Forschung
Forschen gemeinsam zum Laserauftragschweißen (v.l.): Dr.-Ing. Thomas Schopphoven (Leiter der Abteilung Laserauftragschweißen am Fraunhofer ILT), TIME-Geschäftsführer Dr. Ralf Polzin und Dr.-Ing. Andres Gasser (Projektinitiator und Senior Expert beim Fraunhofer ILT) - © Foto: Fraunhofer ILT
31.03.2022

TIME und das Fraunhofer ILT forschen über LMD Auftragschweißen

TIME und das Fraunhofer ILT forschen über LMD Auftragschweißen

TIME, das Technologie-Institut für Metall und Engineering, hat die Förderempfehlung für ein Forschungsprojekt erhalten, um zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT aus Aachen sowie brasilianischen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft eine hochproduktive Variante des Laserauftragschweißens zu entwickeln und gemeinsam mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zu industrialisieren.

Die Herstellung von Großbauteilen im Meterbereich, z.B. für Hydraulikkomponenten für die Schwerindustrie oder den Maschinenbau, ist oft mit einem enormen Ressourceneinsatz und Kosten verbunden. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen sollen diese Bauteile möglichst lange in Betrieb bleiben. Doch Schäden durch Verschleiß und Korrosion verkürzen ihre Lebensdauer erheblich.

Heute werden diese Bauteile durch metallische Beschichtungen von einigen hundert Mikrometern geschützt, die im Galvanik- oder thermischen Spritzverfahren aufgebracht werden. Diese Verfahren weisen jedoch erhebliche ökologische und technologische Mängel auf, die ihren Einsatz stark einschränken. Umweltschädliche Chemikalien, Lärmemissionen, hoher Brennstoff- und Materialverbrauch sowie begrenzte Korrosionsbeständigkeit und Schichtdefekte sind hier zu nennen.

Vorteile des Laserauftragschweißens für eine breite Anwendung nutzbar machen

Mit dem Laserauftragschweißen (englisch: Laser Material Deposition, LMD) lassen sich hochqualitative, dichte, schmelzmetallurgisch gebundene Metallschichten ohne umweltschädliche Chemikalien und Lärmemissionen ressourcenschonend herstellen. Doch trotz dieser Vorteile konnte sich das Verfahren bisher nur in einzelnen Anwendungen durchsetzen. „Die wesentlichen Restriktionen für den zögerlichen Einsatz, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), sind der hohe Bedarf an Expertenwissen und der hohe Aufwand für die benötigten, umfangreichen Versuchsreihen zur Ermittlung geeigneter Prozesseinstellungen“, weiß Dr. Ralf Polzin, Geschäftsführer von TIME in Wissen, zu berichten. Zudem erreiche LMD eine begrenzte Produktivität im Verhältnis zu den Investitionskosten.

Vor diesem Hintergrund wollen TIME und Fraunhofer ILT gemeinsam mit den brasilianischen Partnern ein neuartiges prädiktives Simulationsmodell entwickeln, um geeignete Prozesslandkarten zur Herstellung defektfreier Schichten automatisiert vorherzusagen. Mit dem Modell werden die physikalischen Prozesse in der Strahl-Stoff-Wechselwirkungszone und bei der Spurbildung exakt beschrieben und der Einfluss prozessrelevanter Einflussgrößen – wie Transmissionsgrad, Partikelerwärmung im Strahlengang, Erwärmung des Substrates und Spurbildung – in Abhängigkeit der Verfahrensparameter quantifiziert.

Simulation ermöglicht Skalierung der Produktivität

Die berechneten und experimentell verifizierten Prozessparameter werden direkt in ein maschinenlesbares Ausgabeformat überführt und durch eine neuartige zerstörungsfreie Ultraschallmikroskopie-Prüfmethode zur Erkennung von Poren und Bindefehlern unter Anwendung von Methoden der künstlichen Intelligenz qualifiziert. „Das Simulationswerkzeug wird es ermöglichen, die Produktivität bestehender Prozesse in Bezug auf Flächenrate und anwendbare Laserleistungen über weite Bereiche systematisch zu skalieren“, erklärt Dr. Thomas Schopphoven, Leiter der Abteilung Laserauftragschweißen am Fraunhofer ILT. Metallische Schichten mit einer Dicke von 500 μm sollen dann mit Beschichtungsraten im Bereich von einigen Quadratmetern pro Stunde aufgebracht werden können.

Mit diesem Ansatz ist eine sogenannte „First-Time-Right“-Produktion perspektivisch unabhängig von der Erfahrung des Bedieners möglich. Durch diese dynamische Prozessauslegung auf Basis der Simulation wird erwartet, dass die technologischen Vorteile des Laserauftragschweißens auch von KMUs genutzt werden können. „Zahlreiche Unternehmen, sowohl in Deutschland als auch Brasilien sind im projektbegleitenden Ausschuss vertreten und an den Ergebnissen des Forschungsvorhabens hochinteressiert“, sagt Dr. Andres Gasser, Senior Expert am Fraunhofer ILT. „Das System wird leichter in bestehende Produktionsumgebungen integrierbar sein, so dass viele Schweißfachbetriebe damit neuartige Anwendungen realisieren können.“

Spart Ressourcen und Energie

Durch die Bereitstellung dieser umweltfreundlichen Technologie für den breiten Markt wird das Projekt dazu beitragen, bei der Herstellung von Produkten Energie zu sparen und die Emission von Treibhausgasen zu verringern. Da sich darüber hinaus die Lebensdauer der so beschichteten Komponenten verlängert, werden auch Ressourcen für deren Herstellung eingespart.

Dr. Polzin: „Die Projektpartner verfügen über verteiltes Wissen, das gemeinsam genutzt werden muss, um die beschriebenen Ziele zu erreichen. TIME bringt dabei die technologischen und wissenschaftlichen Kompetenzen auf den Feldern, Schweißen, Künstliche Intelligenz und Werkstoffprüfung ein.“

Gefördert wird das Projekt von CORNET (Collective Research Networking). Die Initiative vernetzt nationale und regionale Programme der Gemeinschaftsforschung verschiedener Länder miteinander, um internationale Forschungsprojekte zugunsten kleiner und mittelständischer Unternehmen zu ermöglichen. In Deutschland basiert CORNET auf der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF). Die Förderung läuft über das Forschungsnetzwerk Mittelstand AiF.

Kontakt:

TIME – Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH
Koblenzer Str. 43, 57537 Wissen
Telefon: 02742 / 912727-0
E-Mail: ralf.polzin@time-rlp.de
Web: www.time-rlp.de

Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT
Steinbachstr. 15, 52074 Aachen
Telefon: 0241 8906 - 8107
E-Mail: thomas.schopphoven@ilt.fraunhofer.de

(Quelle: Presseinformation des TIME – Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH)

Schlagworte

KorrosionLaserauftragschweißenMaschinenbauSchweißtechnikSchwerindustrieVerschleiß

Verwandte Artikel

Zum Jahresausklang hatten etwa 40 Studierende der Fachschule für Maschinenbautechnik (FS MB) und der Fachschule für Elektrotechnik (FS ET) Aschaffenburg die Möglichkeit, in die Welt des Schweißens einzutauchen.
20.12.2024

Studierende besuchen das Innovations- und Technologiezentrum von ABICOR BINZEL

Zum Jahresausklang hatten etwa 40 Studierende der Fachschule für Maschinenbautechnik (FS MB) und der Fachschule für Elektrotechnik (FS ET) Aschaffenburg die Möglichkeit,...

Elektrotechnik Fachkräftequalifizierung Maschinenbau Maschinenbautechnik Nachwuchsförderung Schweißtechnik
Mehr erfahren
Einzigartig ist der patentierte, automatisch geregelte Schweißprozess TIG DynamicWire, bei dem die Schweißstromquelle die Drahtvorschubgeschwindigkeit aktiv an die Gegebenheiten anpasst und dadurch Spalte bis zu 30 % ausgleichen kann.
17.12.2024

Vielseitigkeit und Flexibilität beim automatisierten Schweißen

Es gibt zahlreiche Vorzüge, mit denen die Fronius iWave im Robotereinsatz oder als Herzstück von Automationsanlagen glänzt.

Automation Automatisiertes Schweißen Behälterbau MAG Schweißen MIG Schweißen Roboterschweißen Robotik Rohrleitungsbau Schienenfahrzeugbau Schweißnähte Schweißnahtoptik Schweißtechnik WIG Schweißen
Mehr erfahren
Auf der CAMX in San Diego präsentierten Wilhelm Rupertsberger, Nolan Strall und Marc Perberschlager (v.l.) eine Simulation zur automatisierten Propellerblattfertigung für die Aerospace Industrie.
16.12.2024

Go west: Innviertler Know-how in den USA gefragt

Fill Maschinenbau setzt seinen Internationalisierungskurs fort und verstärkt seine Vertriebsaktivitäten am nordamerikanischen Markt.

Automobilindustrie Bauindustrie Kunststoffindustrie Luftfahrt Maschinenbau Metallindustrie
Mehr erfahren
Fronius zählt zu den Top 5 % der nachhaltigsten Unternehmen.
13.12.2024

Fronius holt erneut Gold bei EcoVadis-Rating

Die aktuelle Nachhaltigkeitsbewertung der Ratingagentur EcoVadis stellt Fronius erneut ein gutes Zeugnis aus: Das Unternehmen konnte sich erneut die Goldmedaille sichern.

Nachhaltigkeit Schweißtechnik
Mehr erfahren
13.12.2024

SCHWEISSEN & SCHNEIDEN auf Erfolgskurs

Die Weltleitmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN für die Bereiche Fügen, Trennen und Beschichten, startet mit großem Rückenwind in die Planungen der Messejahre 2025 und 2029.

Beschichten Fügen Metallbearbeitung Metallurgie Metallverarbeitung Oberflächenbearbeitung Schneiden Schneidtechnik Schweißen Schweißtechnik Trennen
Mehr erfahren