Power-to-X: VDI startet technische Regelsetzung
Die VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (GEU) hat den Startschuss für die neue Richtlinienreihe VDI 4635 Power-to-X gegeben. Power-to-X bedeutet die Wandlung und Speicherung elektrischer Energie in einen Energieträger (Gas, Kraft- oder Rohstoff), Wärme (Power-to-Heat) oder ein Produkt (Grundstoff). Zu den Themen der neuen technischen Regel gehören u.a. die Wasserstofferzeugung, CO2-Abtrennung und Power-to-Chemicals bzw. Power-to-Liquids. Unter Einbindung von DVGW und Dechema entwickelt der VDI die benötigten Standards für einen wichtigen Pfeiler der Energiewende.
Nach der Energieform eingeteilt spricht man von Power-to-Gas, Power-to-Liquid oder Power-to-Heat. Durch die Interdisziplinarität des Fachgebiets und die noch junge Technologie existiert kein einheitliches System zur Vergleichbarkeit bezüglich Mess- und Nachweismethoden oder der Angabe und Bezeichnung von Systemparametern. Diese Lücke will der VDI mit der neuen Richtlinienreihe VDI 4635 Power-to-X schließen. Auch die Planung und Auslegung der von Anlagen wird VDI 4635 thematisieren.
Die Richtlinienreihe ist als Baukastensystem mit mehreren Teilen vorgesehen. Behandelt werden die die Einspeichertechnologien und Umwandlungspfade sowie die erforderlichen Komponenten. Im Detail betrachtet werden die Methanisierung, Wasserelektrolyse/ Wasserstofferzeugung, CO2-Abscheidung /-bereitstellung, Methanol-Synthese sowie Wasserbereitstellung und -entsorgung.
Eine Arbeitsgruppe zur biologischen und chemischen Methanisierung arbeitet bereits seit einem Jahr am Thema und wird voraussichtlich im ersten Quartal 2020 die Arbeit am ersten Teil der Richtlinienreihe abschließen können.
In der VDI-Richtlinienarbeit sind der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) sowie DECHEMA (Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.) eingebunden. Dadurch kann erreicht werden, Begriffe zu harmonisieren und Doppelarbeit zu vermeiden.
In dem Richtlinienausschuss sind ca. 40 Personen aus Forschungsinstituten, Universitäten, Anlagenbauern, Betreibern, Energieversorgungsunternehmen, Komponenten- und Anlagenherstellern beteiligt. Interessenten können gerne ihren Wunsch zur Mitarbeit im Richtlinienausschuss Power-to-X bei der GEU (geu@vdi.de) bekunden.
Fachliche Ansprechpartnerin im VDI:
Hintergrundinformation:
Auch in der Industrie kann Power-to-Gas die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Synthetische Gase können zum Beispiel bei der Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Ihr Vorteil ist, dass sie gespeichert werden und anders als Hochtemperatur-Wärmepumpen flexibel jedes benötigte Temperaturnievau bereitstellen können.
Auch bei der Stahlerzeugung kann erneuerbarer Wasserstoff die CO2-Emissionen senken, indem er anstelle von Kohlekoks zur Eisenreduktion genutzt wird. Power-to-Gas-Produkte können die prozessbedingten Treibhausgasemissionen im Industriebereich bis 2050 um ca. 75 Prozent gegenüber 2010 senken.
In der chemischen Industrie und Grundstoffindustrie kann klimaneutral erzeugter Wasserstoff Öl und Gas ersetzen, beispielsweise in der Kunststoffindustrie. Der Bedarf an Power-to-Gas, um diese Grundstoffe zu substituieren, wird auf 293 TWh im Jahr 2050 geschätzt.
(Quelle: dena – Deutsche Energie Agentur)
Schlagworte
Erneuerbare EnergienRegelwerkeStahlproduktionSynthetische Gase