Anwenderbericht
Beim Schruppen des großen Bauteils produziert der Hochvorschubfräser GoldSFeed von INGERSOLL 13 Tonnen Späne in knapp 26 Stunden. - © Windschiegl
25.05.2023

13 Tonnen Späne für ein Bauteil

13 Tonnen Späne für ein Bauteil

Das Produktspektrum der Windschiegl Maschinenbau GmbH in Windischeschenbach reicht von Kleinteilen mit Abmessungen von wenigen Millimetern bis hin zu sehr großen Bauteilen, deren Gewicht bis zu 140 Tonnen erreichen kann. Hohe Präzision ist in jedem Fall verlangt. Als für ein Werkstück 13 Tonnen Stahl zerspant werden mussten, war der Hochvorschubfräser GoldSFeed der INGERSOLL WERKZEUGE GMBH gefragt.

Der Firmensitz von Windschiegl liegt etwas abgelegen außerhalb der Ortschaft, ist aber nicht zu verfehlen, wenn man sich am 83 m hohen Bohrturm orientiert, der gleich gegenüber den beiden Werkshallen weithin sichtbar ist. Für ein geowissenschaftliches Forschungsprojekt wurde hier 1994 eine Bohrtiefe von 9.101 m erreicht. Mit der Rekordbohrung hatte Windschiegl nichts zu tun, doch denkt man in diesem Unternehmen ebenfalls in großen Dimensionen.

1990 begann man ganz klassisch mit einer Lohnfertigung für Drehen und Fräsen in einer Garage. Im Laufe der Jahre ist das Unternehmen zu einem facettenreichen Industriebetrieb gewachsen, der mit 70 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 12 Millionen Euro macht. Auf dem Gelände am Bohrturm entstand 2009 ein Neubau für die Großteilefertigung, der wenige Kilometer entfernte Gründerstandort wird weiter genutzt. 2008 kam Martin Höck ins Unternehmen, zunächst als angestellter Geschäftsführer, in 2011 wurde er alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer.

Für besonders große Bauteile benötigt Windschiegl den kompletten Verfahrweg von  20 Metern. Ansonsten können auch mehrere Werkstücke gleichzeitig gerüstet werden. - © Windschiegl
Für besonders große Bauteile benötigt Windschiegl den kompletten Verfahrweg von 20 Metern. Ansonsten können auch mehrere Werkstücke gleichzeitig gerüstet werden. © Windschiegl
Full-Liner im Maschinenbau

Höck bezeichnet Windschiegl gerne als „Full-Liner im Maschinenbau“. Mit dem Begriff, der ursprünglich von großen Landtechnik-Herstellern geprägt wurde, beschreibt er des umfangreiche Herstellungsportfolio seines Unternehmens. „Es gibt kein Fertigungsverfahren, das nicht bei uns im Haus vorhanden ist“, so Höck. Als Lohnfertiger bewegt sich Windschiegl in den Bereichen Großteilefertigung, Maschinenbau, Verzahnungen und Nockenwellen. Diese vier Segmente sind mit entsprechenden Maschinen ausgestattet und verfügen auch über Backup-Lösungen, um auch immer Fertigungsspitzen bedienen zu können.

Die Schlagkraft des Fertigers aus Windischeschenbach nutzen auch viele namhafte Weltmarktführer aus ganz Europa, um hier Bauteile in allen Größen produzieren zu lassen. Einen Schwerpunkt bildet der Maschinen- und Anlagenbau. Ein weiterer starker Bereich ist Mobilität und Transport mit Bauteilen für PKW, Motorräder, Nutzfahrzeuge und Eisenbahn. Auch aus der Gesundheits- und Nahrungsmittelindustrie sowie dem Energiebereich kommen Kunden. Mit ihrem Knowhow ist Windschiegls Konstruktionsabteilung in der Lage, Projekte zu unterstützen. Produziert werden vorwiegend Einzelteile und kleinere Serien, automatisierte Fertigung findet nicht statt.

Die größten Fräsmaschinen Europas

Für die Großteilefertigung stehen in Windischeschenbach die größten Fräsmaschinen, die es für derartige Bearbeitungen in Europa gibt. Die größte von ihnen, eine Zayer GMCU 20000, bietet Verfahrwege von 20.000 x 7.500 x 2.950 mm. Der Durchlass dieser Portalmaschine liegt bei einer Breite von 4,80 m. Die Maschine ermöglicht das Handling von Bauteilen bis zu 140 t. Bei deren Kauf gehörte INGERSOLL zu den Erstausstattern für die Werkzeuge. „Die große Erfahrung, die INGERSOLL im Bereich der Zerspanung von Großteilen hat, konnten wir gleich mithineinnehmen“, erläutert Martin Höck. Der Windschiegl-Geschäftsführer war früher in einer Großteilefertigung tätig und hat mit dem Werkzeughersteller aus Haiger seit über 25 Jahren gute Erfahrungen gemacht. Daher platzierte er die Werkzeuge jetzt auch in seinem eigenen Unternehmen.

Arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen: Martin Höck, geschäftsführender Gesellschafter Windschiegl (links) und Udo Stangl, technischer Berater INGERSOLL. - © Windschiegl
Arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen: Martin Höck, geschäftsführender Gesellschafter Windschiegl (links) und Udo Stangl, technischer Berater INGERSOLL. © Windschiegl

Bearbeitet wurde mit einer Schnittgeschwindigkeit von 200 m/min bei einer Schnitttiefe von 1,5 mm. Mit der gewählten Drehzahl von 640 U/min erreichte man einen Vorschub von gut 10.000 mm/min. Das Zerspanen von 13 t Stahl dauerte damit knapp 26 Stunden. „Der Hochvorschubfräser GoldSFeed ist eine Standardlösung, die wir seit vielen Jahren anbieten. Vor diesem Hintergrund musste bei Windschiegl nichts mehr in der Fertigung optimiert werden“, erläutert Udo Stangl, technischer Berater bei INGERSOLL. Es ging hier allein darum, möglichst viel und schnell zu zerspanen, die einzige Herausforderung war die enorme Größe des Bauteils. In anderen Fällen hat Stangl auch schon komplette Prozesse für den Kunden ausgelegt oder ihn vor Ort bei der Einführung neuer Strategien oder dem Test neuer Werkzeuge unterstützt. In besonderen Fällen wurde auch das TechCenter in Haiger involviert.

Werkzeuge von INGERSOLL will Windschiegl künftig auch verstärkt in seiner Verzahnungstechnik einsetzen. Aktuell steht das Wälzschälen auf einer Fünf-Achs-Maschine im Fokus. Hier sind mehrere Projekte geplant, welche die beiden Unternehmen gemeinsam umsetzen möchten.

(Quelle: Ingersoll Werkzeuge GmbH)

Schlagworte

AnlagenbauFräsenGroßteilefertigungMaschinenbauNockenwellenStahlVerzahnungWerkzeugeZerspanung

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