Am 21. Mai feierte das Industriegase- und Engineering-Unternehmen Linde die offizielle Eröffnung einer neuen Luftzerlegungsanlage am Standort Röthenbach an der Pegnitz. Mit dem Neubau passt Linde seine Produktionskapazitäten an die starke Nachfrage nach Flüssigsauerstoff und Flüssigstickstoff in der Metropolregion Nürnberg sowie im Süden Deutschlands und angrenzenden Ländern an.
Die Anlage mit einem Investitionsvolumen von mehr als 50 Millionen Euro zählt zu den modernsten des Unternehmens und setzt Maßstäbe in Sachen Effizienz und Flexibilität. Auf dem 34.000 Quadratmeter großen Areal wird neben Flüssigsauerstoff und Flüssigstickstoff auch Trockeneis produziert.
Viele Gäste, darunter Kunden und Geschäftspartner sowie Klaus Hacker, Bürgermeister der Stadt Röthenbach an der Pegnitz, waren der Einladung gefolgt. Die Anlage wurde von den Linde-Vorstandsmitgliedern Dr. Christian Bruch und Eduardo Menezes so wie von Jens Waldeck, Geschäftsleiter Linde Gas Region Zentral Europa, feierlich eröffnet.
Für das Unternehmen ist die neue Anlage eine Premiere: Weltweit ist sie die erste, die nach dem erfolgreichen Zusammenschluss der Linde AG und der Praxair lnc. zur Linde plc offiziell in Betrieb genommen wurde. ,,Das neue Unternehmen wird die Stärken von Linde und Praxair nutzen, um gemeinsam unseren Kunden ein noch umfassenderes Angebot an Produkten und Lösungen anzubieten", erklärte Jens Waldeck anlässlich der Eröffnung.
Die Luftzerlegungsanlage in Röthenbach an der Pegnitz zeichnet sich durch eine effiziente und flexible Betriebsweise aus, die rasche Anpassungen an den jeweiligen Produktionsbedarf erlaubt. Mit einer Nennleistung von ca . 30.000 Normkubikmetern Luft pro Stunde können täglich über 700 Tonnen Flüssiggase produziert werden. Gesteuert und überwacht wird die komplexe Technologie von Spezialisten im Linde Remote Operations Center (ROC) im sachsen-anhaltinischen Leuna. Sie arbeiten eng mit den qualifizierten Mitarbeitern vor Ort in Röthenbach a. d. Pegnitz zusammen.
Hintergrundinformation zu Luftzerlegungsanlagen:
Mit der Erfindung der Luftverflüssigung im Jahr 1895 legte Carl von Linde die Basis für die sogenannte rektifikative Luftzerlegung. Auch die neue Luftzerlegungsanlage in Röthenbach a. d. Pegnitz beruht auf diesem 1902 patentierten Verfahren. Umgebungsluft ist ein Gasgemisch aus Stickstoff (78%), Sauerstoff (21%), Argon (0,9%) und weiteren Edelgasen. Wird Luft verflüssigt, kann sie mittels Rektifikation in ihre Bestandteile zerlegt werden.
Kurzgefasst laufen dabei folgende Prozessschritte ab: Die Luft wird zunächst verdichtet und dann mit Wasser vorgekühlt in einem Adsorber von Feuchtigkeit und in der Luft enthaltenen Verunreinigungen wie Staub, Kohlendioxid und Kohlenwasserstoffe befreit. Anschließend wird die Luft durch Wärmeaustausch und Expansion so weit abgekühlt , dass sie sich teilweise verflüssigt. Dazu muss ein Temperaturbereich von -170 bis -193 °C erreicht werden. Erst dann kann die Zerlegung der flüssigen Luft erfolgen. Hierfür werden die unterschiedlichen Siedepunkte ihrer Bestandteile genutzt. Da die Siedepunkte verhältnismäßig nah beieinanderliegen (Sauerstoff -183 °C, Stickstoff -196 °C), muss die Destillation in einem mehrstufigen Prozess in einer Rektifikationssäule durchgeführt werden. Am kalten Kopf der Rektifikationssäule sammelt sich gasförmiger Stickstoff und am wärmeren Boden flüssiger Sauerstoff. Am Ende dieses Prozesses werden die flüssigen Gase aus der Rektifikationssäule entnommen und zur Weiterverwendung in Flüssigtanks gelagert.
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