AHK World Business Outlook Herbst 2023: Licht und Schatten im internationalen Geschäft
Die deutschen Unternehmen spüren aktuell auch an ihren internationalen Standorten eine insgesamt abgekühlte Konjunktur. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen bauen sie ihr weltweites Engagement derzeit jedoch in vielen Märkten aus.
„Wir erleben gerade eine sehr intensive Phase mit viel Licht und viel Schatten im internationalen Geschäft“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bei der Vorstellung des AHK World Business Outlook für Herbst 2023, bei dem die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und die deutschen Auslandshandelskammern weltweit die Einschätzungen von mehr als 3.600 deutschen Unternehmen an ihren jeweiligen Standorten eingeholt haben. Danach erwarten aktuell 22 Prozent der Unternehmen eine bessere konjunkturelle Entwicklung an ihren jeweiligen Standorten, während 28 Prozent mit einer Abkühlung rechnen.
International immerhin „eine gewisse Aufbruchstimmung"“
„Anders als in Deutschland sehen wir bei den deutschen Unternehmen im Ausland immerhin eine gewisse Aufbruchstimmung“, so Treier. „Die Unternehmen kämpfen zwar auch an anderen Standorten mit schwieriger Konjunkturlage, allerdings mit weniger strukturellen Herausforderungen als hierzulande. An manchen Standorten profitieren sie sogar sehr stark von günstigeren Investitionsbedingungen. Doch auch dort spüren sie zusätzliche Belastungen, allen voran durch das weiterhin hohe Zinsniveau. Das ist insbesondere in der Eurozone und den USA so“, analysiert Treier. „Auch die ausgeprägte Nachfrageschwäche Chinas sowie geopolitische Risiken schlagen negativ auf die Geschäfte der global agierenden deutschen Unternehmen durch.“
Die Geschäftslage der Unternehmen bleibt mittelmäßig, variiert jedoch je nach Region. Während die Unternehmen aktuell in Europa noch von einer recht guten Geschäftslage berichten, sind ihre Erwartungen für die künftigen Geschäfte hier deutlich pessimistischer. Die schwächelnde deutsche Wirtschaft und strukturelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel und hohe Bürokratie belasten die Stimmung der Unternehmen auf dem Kontinent.
Hingegen zeigen sich die Unternehmen an ihren nordamerikanischen Standorten konstant optimistisch, mit positiven Geschäftslagen und sogar verbesserten Erwartungen. Auch im Asien-Pazifik-Raum (ohne Greater China) und in Süd- und Mittelamerika blicken die Unternehmen sehr zuversichtlich auf ihre Geschäftsentwicklung.
Hoffnungen in China nicht erfüllt
In China konnten sich die Hoffnungen auf eine Erholung der Nachfrage nach dem Ende der Null-Covid-Politik wiederum noch nicht bestätigen. Aktuell berichten die Unternehmen dort von überwiegend schlechten Geschäften. Auch für die kommenden Monate fallen die Geschäftserwartungen eher gedämpft aus, insbesondere aufgrund eines erwartet schwächeren Konsums.
Mit 46 Prozent der Nennungen ist auch weltweit für Unternehmen eine geringe Nachfrage das zentrale Geschäftsrisiko. Risiken im Zusammenhang mit der restriktiven Geldpolitik – wie schwankende Wechselkurse und Herausforderungen bei der Finanzierung – haben zudem leicht zugenommen und stellen damit beachtliche Risiken dar. Angebotsseitige Engpässe wie Lieferkettenstörungen oder hohe Energie- und Rohstoffpreise treten dagegen mittlerweile stärker in den Hintergrund.
Investitionsbereitschaft international deutlich höher als daheim
Trotz der weltweiten Krisen, aber auch angesichts großer struktureller Probleme an heimischen Standorten weiten deutsche Unternehmen im Ausland ihre Investitionen dort aus. Ein Drittel der Unternehmen (33 Prozent) plant in den kommenden zwölf Monaten höhere Investitionen (Frühjahr 36 Prozent), während ein Fünftel (20 Prozent) weniger investieren möchte (Frühjahr 17 Prozent). Insbesondere in Nordamerika, der MENA-Region und im Asien-Pazifik-Raum (ohne Greater China) planen die Unternehmen mit höheren Investitionsbudgets. In Europa und China zeigen sich die Unternehmen hingegen zurückhaltender.
Die weltweiten Investitionsabsichten der Unternehmen heben sich damit deutlich von denen in Deutschland ab: Laut der jüngst veröffentlichten DIHK-Konjunkturumfrage planen in den kommenden zwölf Monaten mehr Unternehmen mit einer Verringerung ihrer Investitionen als mit einer Ausweitung. „Diese Diskrepanz zwischen Investitionen im Inland und Ausland zeigt einmal mehr, dass Unternehmen hierzulande dringend verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen brauchen“, mahnt Treier.
Während die Marktgröße und Markterschließung für über die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) sowie die Kundennähe und Lokalisierung (35 Prozent) die Hauptgründe für Investitionen an ihren internationalen Standorten sind, spielen auch die Diversifizierung (18 Prozent) und Investitionsanreize (16 Prozent) für einen Teil der Unternehmen bei ihren Auslandsinvestitionen eine erkennbar wichtige Rolle.
Positive Stimmung im Asien-Pazifik-Raum
Die deutschen Unternehmen stehen vor Herausforderungen, aber sie sind entschlossen, ihre internationalen Aktivitäten auszubauen und Chancen in verschiedenen Märkten zu nutzen. Im Asien-Pazifik-Raum bescheinigen die Unternehmen vor allem Indien eine positive Entwicklung, nicht zuletzt auch, weil das Land von den Diversifizierungsabsichten der Unternehmen profitiert: „Die indische Wirtschaft entwickelt sich beachtlich gut. Unsere Mitgliedsunternehmen sind sehr optimistisch und haben große Investitionspläne für die nächsten Jahre”, sagt Stefan Halusa, Geschäftsführer der AHK Indien. „Auch wenn der indische Markt kein einfacher ist, sehen Unternehmen hier aufgrund des robusten Wirtschaftswachstums und hoher staatlicher Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur viele Chancen und bauen ihr hiesiges Engagement kräftig aus.“
Länder mit „fiskalischem Speck“ im Vorteil
Unterm Strich erwartet die DIHK für 2024 ein unterdurchschnittliches Weltwirtschaftswachstum von 2,5 Prozent (Durchschnitt letzte 20 Jahre: plus 3,6 Prozent). Die deutsche Wirtschaft profitiert davon nur geringfügig – die deutschen Exporte können, nach einem Rückgang um 0,5 Prozent in 2023, in 2024 nur um magere plus ein Prozent zulegen. DIHK-Außenwirtschaftschef Treier: „Jetzt zeigt sich, dass Länder, die in den vergangenen drei Dekaden einer eher reibungslosen Globalisierung sich auch ‘fiskalisch Speck’ auf die Rippen zugelegt haben, jetzt in den mageren Zeiten dennoch vermehrt Investitionsanreize schaffen können.“
(Quelle: Presseinformation der DIHK – Deutsche Industrie- und Handelskammer)
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