Research
Beim Punktschweißen von verzinkten Stahlbauteilen kann es zu Mikrorissen in den Verbindungsstücken kommen. Neue Forschungserkenntnisse geben Aufschluss zu den Ursachen. - © stock.adobe.com
11.09.2023

Ursachen von Rissen in verzinkten Hochleistungsstählen entdeckt

Ursachen von Rissen in verzinkten Hochleistungsstählen entdeckt: BAM-Forschung verbessert Sicherheit von Autoteilen

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat neue Erkenntnisse zu den Ursachen von Flüssigmetallversprödung (Liquid-Metal Embrittlement, LME) von Stählen gewonnen. Die Forschung konzentrierte sich auf zinkbeschichtete Hochleistungsstähle, die insbesondere in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Die Ergebnisse ermöglichen es, innovative Legierungslösungen zu entwickeln, die LME unterdrücken und so den Weg für einen breiten Einsatz in der Industrie ebnen können.

Zinkbeschichtungen sind unerlässlich, um Stähle vor Korrosion zu schützen. Dabei werden Stahlkomponenten in ein Bad aus geschmolzenem Zink bei Temperaturen von etwa 450 °C getaucht. Das Zink reagiert anschließend mit der Oberfläche des Stahls und bildet eine robuste Zinkschicht auf der Oberfläche, die ausgezeichneten Korrosionsschutz bietet und die Lebensdauer des Stahls verlängert.

Rissbildung stellt Automobilindustrie vor Herausforderungen

Doch beim Schweißen der einzelnen Verbindungsstücke kann die Zinkbeschichtung zu Mikrorissen an den Stahlteilen führen. „LME ist ein seit Jahrzehnten bekanntes Problem, das auch bei verzinkten Stählen auftritt“, so Prof. Robert Maaß von der BAM. Das ist gerade in der Automobilindustrie eine Herausforderung, wo Fahrzeugkarosserien bis zu 5.000 Punktschweißnähte aufweisen, und die Integrität der verwendeten Materialien wichtig ist, um Sicherheitsrisiken zu minimieren.

Um präzisere Vorhersagen zur Rissanfälligkeit zu treffen und präventive Maßnahmen ergreifen zu können, ist ein tieferes Verständnis der Mechanismen der Flüssigmetallversprödung entscheidend. Neue Methoden zur Materialcharakterisierung und Simulationstechniken können dazu beitragen, die Ursachen zu identifizieren und Lösungsansätze zu entwickeln.

© stock.adobe.com/stockddvideo
© stock.adobe.com/stockddvideo
Innovative Forschungsmethode soll Stähle langlebiger machen

Forscherinnen und Forscher der BAM haben sich daher auf die Untersuchung der frühen Stadien der Flüssigmetallversprödung konzentriert. Hierbei lag der Fokus auf der Struktur, Thermodynamik und Atomistik an den Grenz- und Oberflächen des Stahls. Sie haben einen innovativen Ansatz entwickelt, der elektronenmikroskopische Untersuchungsmethoden mit computergestützten Simulationsmodellen, u.a. der sogenannten dichtebasierten Phasenfeldtechnik, die an der BAM entwickelt wird, kombiniert, um Defekte zu erklären.

Mit Hilfe dieser Herangehensweise hat das Forscherteam entdeckt, dass an den Schnittstellen zwischen den Körnern des Stahls intermetallische Phasen gebildet werden, bevor Mikrorisse auftreten. Diese Phasen entstehen, wenn sich Zink an den Kornrändern anreichert. Dadurch wird der Stahl erheblich geschwächt. Mit dieser Erkenntnis werden nun Ansätze verfolgt, in denen die Zinkanreicherung und Phasenbildung kontrolliert werden, um damit die Flüssigmetallversprödung zu verhindern.

„Unsere Erkenntnisse ermöglichen es, LME-resistente, fortschrittliche Hochleistungsstähle zu entwickeln, die langlebiger und ressourceneffizienter sind", resümiert das Team um Robert Maaß, Reza Darvishi Kamachali und Tilmann Hickel. „So leistet unsere Forschung einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und energieeffizienten Automobilproduktion.“

Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit den Partnern ArcelorMittal Global Research, General Motors, dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung und dem Department of Materials Science and Engineering der University of Illinois durchgeführt, und kürzlich von dem American Iron and Steel Institute (AISI) mit einem Preis gewürdigt.

(Quelle: Presseinformation der Bundesanstalt für Materialforschung BAM)

Schlagworte

AutomobilbauFlüssigmetallversprödungHochleistungsstähleKarosseriebauPunktschweißenSchweißenSchweißtechnik

Verwandte Artikel

DVS Group
31.08.2024

Wachstumsmotor Schweißtechnik: Produktionswert legte 2023 zu

Die Schweißtechnik hat im vergangenen Jahr ihren Produktionswert um 9,9 Prozent gesteigert.

Hilfsstoffe Schweißtechnik Schweißzusätze Wirtschaftsstandort Deutschland
Read more
Beim Ultraschallfügen verbinden sich Holz und Grundbauteil durch Reibungshitze.
31.08.2024

Klebstofffreie Verbindung von Holz und Metall

Forschenden der TU Graz gelang es mittels 3D-Drucktechnik und Ultraschall, den nachwachsenden Rohstoff Holz mit Metall und Kunststoff-Verbundwerkstoffen extrem fest zu ve...

3D-Druck Additive Fertigung Additive Manufacturing Addjoining Automobilbau Fahrzeugbau Flugzeugbau Fügetechnik Holz Kunststoff-Verbundwerkstoffe Kunststoffe Metall Ultraschall Ultraschallfügen
Read more
28.08.2024

Update: Richtlinie DVS 2212-1 „Prüfung von Kunststoffschweißern für den Anlagenbau“

Mit Ausgabedatum August 2024 erscheint die Richtlinie DVS 2212-2 „Prüfung von Kunststoffschweißern für den Anlagenbau“ in einer neuen Fassung.

Apparatebau Behälterbau Fachkräftequalifizierung Fertigung Heizelement-Muffenschweißen Heizelement-Stumpfschweißen Heizwendelschweißen Infrarotschweißen Instandsetzung Kunststoffe Kunststoffschweißen Rohrleitungsbau Schweißtechnik Warmgas-Extrusionsschweißen Warmgas-Fächelschweißen Warmgas-Ziehschweißen Wulst- und Nutfreies Schweißen
Read more
Die Graebener® 2-Seiten-Plattenfräsmaschine wurde zur Kundenvorabnahme im Graebener® Werk teilvormontiert. Hier sieht man unter anderem die Einlaufseite, über die die Bleche in die Maschine befördert werden.
26.08.2024

Simultanes Fräsen bei der Herstellung von Offshore-Versorgungsplattformen

Graebener liefert seine Frästechnologie zusammen mit der Ingenieurtechnik und Maschinenbau GmbH erstmalig an die malaysische Werft Malaysia Marine & Heavy Engineering, di...

Blechbearbeitung Fräsen Maritime Technik Maschinenbau Metallbearbeitung Schweißnahtvorbereitung Schweißtechnik Sondermaschinenbau
Read more
25.08.2024

Erfassung und Optimierung des CO₂-Fußabdrucks beim Schweißen

Dr.-Ing. Sascha Rose hat sich intensiv damit befasst, wie die CO₂-Emissionen von MSG-Schweißungen erfasst und reduziert werden können. Seine Ergebnisse stellt er auf dem...

CO₂-Fußabdruck MSG Schweißen Ökobilanz Schneidtechnik Schweißtechnik
Read more