Kommentar
Igor Mikulina, Präsident der IFF, Vorsitzender des Vorstands des Industry Business Network 4.0 e.V. und Geschäftsführer der MicroStep Europa GmbH - © MicroStep
07.09.2023

„Ziel ist eine flächendeckende Vernetzung der Industrie“

„Aussteller kündigen an“: Das in diesem Artikel erwähnte Unternehmen ist Aussteller auf der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2023.

Sie finden das Unternehmen auf der Messe in Halle 6, Stand 6D22.
SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2023

„Ziel ist eine flächendeckende Vernetzung der Industrie“

Der Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Industrie ermöglicht es, die Zukunft der digitalen Fabriken zu gestalten und relevante Handlungsempfehlungen zu definieren. Basierend auf der langjährigen und engen Zusammenarbeit von Maschinen- und Anlagenbauern, Komponentenherstellern, Softwareentwicklern sowie Vertretern aus Wissenschaft und Politik im Verband Industry Business Network 4.0 e.V. wurde die IndustryFusion Foundation (IFF) gegründet. Igor Mikulina, Präsident der IFF, erklärt im Interview, warum der finale Schritt in Richtung Industrie 4.0 unabdingbar ist.

Was werden Sie auf der Messe SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2023 präsentieren?

Igor Mikulina: In erster Linie erwarten die Besucher neue technische Lösungen und noch effizientere Anlagen. Und die werden eigentlich dringend benötigt: Wir sehen gerade bei den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland oft veraltete Technik. Die Digitalisierung kommt hier sehr schleppend voran. Oft sind einfach nicht die Möglichkeiten für technologische Neuanschaffungen gegeben. Darunter leidet auch die digitale Transformation.

© MicroStep
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Deshalb machen wir uns Gedanken, wie eine Umstellung ermöglicht werden kann. Wir wissen beispielsweise, dass es im Bereich der Lasertechnologie einen großen Nachholbedarf gibt: Der Faserlaser spart bis zu 70 % Energie gegenüber einem CO2-Laser. Trotzdem gibt es in kleinen europäischen Betrieben viele CO2-Laser, die sehr viel Energie kosten. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit. Unser Ziel ist es, moderne Technologie in Kombination mit revolutionären digitalen Lösungen in diese Betriebe zu bringen. Da geht es auch viel um Finanzierung.

Auf der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN möchten wir zeigen, wie die neuen Technologien auf dem Markt umsetzbar sind: Gerade durch die Digitalisierung und Industrie 4.0 haben wir die Möglichkeit, mit Daten hochsicher Assets zu beschreiben und zu überwachen. Investorenseitig arbeiten wir zum Beispiel mit dem Anbieter einer Finanzplattform zusammen, um „Equipment as a Service“- oder „Software as a Service“-Lösungen zu ermöglichen. Das heißt ganz einfach: Als KMU kann man die alte Technologie verkaufen und dann unsere neue mieten. Diese neue, hocheffiziente Technologie bringt Energieersparnis und viele neue Funktionen. Im Grunde finanziert das produzierende Unternehmen mit den Vorteilen der Technologie die Miete. Bei einer hohen Auslastung zahlt man mehr, bei einer niedrigen Auslastung weniger. Diese Flexibilität in der Maschinenfinanzierung ist der Kern.

© IFF
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Wie genau sieht das aus?

Um beim Beispiel Zuschnitt zu bleiben: Viele Betriebe haben nicht die Auslastung für eine ganze Schicht, sondern schneiden nur gelegentlich. Dann tun sie sich auch schwer mit einer Investition. Oft entscheiden sie sich dann für vermeintlich günstige Produkte ohne hinreichenden Service und Support, mit denen sie sich im Endergebnis allerdings selbst schaden.

Die Lösung ist „Sharing Economy“. Die digitale Vernetzung der Betriebe gibt dafür Sicherheit – finanziell und wirtschaftlich. Das ist unser zweites großes Messethema. Wir müssen den kleinen Betrieben die neue Technologie anbieten, um Energie zu sparen, effizienter zu arbeiten. Aber gleichzeitig müssen wir die Möglichkeit bieten, sich durch einfache Vernetzung von Anlagen hochsicher an anderen Aufträgen zu beteiligen, um die Maschinen besser auszulasten. Studien zeigen, dass man durch intelligente Technologien zudem den Material- und Verschleißteilverbrauch deutlich senken kann. Dadurch könnten in der Summe Milliarden eingespart werden.

Wie steht der deutsche Mittelstand zur Digitalisierung?

Der Wille ist da. Wir haben im Netzwerk der IFF auch einige Digitalisierer, die versuchen, auf die alte Art und Weise Maschinen zu vernetzen. Das sind zwar proprietäre Lösungen, sie können sich aber gar nicht vor Anfragen retten. Das Problem ist: Wie hoch ist die Effizienz von so einer Abbildung der Produktion? Wir brauchen Industrie 4.0. Der aktuelle Ansatz in der Branche liegt eher bei „Industrie 3.5“. Das ist im Grunde im Kleinen das, was die Automobilindustrie schon seit vielen Jahren macht. Der Bedarf ist da. Alle stehen unter Druck in Bezug auf Energiekosten und Produktionseffizienz. Wir müssen perspektivisch schneller und günstiger liefern, um überhaupt im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Wir stehen unter ungeheurem Wettbewerbsdruck, der stetig zunimmt. Da kann die Digitalisierung helfen, beispielsweise auch beim Thema Fachkräftemangel.

© MicroStep
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Sind die Anfragen nach Industrie 4.0 durch die Energiekrise gestiegen?

Definitiv. Wir haben eine vernetzte Anlage entwickelt. Das haben Partner wie Intel, im Rahmen von deren Programm „Rise 2030“, ermöglicht. Lieferketten können so deutlich verkürzt werden. Intel unterstützt uns in der Entwicklung mit der Technologie. Die Anlagen setzen wir aber natürlich mit noch weiteren Partnern aus dem IFF-Netzwerk um, auch mit dem DVS arbeiten wir eng zusammen. Ziel ist es, eine intelligent vernetzte Produktion abzubilden.

Ein digitaler Zwilling eines Bauteils hat beispielsweise große Vorteile. Wenn diese Daten standardisiert semantisch nutzbar werden, kann ich die Prozesse viel effizienter gestalten. Das heißt, es ist nicht nur Ersparnis durch neue Technologie. Vielmehr geht es darum, wie ich meine Produktion planen und anbinden kann an Lieferketten, wie ich Strom, Material kaufen kann, wie ich es nutze usw.

Heute bekommt ein kleiner Betrieb einen Auftrag und kann ihn nicht richtig kalkulieren. Er hat nicht die Grundlagen dafür, weil er beispielsweise aus einer großen teuren Platte nur ein paar Teile ausschneidet. Der Rest landet dann irgendwo im Hof auf dem Haufen. Somit arbeitet das Unternehmen im Minus, also unwirtschaftlich. Durch die Vernetzung können wir ihm unter die Arme greifen. Wir liefern ihm Technologie, die „Industry Fusion Ready“ ist. Diese Anlagen verfügen dann über Schnittstellen und Datenverwaltung mit digitalem Zwilling, um in der „Sharing Economy“ eingebunden zu werden.

Wir haben in Europa ein Riesenpotential und gleichzeitig einen Riesenbedarf an neuen Technologien, um effizienter zu arbeiten, um Energie zu sparen, aber das muss finanziert werden. Auf der anderen Seite haben wir einen Überfluss an Geld bei großen Banken und Investoren, die sich aber nicht trauen, in die heterogene Landschaft bei KMUs zu gehen. Sie haben Angst, dass Aufträge nicht reinkommen und schlussendlich vor Zahlungsunfähigkeit. Dafür brauchen wir Industrie 4.0.

© MicroStep
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Welche Lösungen fokussieren Sie im Rahmen der Digitalisierungs-Rallye auf der Messe?

Generell ist es aus unserer Sicht fantastisch, dass es eine Messe gibt, die Digitalisierung nicht als Slogan über ihr Event schreibt, sondern an uns herangetreten ist, um das Ganze konkret mit Leben zu füllen. Der Gedanke ist: wie kann man Digitalisierung für die Beteiligten erlebbar machen? Das ist keine eine Rallye unserer Stiftung für Stiftungsmitglieder, sondern eine Rallye, an der sich ALLE beteiligen können, die digitale Lösungen anbieten. Wir als IFF wollen, gemeinsam mit der Messe Essen und dem DVS, allen, die sich für Digitalisierung engagieren eine Bühne bieten. Selbstverständlich laden wir in diesem Kontext Hersteller und Anwender ein, sich unser Lösungskonzept IFF, vorwettbewerblich und übergreifend, anzuschauen.

© MicroStep
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Wie kann ich mir das als Messebesucher vorstellen?

Ich habe die offizielle Messe-App und bekomme hier eine Aufforderung an der Rallye teilzunehmen, mit dem Slogan „Lernen und gewinnen“. Dann gehe ich in die Rallye rein und stelle nach Themengebieten für mich interessante Stationen zusammen. MicroStep hat beispielsweise eine digital vernetzbare Schneidanlage. Ziel ist es, zu zeigen, welche Vorteile das Ganze bringen kann: Wir arbeiten mit Visualisierung, mit QR-Codes, mit denen ich an den einzelnen Objekten Beispiele abrufen kann. Die IFF hat das Ziel der Vernetzung – nicht nur von Anlagen, sondern auch von Unternehmen und Mittelstand.

Die Entwicklung ist rasant: Aktuell testen wir in unseren DemoLabs die im Rahmen unserer Stiftung entwickelte Open-Source-Vernetzungslösung IndustryFusion. Im kommenden Jahr werden wir dann bereits ins Feld gehen und industrietaugliche, fertige Lösungen bieten, die es auch kleinen und mittleren Unternehmen erlauben, ihre Fertigung auf ein neues Level zu heben.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Quelle: DVS Media GmbH)

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