Digitalisierungsschub statt analogem Strohfeuer
Der durch die Corona-Krise ausgelöste Digitalisierungsdruck hat weite Teile der deutschen Wirtschaft unvorbereitet getroffen. Sechs von zehn Unternehmen (60 Prozent) sahen sich bei der Digitalisierung zu Beginn der Pandemie unter den Nachzüglern. Nur 36 Prozent zählten sich zu den Vorreitern. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom, die zu Jahresanfang erhoben wurde. Welche Wege die deutsche Wirtschaft aus der Krise führen und welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt, war das Thema einer Keynote von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der Anfang Juni beim Politischen Abend des Bitkom zu Gast war.
„Neben einem Konjunkturprogramm müssen wir auch strukturell die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verbessern. Dazu gehören Verbesserungen der IT-Infrastrukturen, Beschleunigung von Planungsverfahren und eine viel stärker digitalisierte Verwaltung. Wir müssen jetzt den durch die Krise ausgelösten Digitalisierungsschub nutzen, um die Digitalisierung konsequent weiter zu forcieren. Unser Ziel muss es sein, hier gegenüber anderen Ländern aufzuholen, damit Unternehmen künftig sicher auf Clouds zurückgreifen können, unsere Kinder in jeder Schulklasse qualitative hochwertige digitale Bildungsangebote in Anspruch nehmen können und Verwaltungsdienstleistungen digital zur Verfügung stehen“, sagte Altmaier mit Blick auf die Veranstaltung.
Bitkom-Präsident Achim Berg betonte vor dem Aufeinandertreffen die große Bedeutung der Digitalisierung für die Wiederbelebung der Konjunktur. „Die Corona-Krise ist ein Digital Turning Point. Unternehmen, die bereits zuvor auf Digitalisierung gesetzt haben, kommen besser durch die Krise. Die Pandemie ist ein letzter Weckruf an alle Unternehmer und Manager, genau jetzt in die Digitalisierung zu investieren, Produkte, Dienstleistungen und interne Prozesse von Grund auf neu und digital zu denken und ihr Unternehmen krisenfest, zukunftsfähig und digital aufzustellen.“ Altmaier und Berg waren sich darin einig, dass die staatlichen Konjunkturmaßnahmen einen digitalen Modernisierungsschub auslösen sollten, um das Land substanziell und langfristig voranzubringen.
„Digitalpakt Deutschland“: Politische Vorschläge des Bitkom
Für den Weg aus der Corona-Krise und die Zeit danach hat der Digitalverband Bitkom mit dem „Digitalpakt Deutschland: Aufschwung für Wirtschaft und Innovation“ Vorschläge vorgelegt um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Digitalisierung langfristig und nachhaltig zu voranzutreiben. Der Digitalpakt Deutschland verknüpft konjunkturelle Maßnahmen einerseits mit regulatorischen Maßnahmen andererseits zu einer echten Transformationsagenda. Dazu schlägt Bitkom unter anderem folgende Maßnahmen vor:
- einen Digitalgutschein, der die digitale und nachhaltige Transformation vor allem in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit jeweils bis zu 10.000 Euro gezielt fördert (Volumen: 5 Milliarden Euro)
- einen Homeoffice-Bonus, von dem mobil arbeitende Erwerbstätige steuerlich profitieren (Volumen: 5,7 Milliarden Euro)
- eine Konzertierte Aktion Verwaltungsmodernisierung, die der Digitalisierung des öffentlichen Sektors einen echten Schub gibt (Volumen: 1,5 Milliarden Euro)
- eine Offensive Schultransformation, die den Digitalpakt Schule gezielt ergänzt, einen Einstieg in die Verstetigung bildet und bedürftige Familien mit einem „digitalen Kindergeld“ von jeweils 300 Euro für IT unterstützt (Volumen: 2,3 Milliarden Euro)
- einen Infrastruktur-Boost, der nachhaltig bessere Bedingungen für Deutschlands Netze schafft und durch regulatorische Erleichterungen gezielt private Investitionen mobilisiert, etwa für den Glasfaserausbau und intelligente Verkehrswege (Volumen: 500 Millionen Euro).
Den ausführlichen Digitalpakt Deutschland können Sie sich hier herunterladen.
(Quelle: Presseinformationen des Digitalverbandes Bitkom)