieren sie als Kostenblock. Is...

Automatisierung Digitalisierung Fachkräftemangel Mitarbeiterführung
Mehr erfahren
Marek Borgstedt setzt Jan Blatt (v.r.n.l.) an die Spitze des Factory Excellence Networks.
27.06.2024

Factory Excellence Network bekommt neue Spitze

Das Factory Excellence Network stellt mit Jan Blatt einen neuen Geschäftsführer vor. Er löst Netzwerk-Gründer Markus Kreisle ab. Die eingespielte Kollaboration des Netzwe...

Automatisierung Digitalisierung Fertigung Produktion Wertschöpfung
Mehr erfahren
25.06.2024

Transfer und Normung sichern Ideen für den Fortschritt

„Wenn am Ende die Praxis nicht funktioniert, weil die Normung fehlt, haben wir nichts gewonnen. Deshalb ist die Zusammenarbeit von DIN, DKE und AiF [...] so wertvoll“, so...

Digitalisierung Forschung Mittelstand Normung
Mehr erfahren
23.06.2024

Call for Papers für die Tagung ROBOTER 2025

Die Tagung ROBOTER 2025 findet am 18. und 19. Februar 2025 in der Schwabenlandhalle in Fellbach statt. Ab sofort können Vorträge für die Veranstaltung eingereicht werden....

Additive Fertigung Automation Cloud Robotics Cobots Cybersicherheit Digitalisierung Energieeffizienz Fügetechnik Handwerk Industrie Industrieroboter KI Kosteneffizienz Robotik Schweißtechnik
Mehr erfahren
08.06.2024

VDI-Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ will Wirtschafts- und Technologiestandort stärken

Experten aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft wollen die positive Zukunft Deutschlands gestalten. Auf der Agenda stehen unter anderem Themen wie die Versorgung Deut...

Technologie Technologiestandort Deutschland Wirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland
Mehr erfahren