Welche Fehler Unternehmen bei der digitalen Disruption machen
Alexandra Jankovich ist Managing Partner in der Amsterdamer Unternehmensberatung SparkOptimus und Autorin des Buches „Disruption in Action“. Im Interview erläutert sie, warum vielen Traditionsunternehmen Probleme haben, den digitalen Wandel zu meistern, und wie sich gegensteuern lässt.
Frau Jankovich, vielen Traditionsunternehmen gelingt der digitale Wandel nicht – warum?
Alexandra Jankovich: Der Erfolg hängt entscheidend davon ab, ob die Managerinnen und Manager aus der Chefetage als „Change Leader“ agieren oder nicht. Das ist leider häufig nicht der Fall: Wir schätzen, dass etwa drei Viertel der Unternehmen bei der digitalen Transformation scheitern. Denn die Digitalisierung stellt CEOs gleichzeitig vor drei neue Herausforderungen. Erstens: Disruptive neue Technologien mit großen Veränderungen des Geschäftsmodells bringen erhebliche Risiken mit sich. Zweitens sind umfangreiche Investitionen notwendig, die sich erst langfristig auszahlen. Und drittens gibt es keine bewährten, branchenüblichen Messgrößen, an denen man sich orientieren könnte.
Die Herausforderungen sind so groß, dass Manager versucht sind, die Lösung des Problems zu delegieren. Das führt in der Regel dazu, dass Unternehmen enorme Summen für neue Technologien ausgeben, die nicht funktionieren, und anschließend jemanden bezahlen, um das Problem zu lösen. Das führt niemals zum Erfolg. Bei der Digitalisierung muss sprichwörtlich die gesamte Besatzung an Deck sein – Firmenchef oder Chefin und das komplette Team.
Wie steht es um Traditionsunternehmen, die digitale Start-ups entwickeln oder aufkaufen? Ist diese Kombination nicht ideal, da beide voneinander lernen und sich gegenseitig helfen können?
Im Idealfall funktioniert das sehr gut. Im schlimmsten Fall allerdings hat man zwei Unternehmen – ein Start-up und einen "Riesen" – die völlig unterschiedliche Sprachen sprechen. Im Ergebnis verkümmert dann das Start-up, und das große Unternehmen verändert sich nicht.
Daran zeigt sich deutlich: Man kann nicht einfach dadurch digital werden, indem man ein Start-up kauft. Die Übernahme ist erst der Anfang.
Sind die von Ihnen empfohlenen Best-Practice-Beispiele auf alle Branchen übertragbar oder gibt es Unterschiede?
Es gibt grundlegende Prinzipien, die in allen Branchen anwendbar sind. Zum Beispiel geht es bei der Digitalisierung niemals um die Technologie als Selbstzweck. Vielmehr geht es darum, Leistungen für die Kunden zu verbessern.
Außerdem hat die Transformation immer einen Anteil von 80 Prozent, der bei den Menschen liegt, nur 20 Prozent entfallen auf die Technologie. Denn gerade bei den Menschen liegt die echte Komplexität. Die Auswahl der Software etwa ist in den einzelnen Branchen unterschiedlich, aber das ist im gesamten digitalen Wandel nur ein Detail.
Welche Rolle spielt die IT heutzutage bei der digitalen Transformation?
Die IT spielt hierbei eine Schlüsselrolle und benötigt deshalb die Unterstützung von den anderen Geschäftsbereichen. Wenn man die digitale Transformation vollständig an die IT-Abteilung delegiert – oder, noch schlimmer, an externe Berater – so wird sie scheitern. Erfolgreiche digitale Unternehmen arbeiten funktionsübergreifend, wobei alle Abteilungen zusammenarbeiten und die IT im Zentrum steht. Dies erfordert eine vollständige Umgestaltung des Unternehmens unter der Leitung der Unternehmensführung – deshalb sprechen wir in unserem neuen Buch auch so viel über Leadership und Menschen.
Das englischsprachige Buch „Disruption in Action“ von Alexandra Jankovich, Tom Voskes und Adrian Hornsby kann hier bei Amazon bestellt werden.
SparkOptimus mit Sitz in Amsterdam, Düsseldorf und Zürich ist eine führende europäische Unternehmensberatung, die 2010 gegründet wurde. Sie begleitet Kunden wie eBay, Nike, Unilever, Nestlé oder Heineken bei ihren digitalen Strategien.
(Quelle: Presseinformation von SparkOptimus)
Schlagworte
BeratungBuchDigitale TransformationDigitalisierungGestaltungInterviewLeadershipLernenStart-upsUnternehmen